The Crest - Letters From Fire

Man nehme ein paar elektronisch-poppig angehauchte Melodien, lege eine lahmende, ausgelutscht wirkende, mal härtere, mal zurückhaltendere Gitarrenarbeit darüber, benutze bekannten, weiblichen Elfengesang mit seltener, männlicher Unterstützung und fertig ist das Grundgerüst für den Sound von The Crest. Klingt irgendwie altbacken und wenig originell, oder? Daran können auch gelegentliche Ausflüge in trip-hoppige Gebiete oder eingestreute, ruhige Pianoparts nichts ändern. Man hat dieses Rezept einfach schon zu oft gehört und kann sich ein müdes Gähnen nicht verkneifen. Die elf Songs auf „Letters From Fire“ bestehen zur Hälfte aus langsamen Deprinummern und zur anderen Hälfte aus flotterem Goth-Pop-Rock, was ohne Zweifel die besseren 50% dieses Albums sind. So kann man Stücke wie den Opener „Fire Walk With Me“ oder „Childhood’s End“ (kein Maiden-Cover!!!) getrost nebenher laufen lassen, wenn man Besuch hat oder die Fenster putzt. Versteht mich nicht falsch, die vier norwegischen Musiker liefern technisch saubere Arbeit ab, aber der Funke will einfach nicht überspringen. Das letzte Album, was mich auf diesem Sektor vollends begeistern konnte, war Theatre Of Tragedys „Aegis“ und auch The Crest sind nicht dazu in der Lage, mit ihrem Debut diese Lücke adäquat zu füllen. Aufgrund mangelnder Songtiefe wirkt ihr musikalisches Konzept zu durchschaubar und Tracks wie „Butterflies & Dragons“ oder „Pills For Broken Dreams“ kratzen nur an der Oberfläche, schaffen es aber nicht, dem Hörer eine wohlige Gänsehaut über den Rücken zu jagen. Wer hingegen von Theatre Of Tragedy-Klonen nicht genug bekommen kann, dem sei „Letters From Fire“ wärmstens an Herz gelegt. Ich bleibe lieber beim Original, um ein unweigerliches Einschlafen zu verhindern.

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