Darkthrone
Die UV-Strahlung in Person - Max Necro (DARKTHRONE) über Trueness, Fenriz und musikalische Einflüsse

Special

DARKTHRONE haben ihr Maskottchen erst spät, sozusagen in ihrer Iro-Nischen-Phase ausgegraben – sechs Fuß tief im Untergrund, aber zielsicher. Mr. Max Necro scheißt auf den Rest, zeigt Geschmack und schürft tief. Hier kommt der Versuch eines Interviews mit einem Metalpunk, der sich gewaschen hat. Beziehungsweise…

„Sicher.“ Mr. Necro wird Max

metal.de: Mr. Necro…

Necro: Max.

metal.de: Okay, Max. Cool, dass du dir die Zeit nimmst.

Max: Sicher.

metal.de: Rüdiger Safranski hat letztens in der SPEX festgestellt – ich zitiere: „DARKTHRONE und speziell Fenriz haben sich über die Jahre als Protagonisten verschiedener Konzepte von Trueness hervorgetan. „A Blaze In The Northern Sky“ steht als primus inter pares mit „Under A Funeral Moon“ und „Transilvanian Hunger“, seinen unheiligen ästhetischen Brandstifter-Kollegen der ’schwarzen Trilogie‘, für den echten, d. h. ernstgemeinten Black Metal, Spiritualität und Nihilismus auf erschreckende Art durch Radikalität, gar Wahnsinn verbindend, konträr zu jedweder Sex-Drugs-Rock’n’Roll-Attitüde – revolutionär, rücksichtslos und damit verständlich und zugelassen nur für die Elite innerhalb der Echten.“

Max (murmelnd): What the… ?!

Mr. Necro auf DARKTHRONEs „Dark Thrones And Black Flags“

metal.de: „Die Identifikation mit dieser Art Musik zieht in logischer Konsequenz einen insgesamt durch Ablehnung mindestens der Menschlichkeit, wenn nicht gar der Menschheit bis zum Pathologischen gekennzeichneten Lebensentwurf nach sich bzw. erwächst aus einem solchen.“

Max (finster): Sag‘ jetzt nicht, das geht SO weiter…

metal.de: „Und mit der ‚Necro-Trilogie‘ [„F.O.A.D.“, „Dark Thrones And Black Flags“ und „Circle The Wagons“] haben sie sich dann Jahre später in einem altersangemessenen Schritt in eine etwas gemäßigte, bei angedeutetem Augenzwinkern gleichwohl ebenso existenziell ernsthafte Nische begeben, in der es musikalisch (vermeintlich) vielfältiger zugeht und wo es von Bedeutung ist, die wichtigen obskuren Underground-Bands nicht nur generell zu identifizieren und korrekt einzuschätzen, sondern die Relevanz einzelner klanglicher wie literarischer und insgesamt ästhetischer Aspekte in ihrer Intertextualität zu begreifen. Ebenso auf Abgrenzung basierend, ist eine hedonistische Komponente hier nicht zu leugnen.“

Max (angewidert): Gesundheit!

„Was WILLST du von mir?“ Aus Max wird Mr. Necro.

metal.de: Danke! Äh wie jetz…? Ähm, jedenfalls: Mit anderen Worten ging es mit 17 darum, alles radikal kaputt zu kloppen und zwar Vollzeit. Mit Mitte 40 ist man dann beim Hobby angelangt, das man aber Vollzeit so ernst meint, dass man immer noch cooler ist als der Rest. Was sagst du dazu?

Max (rülpst): Fick dich. Nächste Frage.

metal.de: Selbstverständlich. Du bist ja erst im Spätherbst von DARKTHRONEs Karriere, also in ihrem zweiten Frühling, als sich langsam musikalische Knospen…

Max: Was WILLST du von mir?

metal.de: Black Metal war schon einigermaßen durch, als du auf dem Cover erschienen bist, Max…

Max: !!!

metal.de: Ähm… ja, Mr. Necro. Äh… dennoch tragen die legendären Necrohell-Studios Ihren Namen und Fenriz hat mal über die mörderische Mittneunziger-„Panzerfaust“ gesagt, sie sei dasjenige ihrerAlben, das am meisten ’necro‘ sei und der Höhepunkt von DARKTHRONEs Wahnsinn.

