Nocte Obducta - Karwoche - Die Sonne der Toten pulsiert

Review

Soundcheck August 2023# 1 Galerie mit 32 Bildern: Nocte Obducta - Walpurgisnacht 2023 in Berlin

NOCTE OBDUCTA liefern seit ihrer Rückkehr mit „Verderbnis – Der Schnitter kratzt an jeder Tür“ im Jahr 2011 stetig ab und so kann man sich grob im Zwei- bis Dreijahresrhythmus über ein neues verschrobenes Kleinod der Black-Metal-Sonderlinge aus Mainz freuen. Bei aller sonstigen Unberechenbarkeit hat sich seit zwei Alben allerdings eine deutlichere Hinwendung zu rabiatem Black Metal der frühen Tage herauskristallisiert, während allzu psychedelische oder schwelgerische Exkurse für den Moment hinten anzustehen scheinen. Auch das 14. Album „Karwoche – Die Sonne der Toten pulsiert“ folgt weitestgehend diesem Trend, alle Zeichen stehen also mal wieder auf Sturm.

NOCTE OBDUCTA fallen gleich mit der Tür in die Taverne

Ganz so ruppig wie der Vorgänger „Irrlicht – Es schlägt dem Mond ein kaltes Herz“ oder einige der Frühwerke scheppert „Karwoche“ zwar nicht durch die nebelverhangenen Gassen, die schwarzmetallische Garstigkeit hat aber offensichtlich erstmal Fuß gefasst. Und so eröffnet „Sonne der Toten“ die neue Scheibe ordentlich rödelnd und mit jeder Menge Punk-Attitüde und Rock’n’Roll-Dreck unter den Fingernägeln. Irgendwie vollbringen die Mainzer das Kunststück, jedem Album einen eigenen Spirit zu verleihen, ohne dabei je ihren angestammten Sound aus den Augen zu verlieren.

Denn verhallte Riffs mit ordentlich Reverb, abseitige Melodien sowie das unheilige Krächzen und düstere Raunen von Torsten, all das kennt man natürlich von NOCTE OBDUCTA. Diese Markenzeichen werden bei Nummern wie dem ebenfalls recht rotzigen „Drei gemeuchelte Sommer“, dem getragenen Titeltrack und dem so subtil melodischen wie bitterbösen „Blutmond Nemesis“ stilvoll durch exerziert. Und doch ist da immer etwas mehr, als sich beim ersten oberflächlichen Hördurchlauf offenbart.

Seien es unterschwellig schaurige Keyboards beim ranzig rasenden „Conamara Chaos“ oder sehr viel weniger unterschwellige aber dafür umso schaurigere Keyboards beim doomigen „Birkenpech“; selbst wenn NOCTE OBDUCTA vordergründig einen auf primitiv und aufs Maul machen, so verstehen sie es doch stets, eigenwillige Spielereien einzubauen und eine dichte Atmosphäre zu erzeugen. Und ganz nebenbei ziehen sie mit dem im Marschtempo vorgetragenen „Balder“ auch noch den Hut vor BATHORY.

Zum Abschluss ein Prosit der Gemütlichkeit

Die Atmosphäre kommt genau wie die bereits erwähnte Grundstimmung der einzelnen Alben auch durch die Produktion zustande, denn wo „Irrlicht“ eisig aus den Boxen klirrte, wohnt „Karwoche“ eine Glut inne, die mal feurig auflodert und dann wieder ruhig vor sich hin schwelt. Dies kulminiert beim abschließenden „Feigen und Schwarzbier“ sogar in einer Art melancholischer Gemütlichkeit, die den Eindruck erweckt, man würde sich tatsächlich im schwach beleuchteten Hinterzimmer einer verrauchten, zwielichtigen Taverne befinden und mit ebenso zwielichtigen Spießgesellen in Erinnerungen an den vergangenen Sommer schwelgen.

Was soll man noch sagen, „Karwoche“ zeigt NOCTE OBDUCTA, wie man sie nun seit 30 Jahren kennt und liebt (oder eben nicht). Erneut geben sich die Mainzer vordergründig roh und aggressiv, ohne aber das Verspielte in ihrem Sound zu kurz kommen zu lassen. Die Lyrics sind wie üblich so poetisch wie kryptisch gehalten und der ganzen Chose wohnt eine urige Verschrobenheit inne, die auf jegliche Trends pfeift und sich niemandem anbiedert. NOCTE OBDUCTA eben.

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14.08.2023

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7 Kommentare zu Nocte Obducta - Karwoche - Die Sonne der Toten pulsiert

  1. Watu sagt:

    Nocte Obducta sind bislang immer eher an mir vorbeigeglitten, aber der Videosong hat was, damit kann ich mich sehr anfreunden und freue mich auf das Album.

  2. onlythewindremembers sagt:

    Hast du nicht mal die „Nektar – Teil 2“ gehört?
    Weil das Ding ist ein Meilenstein im deutschen Avantgarde BM.

  3. Kazanian sagt:

    Nektar (beide Teile) und Taverne sind bockstarke Alben. Ich mag auch noch die Galgendämmerung, die Sequenzen, die Umbriel und die Irrlicht echt gerne. Ist schon ne echt feine Band.

  4. Watu sagt:

    (Rein)gehört habe einiges von denen, aber bisher hat es noch nicht so richtig gefunkt. Aber ich teste es definitiv noch mal aus, man kann sich ja auch Dinge mit der Zeit erarbeiten. ;))

  5. onlythewindremembers sagt:

    Nektar 2 hat halt mit „Und Pan spielt die Flöte“ diesen einen ultimativen Übersong.
    Ich würde dazu übrigens direkt noch die Band Dinner auf Uranos empfehlen.

  6. Hex sagt:

    Auch wenn ich hier etwas spät bin: ich glaube, wenn man mit der Band „aufgewachsen“ ist und diese kontinuierlich verfolgt hat (ich bin damals 2000 mit dem Album Taverne eingestiegen), dann eröffnet sich einem das Nocte-Universum doch eher als wenn man jetzt erst reingrätscht und sich die Diskografie „erarbeitet“. Klar, Nocte Obducta sind keine Band welche immer direkt zündet, die brauchen etwas Zeit. Aber wer sich diese Zeit nimmt, bleibt oft tatsächlich auf dieser Band hängen. Es ist ohnehin schwer, die Band auf ein paar „Hits“ runterzubrechen, da sich die Alben oft als Ganzes erschließen. Ich kenne aber auch Leute, denen diese Band einfach nicht reinläuft, das ist natürlich auch vollkommen in Ordnung.

    Ich höre jetzt seit Anfang der 90er Metal, überwiegend Black Metal und Death Metal. In dieser Zeit habe ich manche Band kommen und gehen hören. Aber Nocte Obducta haben sich echt in mein Hirn gegraben und dort neben zahlreichen anderen wirklich guten Bands ihren festen Platz gefunden. Es lohnt sich also, die Zeit in diese Band zu investieren, zumindest rein subjektiv betrachtet.

    Punktezahl und Review gehen in Ordnung.

    Cheers

  7. Hex sagt:

    Dinner Auf Uranos = sehr geil