Shadow's Far - Eleven Sins

Eine Band aus der Schweiz sollte es eigentlich am ehesten wissen: In einem kürzlich verabschiedeten vierten Zusatzprotokoll zu den Genfer Konventionen ist die Verwendung von Totenköpfen auf Metal-CD-Covern strengstens untersagt. Nun gut, wir wissen ja, dass die Schweizer etwas langsamer sind… will sagen, dass sich die Schweizer für alles eben ein bisschen mehr Zeit nehmen. Also wollen wir den Jungs ihren Verstoß noch einmal nachsehen, denn die Mucke des Fünfers entschädigt uns durchaus.

Zunächst soll die sehr saubere und professionelle Produktion erwähnt sein, die in Anbetracht der Tatsache, dass das Album in Eigenregie entstand, wahrlich eindrucksvoll gelungen ist. Eine feine Produktion läuft aber freilich ins Leere, wenn die gebotene Klangkunst fürs Gesäß ist. Aber, oh lobet den Stahl, erweisen sich die Songs der Aufnahme mehr als gerecht. Sicherlich ist diese Kombination aus Todesblei und melodiösem Thrash mehr als viermal gehört, doch hört man sie in dieser Qualität eigentlich recht gerne. Dabei lassen sich auch moderne Einschübe und Querverweise auf so manche amerikanische Band erkennen. Die eigentliche Marschrichtung lautet aber Schweden-Kurs! Dass THE HAUNTED und jüngere SOILWORK hier und da anklingen, darf dann natürlich nicht verwundern oder gar stören.
Dazu passt das heiser kreischende Organ des (bereits gegangenen) Fronters gar wunderprächtig.

Die Jungs zocken tight und songdienlich; und halten sich im direkten Vergleich zum Demo-Vorgänger „Lost In Contemplation“ ein wenig zurück, so werden weit weniger progressiv angehauchte Parts in die Songs eingebaut und man spielt größtenteils straight forward, allerdings ohne hierbei die Abwechslung und facettenreiches Songwriting vermissen zu lassen. Wäre jetzt zusätzlich noch der ein oder andere Hit dabei, so einer mit gefährlichem Ohrwurmcharakter, dann müssten sich die Eidgenossen vor der internationalen Konkurrenz aus dem Genre überhaupt nicht mehr verstecken. Höchstens vor dem Internationalen Strafgerichtshof, wenn sie das nächste Album auch wieder mit Totenköpfen schmücken.