Wotanskrieger - Geleit

Review

Tja. Mit den vier Worten „rührend, halbgar und kitschig“ ist eigentlich das Meiste zu dieser Platte gesagt. Ein handgeschriebenes Zettelchen bei der CD, die Platte zu Hause mit drittklassiger Technik viel zu dumpf und drucklos aufgenommen, deutschtümelnde muttersprachliche Texte und standardisierter heidnischer Metal dazu. WOTANSKRIEGER sind, soweit ich das beurteilen kann, das Paradebeispiel für eine Proberaumband im alten Stil. Grottenschlechte Bandfotos, auf denen sich die Jungs und das Mädel am Keyboard und Begleitmikro (auch das absolut typisch) nicht zwischen naturverbunden, urdeutsch und hart probend entscheiden können, zieren ein echt geschmacklos aufgemachtes Booklet, in dem unter anderem die etwa viermilliardste Interpretation der Wilden Jagd oder des Ragnarök nachzulesen ist. Als einziger Text ist der zum Titelstück einigermaßen nett, alles andere schwankt zwischen peinlich und unerträglich und erinnert in der Reimsicherheit und dem Wortgeschmack an die Familiendichtung zur goldenen Hochzeit. Zum Weghören.
Hat man sich trotzdem ein Herz gefasst und die Scheibe eingelegt, erwarten einen recht zähe Songs mit so etwa keinem Wiedererkennungswert. Im Tempo zwischen mittelschnell und langsam schwankend, taumeln die Stücke zwischen Black- und Death-Metal. Entweder spielen die Gitarren – und das sind dann die Lichtblicke – gegenläufige Melodien, oder beide Gitarren, Bass, Keyboard und Gesang geben exakt dieselben Linie zum Besten. Die Riffs sind Standard jeder Schülerband, das Keyboardgeplänkel von billigen Chören oder Dreitonklavier ist einschläfernd und vorhersehbar, der klare Gesang die größte Zeit gräulich schief und sowohl der gekreischte als auch der gegrunzte viel zu lasch, und der Schlagzeuger hat von Klickspuren sicher noch nichts gehört. Anders kann man sich die furchtbar poltrigen Double-Bass- … nun… Krämpfe, nicht erklären, finde ich. Vielleicht sollte er lieber ganz an den Dudelsack wechseln, an dem er sich hier und da mit durchwachsenem Erfolg versucht hat.
Trotzdem, die Kapelle hat echt anständige Momente, beispielsweise in „Lichterwachen“ oder in dem wirklich schönen „Geleit“, das gleich in zwei Versionen vertreten ist. Die „alternative“, als Klavierstück mit der zwar nicht wirklich guten, aber gefühlvollen und damit charmanten Stimme von Jessica, ist für mich das Highlight einer ansonsten todlangweiligen Scheibe, die bestenfalls als Demo oder MENHIRs „Die ewigen Steine“ für Arme durchgeht. Da das Ding aber schon die dritte CD von WOTANSKRIEGER ist und der Anfängerbonus bei mir nicht 8 Jahre lang gilt, muss ich hart sein.

10.05.2005

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