Dornenreich
"In Luft geritzt" Song By Song

Special

Die einzelnen Songs des Albums „In Luft geritzt“ kommentiert Eviga.

1. Drang

Ein – über weite Strecken – sehr getriebenes Stück, das im Zusammenklang mit den Worten einen äußerst starken Drang vermittelt, der erst im zweiten Teil des Stückes sein ganzes Wesen erkennt und sich so selbst erlöst. Kraftvoll und vorwärts strebend.

2. Unruh

Der Titel verdeutlicht die Natur der Musik und schickt das lyrische Ich auf eine fieberhafte Reise, die bestimmt ist von ambivalenter Leidenschaft, von Drang und Trieb.
Ratio und Bewusstsein haben hier wenig Platz und das Stück endet mit einer bewussten Bitte des lyrischen Ichs an sich selbst bzw. die eigenen Kräfte, die zerstören und schaffen können und zuweilen kaum zügelbar scheinen. Ein wilder Ritt – mit Eros und Thanatos in der Brust. Feuer birgt lebensnotwendige Wärme, doch es kann auch zerstören.

3. Jagd

Der Titel könnte wohl nicht stimmiger sein. Knapp und präzise führt er hin zum Stück selbst. Die Musik liegt zu Beginn auf der Lauer, scharrt (innerlich) dann immer gieriger und bricht schließlich mit einem Satz auf zur Jagd.
Der Wolf gerät mir hier zum Symbol bedingungsloser Hingabe an einen Moment und ist freilich auch Symbol für die instinktive Urkraft in uns allen.

4. Freitanz

Ein ekstatischer Tanz in Freiheit. Die Stimme bekräftigt die Gesten der Musik lediglich mit dem Wort „frei“.

5. Sehnlauf

Ein sich weit ausstreckendes Sehnen steht hier im Mittelpunkt. Ein Sehnen, das in seiner Stärke und zugleich Nichterfüllung unsere weltliche Reise erst beseelt. Es geht um die Balance zwischen dem unstillbaren Hunger nach Ferne und Abenteuer und der Erfahrung von nährender Nähe im Hier und Jetzt. Diesen Wechsel zwischen Ferne und Nähe spiegelt die Musik bildhaft wider.

6. Flügel in Fels

„Flügel“ symbolisieren hier das innere Feuer von Träumen, Wünschen, Vorstellungskraft und Wille, an dem man sich immer wieder einfindet, um neue Kräfte zu versammeln, Erlebtes zu verarbeiten und sich klarer auszurichten. Zuweilen gleiten Flügel, geben sich den Lüften hin und sehr oft ist einzig der eigene Flügelschlag die Möglichkeit, um sich selbst vor dem Fallen zu bewahren.
Musikalisch sind hier Bilder wie „Flug“, „Gleiten“, „Fallen“, „Brechen“ sowohl in Melodie und Harmonie als auch in die Rhythmisierung verwoben, was den Gesamtausdruck ungemein eindringlich werden lässt.

7. Meer

„Meer“ ist eines der ersten Stücke, die für das Album entstanden und tatsächlich beschwört die Musik zuweilen Bilder einer stürmischen See und zuweilen Bilder eines stillen Gewässers und lässt das lyrische Ich die Weisheit des Meeres erfahren.

8. Aufbruch

Erneut pendelt dieses Stück zwischen „Aufbruch“ in die Ferne und Nähe – sowohl musikalisch als auch textlich. Der Ruf der inneren Stimme wird laut und fordert zu zweifachem Aufbruch: der Bruch wirkt nach innen und nach außen.
Im in sich ruhenden Zentrum des Stückes steht also das Vernehmen der eigenen inneren Stimme: „etwas spricht zu mir und öffnet mich“.

9. Dem Wind geboren

Das verspielte Wesen des Windes findet Ausdruck in der Musik. Meinem Empfinden nach weht in diesem Stück eine nährende Melancholie, die die Haupterkenntnis des lyrischen Ichs „Dem Wind geboren“ vertieft.

10. Zauberzeichen

„Zauberzeichen“ begegnen mir, wenn ich in manchen Momenten ein Gefühl für das große Ganze bzw. das Umfassende entwickle. Musikalisch beginnt dieses Stück
durchaus verträumt, während es nach und nach ahnungsvoller und auch trauriger wird. Am Ende kündet die Musik meiner Meinung nach vom Versuch des lyrischen Ichs, sich besagte „Zauberzeichen“ „in allem Wandel“ zu bewahren.

01.05.2008

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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