Nocte Obducta - Nektar - Teil 1

Review

Musikalische Vertonungen des Laufes der Jahreszeiten gab es schon unzählige. Nocte Obducta, schon immer eine Ausnahme im deutschen Black Metal Sektor, legen nun mit „Nektar – Teil 1“ ihre eigene Interpretation des Themas vor und fesseln mit vier monumentalen Stücken, deren Stimmungen so unterschiedlich sind, wie die vier Jahresviertel selbst. Von melodischem Black Metal, über deathige Einflüsse bis hin zu hypnotisierenden Percussioneinlagen und ruhigen Momenten erstreckt sich die Weite der Klangwelt.
„Frühling: Des schwarzen Flieders Wiegenlied“, der erste Song des Werkes, beginnt mit einem langen, sehr zügig gespielten, melodischen Instrumentalteil, dessen Melodieführung ausführlich den Rahmen beschreibt, in dem sich der Song über die nächsten fünfzehn(!) Minuten bewegen wird. Die ausgeprägte Melodik des Songs, die teilweise sogar mit viking/pagan-artigem Einschlag aufwartet, setzt sich dabei sehr schnell im Ohr fest und beweist einmal mehr, dass Nocte Obducta immer wieder für Überraschungen gut sind. Vor allem wenn man sich an „Schwarzmetall“ zurückerinnert, welches mit seinem ungestümen old school Black Metal das exakte Gegenteil zu „Nektar“ darstellen dürfte.
Wie aus dem Nichts tauchen plötzlich tiefe Growls auf, die im Laufe der Scheibe zusammen mit den höheren Screams und dem immer wiederkehrenden beschwörenden Sprechgesang den sehr abwechslungsreichen stimmlichen Rahmen bilden. Variantenreich gestaltet sich auch die Instrumentalarbeit: obwohl es durchweg sehr melodisch zugeht, lassen sich in den Songs vor allem in den immer wieder eingestreuten Blastparts trotzdem sehr ursprünglich wirkende Black Metal Einflüsse erkennen. Besonders in „Herbst: Lenkte einsam meinen Schritt…“ lässt auch die Melodie Erinnerungen an Immortals „Unsilent Storms In The North Abyss“ wach werden. Gepaart mit Songlängen von knapp neun bis stark fünfzehn Minuten ist die Kombination dieser vielfältigen Facetten als fast schon progressiv zu bezeichnen, zumal in den Liedern mit sehr unterschiedlichen Teilen jongliert wird, deren Verschmelzung an sich schon den Lauf der Jahreszeiten widerspiegeln könnte: „Winter: Dezembermond“ beispielsweise, beginnt sehr schleppend und bedrückend, zieht nach einiger Zeit in Tempo und Aggression an, um nach einem Wechselbad aus ruhigen Passagen, sinfonischen Teilen und schnellen Blastparts wieder in seiner langsamen Natur und einem von einem zerbrechlich wirkenden Klavier begleiteten Outro zu enden. Nektar für die Ohren! Man darf wirklich gespannt sein, was „Nektar – Teil 2“, welches für Januar 2005 angekündigt ist, bringen wird. Solange ist Teil 1 eine unbedingte Kaufempfehlung!

30.09.2004
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