Necro: Wahnsinn ist, wie teuer der Schnaps hier in Norwegen ist. Selbst brennen ist angesagt! Und für dich: weniger Scheiße verzapfen.

Mr. Necro auf DARKTHRONEs „Circle The Wagons“

metal.de: (Pause) Welche Rolle spielt Trueness für Sie?

Necro: Ich sag‘ dir jetzt mal was, du Student. Ich hab‘ bis jetzt noch jedes U zum V gemacht. Mr. Necro ist sozusagen die UV-Strahlung in Person. Und was war das da vorhin mit Knospen und davor mit Augenzwinkern und so?

metal.de (entgeistert, dann mutig): Also, wenn Fenriz seine jüngeren Werke kommentiert – „die Snare hier ab Minute drei klingt GENAU SO wie die auf „Throwing Up“ von VIOLENT PUKE (den Brasilianern, nicht den Chilenen!) in der DEMO-VERSION… und das Riff danach klingt wie das von MULLET BULLETs einziger 7″ (B-Seite!), wenn man es auf 45 rpm abspielt“ – dann ist das zwar cool, aber auch ein bisschen…

Necro: Na?

metal.de: Lustig?

Necro: ENTWEDER du reißt dich jetzt zusammen oder ich scheiß‘ dir in den Hals.

metal.de: Zusammenreißen!

Necro: „F.O.A.D.“ – spricht dich das an?

metal.de: Zusammenrei… Äh, also, Mr. Necro, die Scheibe gehört für mich durchaus zu den überraschendsten und origi…

Necro (höhnisch): Ach was?

metal.de (unsicher): Äh… wen laden Sie denn da auf dem Cover ein, sich doch bitte ins Grab…

Necro: Weißt du, warum ich da das DEATHHAMMER-Logo auf der Kutte habe?

metal.de: Weil die… ganz gut sind? Vielleicht?

Necro: WEIL DAS DIE GEILSTEN SIND! So muss Thrash sein. WAHNSINNIG! Verstehst du mich?

metal.de: Ja, siche…


Necro: WAHNSINNIG! Dagegen kacken sogar POSSESSOR und ANTICHRIST ab.

metal.de: Kacken ab!

Necro: Die sind sogar geiler als NOCTURNAL.

metal.de (eifrig): Die Sie auf dem Cover von „Dark Thrones And Black Flags“…

Necro: NOCTURNAL… kommt ihr mit eurem Hippie-Magazin nicht auch aus Deutschland? Habt ihr (rülpst) Witzfiguren wenigstens etwas, auf das ihr stolz sein könnt. Neben HELLHAMMER.

metal.de (zaghaft): Das waren Schwei…

Necro: Schweinepriester, genau! Von der besten Sorte! Haargh! Weiß ich doch, dass die nicht aus Deutschland kommen, du Held! Na ja, immerhin wusstest DU das auch.

metal.de: Neben MORNE haben Sie auf „Circle The Wagons“ TEITANBLOOD auf der Hose.

Necro: Verrückte Spanier. „Necrosemen“ haben die geschrieben, nachdem ich denen die Geschichte erzählt hatte, wie ich damals meine Freundin, diese Ziege, ordentlich bei den Hörnern und dann immer schön…

metal.de (eilig): Ja, ähm, die „Circle“-Friedenstaube, die Sie auf dem Helm aufgespießt haben, die spricht jedenfalls auch eine deutliche Sprache. Gewissermaßen. Gehe ich recht in der Annahme, dass sich alle unechten Metaller mal gepflegt in ihrer Wagenburg verstecken dürfen, wenn der DUNKELTHRON sich nähert?

Necro: Hörst du dich eigentlich mal reden?

metal.de (konsterniert): Auf „The Underground Resistance“ waren Sie nicht mehr zu sehen. Und auf dem aktuellen DARKTHRONE-Album, das wieder mehr back to the roots geht, auch nicht. Gründe?

Necro: Ja.

metal.de: Natürlich.

Necro: …

metal.de: Quintessenz?

Necro: Warst du schon mal mit Nocturno Culto angeln?

metal.de: Nein.

19.11.2016
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