Within Temptation - The Unforgiving

Review

Zugegeben, so sehr ich die Band und ihre Musik ansonsten auch mag, waren mir die früheren WITHIN TEMPTATION-Alben an manchen Stellen dann doch eine Spur zu kitschig. Was könnte die Band also besseres machen als eine leichte musikalische Kurskorrektur vorzunehmen, die bombastischen Symphonik-Elemente eine Spur zurückzufahren und sich statt dessen stärker an der Rockmusik der 1980er-Jahre orientieren? Zusätzlich gingen die Holländer nie zuvor so vielseitig und abwechslungsreich zu Werke, ohne dass sie dabei ihre bisherigen Trademarks aus den Augen verlieren. Folgerichtig erscheint nun mit „The Unforgiving“ ihr bislang bestes Album.

Das Cover-Artwork wirkt stilistisch zunächst etwas ungewohnt, ist aber eng verknüpft mit dem Comic, auf dem die Scheibe basiert und der nach und nach über die Band-Homepage erhältlich sein wird. Zudem wurden bereits im Vorfeld drei Kurzfilme produziert, die neben anderem Bonus Material auf der DVD, die der Special-Edition des Albums beiliegen wird, enthalten sein werden. Auf die Story soll an dieser Stelle nicht weiter eingegangen werden, Interessierte können weitere Infos auf der Band-Homepage, sowie im Interview hier auf Metal.de finden. Und überhaupt muss ein gutes Album ja auch ohne diesen ganzen Multimedia-Schnickschnack funktionieren, so nett dieser auch sein mag.

„The Unforgiving“ jedenfalls funktioniert ganz hervorragend. Nach dem kurzen Spoken-Word-Intro „Why Not Me“ legt der starke Opener „Shot In The Dark“ den Grundstein für einen mitreißenden Spannungsbogen, der über die gesamte Spielzeit hinweg nicht einmal einbricht und es schafft, dass die Stücke bei aller stilistischen Vielfalt als ein homogenes Gesamtkunstwerk wahrgenommen wird. Da harmoniert ein flotter Up-Tempo-Track wie „In The Middle Of The Night“ hervorragend mit ruhigeren Stücken wie „Fire And Ice“ und das groovige „Faster“ vereint starkes Riffing mit an die besseren Momente des 80er-Jahre-Synthie-Pop erinnernden Electro-Elementen.

Überhaupt scheint das, was der WITHIN TEMPTATION-Sound an orchestralem Bombast verloren hat, in der Electro-Ecke gut investiert gewesen zu sein. Natürlich werden etwaige Sound-Lücken noch immer gerne mit epischen Streicher-Sätzen gestopft, dass man manchmal aber auch mit Synthie-Sounds denselben Effekt zu erzielen versucht, lässt das ganze weniger kitschig und weniger einseitig wirken. Und wenn dann noch ganz unverhofft ein ohrwurmiger Refrain wie in „Iron“ um die Ecke kommt, ist für Fans von melodischem Metal mit Frauengesang der Tag gerettet. Über das enorm vielschichtige und dennoch relativ stark in der Tradition bisheriger WITHIN TEMPTATION-Songs stehende „Where Is The Edge“ steigert sich das Album weiter zu meinem persönlichen Höhepunkt, dem von einem poppigen Electro-Beat dominierten „Sinéad“.

Natürlich muss daraufhin die Ballade „Lost“ erst einmal einen Ruhepunkt setzen. Und spätestens hier muss man den Gesang von Frontelfe Sharon den Adel erwähnen, der sich auf dem neuen Album öfter in rockige Gefilde begibt, als dass der Opern-Sopran bis zum äußersten getrieben und das Gehör der Zuhörerschaft mit schrillen Höhen gequält wird. Das Ende steigert sich noch einmal hin zum flotten „A Demon’s Fate“, in dem noch einmal etwas tiefer in die Bombast-Kiste gegriffen wird. Das abschließende „Stairway To The Skies“ wird dann mit seiner hypnotisch-melancholischen Melodieführung zum Epilog eines bombenstarken Albums, das große Lust auf die für den Herbst angekündigten Live-Shows der Holländer macht.

10.03.2011
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