Soulfly - Prophecy

Review

Was hat man von SOULFLYs mittlerweile viertem Album zu erwarten? Irgendwie alles…oder auch gar nichts. Max feuerte kürzlich erst seine komplette Mannschaft. Aber fällt dies wirklich ins Gewicht? Ein richtiges Bandgefüge gab es bei SOULFLY doch noch nie. Trotzdem ist beachtlich, mit welcher Schnelligkeit Herr Cavalera mit Unterstützung seiner Frau Gloria mehr als namhaften Ersatz aus dem (Zucker-)Hut gezaubert hat: Marc Rizzo, seines Zeichens ex-ILL NINO-Klampfer, erweitert den Sound der Seelenfliege mit wunderhübschen Flamenco-Spielereien („Porrada“), während sich hinter dem Schlagzeug wieder Joe Nunez niedergelassen hat, der schon „Primitive“ Kessel-technisch veredelte. Doch dem nicht genug, konnte Max für fünf Tracks ex-MEGADETH-Viersaiter Dave Ellefson an den Bass holen. Ein guter Griff, wie z.B. das bärenstarke HELMET-Cover „In The Meantime“ zeigt. Aber kommen wir jetzt mal zum Kern des Ganzen, zur Musik: Die Konstanten im SOULFLY-Gefüge sind auch auf Album Nr. 4 geblieben. Mit „Soulfly IV“ hat Max seine Instrumentalreihe erneut steigern können, und Asha Rabouin (bekannt von „Fly High“ und „Tree Of Pain“) hat beim sehr zerbrechlich wirkenden „Wings“ ihren dritten glanzvollen Gastauftritt. Darüber hinaus sprudelt „Prophecy“ wie gewohnt vor Spiritualität (erneute Gotteswidmung, Löwe von Juda auf dem Cover, Lyrics) nur so über. Und auch die Experimentierfreudigkeit eines Herrn Cavalera ist geblieben. Allerdings lehnt er sich diesmal mit seinem weltmusikalischen Anspruch etwas weit aus dem Fenster. Ist das mit der serbischen Band EYESBURN in Angriff genommene Reaggae-meets-Metal-Experiment „Moses“ noch als Highlight und uneingeschränkt funktionstüchtig zu werten, rollen sich einem hingegen beim Blechblasmusik-Outro zu „Wings“ namens „March On River Drina“ dezent die Fußnägel hoch. Nichts gegen die Offenheit und die Auf-zu-neuen-Ufern-Einstellung von Max, ganz im Gegenteil, ohne sie würde SOULFLY nicht funktionieren, aber in diesem Fall passt es einfach nicht ins Gesamtbild. Der eigentliche Grund, warum mir „Prophecy“ jedoch nicht so gut munden will wie seine Vorgänger, ist die Tatsache, dass Max während der Metal-lastigen Parts etwas schwächelt. Mit dem Titeltrack, „Living Sacrifice“, „Execution Style“, „Defeat U“ und „Mars“ hat er zwar das härteste und SEPULTURA-nächste Eröffnungsquintett der Bandgeschichte am Start, erreicht aber nie das Level von Brechern wie „Eye For An Eye“, „Back To The Primitive“, „Bring It“, „Enterfaith“ oder „L.O.T.M.“. So sind es doch die abgefahrenen Experimente, die dieses Album „retten“. Ohne „Moses“, die zwischen metallischer Eruption und zarter Schüchternheit wechselnde Jam-Session „I Believe“ oder das stimmungsvolle „Soulfly IV“ wäre „Prophecy“ nicht mehr als ein solider Versuch, nach „Roots“ das Ende des SEPULTURA-Fadens wieder aufzugreifen. P.S.: Das schmucke Digipack kommt übrigens zusätzlich noch mit sechs leckeren Live-Bonus-Tracks daher.

06.04.2004
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