Testament - The Formation Of Damnation

Review

Wenn diese Band nicht Musikgeschichte geschrieben hat, welche dann? Als eine der dienstältesten Thrash-Metal-Bands 1983 in der legendären Bay Area, Brutstätte dieser Musikrichtung, unter dem Banner THE LEGACY gegründet, gehörten TESTAMENT mit zu den Wegbereitern einer damals revolutionären Musikrichtung, die alles veränderte. „The Legacy“, „The New Order“, „Practice What You Preach“, „Souls Of Black“… die Liste der unsterblichen Klassiker ist vielleicht nicht ganz so lange wie bei manch anderen Kollegen der damaligen Zeit, aber definitiv nachhaltig und von Bedeutung.

Leicht hatte es die Band wahrlich nicht. Lineup Probleme, hier vor allem der stets vakante Posten am Schlagzeug sowie der Ausstieg von Ausnahmegitarrist Alex Skolnick, das sehr späte Erscheinen des Debütalbums „The Legacy“ im Jahre 1987, der Death-Metal-Boom Ende der Achtziger/Anfang der Neunziger und das gleichzeitige Abebben der Nachfrage nach Thrash, und dann noch mit „The Ritual“ ausgerechnet 1992 ein sehr schönes, höchst melodisches, aber dennoch im Gesamten am Geschmack der Fans meilenweit vorbeigehendes Album. „Low“ erzielte nicht die gewünschten Verkäufe, als Ergebnis wurde die Band von Atlantic Records fallengelassen. So schafften es TESTAMENT leider nie, an die großen Vier namens SLAYER, MEGADETH, METALLICA und ANTHRAX anzuknüpfen. Und dann noch die Krebserkrankung von Sänger Chuck Billy im Jahre 2001, für dessen Unterstützung im September desselben Jahres das „Thrash Of The Titans“ Festival organisiert wurde, in dessen Nachwehen wir wieder mit EXODUS und DEATH ANGEL zwei weitere hochklassige Thrash-Bands zurück in der Szene begrüßen dürfen. Nicht wenige dachten damals an das endgültige Aus für TESTAMENT.

Doch widmen wir uns nun „The Formation Of Damnation“ und einer hoffentlich glücklicheren Zukunft für diesen äußerst sympathischen Haufen! Unglaubliche neun Jahre nach dem ultraharten „The Gathering“ zeigt sich die Bay Area-Legende, nahezu im klassischen Ur-Lineup des Debüts, erneut von ihrer stärksten Seite, mit unglaublicher Vehemenz knallen die 11 Stücke aus den Lautsprechern. Auf solch erstklassigen Stoff haben wir wirklich viel zu lange warten müssen!

Herausstechend ist wieder einmal die Weltklasse-Gitarrenarbeit von Eric Peterson und Griffbrettzauberer Alex Skolnick, denn dieses Album besteht zuerst einmal aus prägnanten, markanten und Schädelspaltenden Riffs, Riffs und nochmals Riffs. Dazu einige höchst melodische, virtuose Leads, ausgefeilte, akzentuierte Soli – nicht nur im Thrash Metal gibt es wenige Gitarristen, welche es mit den Fähigkeiten und dem fulminanten Spiel eines Herrn Skolnick aufnehmen können. Dann natürlich die Stimme! Wurde Chuck Billy noch für seine Arbeit auf den letzten beiden Werken seitens der Oldschool-Fraktion etwas aufgrund der teilweise tiefen Growls, welche schon stark in Richtung Death Metal gingen, kritisiert, so finden sich eben diese auch auf „The Formation Of Damnation“. Aber nicht nur das, auch melodischer Gesang, sogar Screams, Chuck glänzt mit stimmlichem Volumen sowie einer absolut starken Bandbreite, und das in Höchstform. Genau so, wie es der Song verlangt, setzt der Hüne sein Organ ein. Schön effektiv eingesetzt wurden auch coole Background Chöre. Zusammen mit den zurückgekehrten Greg Christian am Bass sowie der ebenfalls an seinem Instrument für dieses Genre absolut meisterhafte Paul Bostaph vervollständigt sich das Lineup 2008.

TESTAMENT verbinden auf „The Formation Of Damnation“ altes mit neuem, will heißen, das Album ist sehr hart und melodisch, klingt traditionell und aktuell zugleich. Die typische Rhythmik, die filigrane Gitarrenarbeit, die mächtige Stimme, der Stil ist unverkennbar, und eigentlich bürgt ja alleine schon der Name für höchste Qualität. Dabei gelingt es den Mannen, die Brücke zu schlagen vom letzten Faustschlag „The Gathering“ bis zurück zu „The New Order“ oder besser gesagt einer reiferen Version dieses Klassikers. Doch auch die höchst melodische Komponente wie im Midtempo-Stampfer „Afterlife“, welcher so oder so ähnlich auch auf dem sträflich unterbewerteten „The Ritual“ einen Ehrenplatz gehabt hätte, wird keineswegs ausgeklammert. Aber Abwechslung war ja auch schon immer ein wichtiger Teil im Schaffen TESTAMENTs. So paaren sich Komplexität und schiere Brachialgewalt zu einer schlagkräftigen Symbiose, welche durch die mörderischen Hooklines wie bspw. im Übersong „F.E.A.R.“ gekrönt wird.

Thrashgranate reiht sich an Thrashgranate, weitere Songs aufzuzählen wäre absolut überflüssig, denn es befindet sich nicht ein Hänger auf „The Formation Of Damnation“, no fillers, just killers. Druckvoll, transparent, zeitgemäß und absolut authentisch, die Produktion von Andy Sneap veredelt diesen Leckerbissen. TESTAMENT sind und bleiben ein Garant für mitreißenden, intelligenten und hochklassigen Thrash Metal. Für mich ist dieses kompromisslose Feuerwerk ganz klar eines der absoluten Highlights des Jahres!

Ach ja, und herzlichen Glückwunsch zum 25jährigen Jubiläum! Ich verneige mich!

17.04.2008

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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