Der große Monatsrückblick
Die besten Highlights, die schlimmsten Gurken im September

Special

Der große metal.de-Monatsrückblick September 2017

Süßer Duft der Straße!

Den kostet zumindest Kollege Wischkowski, der derzeit einen wohlverdienten Ruhigen schiebt und den verlockenden Alkoholpreisen des Baltikums erliegt (und hoffentlich auch das dortige Ethanolverbot im öffentlichen Raum beachtet). Während ich derzeit also auf indiskret-entlarvende Instagram-Fotos seiner Rundreise mit CRIPPER warte, werfen wir doch noch einen Blick auf den September.

Bevor der gar nicht mal so herbstliche Monat in den finalen Tagen seinen technischen Höhepunkt beim Euroblast Festival erreichte, von dem ich mich mit den Kostudis-Geschwistern vor Ort überzeugen konnte, traf uns ein heimtückischer Hagelsturm aus überraschenden Ankündigungen. Darunter: Neue Alben von CANNIBAL CORPSE und MACHINE HEAD, die Verpflichtung EMPERORs für ein deutsches Festival, das nicht auf den Namen Wacken hört, sowie die Vergewaltigungsvorwürfe gegen die polnischen Tech-Deather DECAPITATED. Ein durch und durch schockierender Fall, der auch innerhalb der Redaktion lebhaft bis kontrovers diskutiert wird. Da Mutmaßungen in diesem Stadium aber zu rein gar nichts taugen, haben wir euch hier alle bisher bekannten Fakten und Aussagen zum Fall zusammengestellt.

Bis zum Prozess heißt es also erst einmal: Abwarten, Tee trinken und die auf den kommenden Seiten aufgeführten besten Alben des Monats anchecken. Und natürlich die mehr als überfällige Meilenstein-Review zu IRON MAIDENs „Killers“ von Kollege Rothe, der erst jüngst unseren Metallica-Backkatalog vervollständigt hat. Lesenswert!

Es grüßt die Prodigal Sons,

Alex & metal.de

Monatsrückblick September 2017 – Die zehn besten Alben des Monats

UNSANE – „Sterilize“

UNSANE, die Großmeister des Neunziger-Jahre-Noise, melden sich mit Studioalbum numero acht zurück – namentlich „Sterilize“. Und was soll man groß sagen? Die Slide-Gitarre fehlt wieder, ansonsten ist vieles beim Alten geblieben. Und trotzdem: Die Annäherung an die Höchstnote für “Sterilize” ist unausweichlich, der tödlich verängstigte Verstand gibt resignierend das Ja-Wort.

Monatsrückblick September 2017 – Die zehn besten Alben des Monats

MYRKUR – „Mareridt“

Die kontrovers diskutierte Dänin hinter MYRKUR meldet sich mit ihrem zweiten Full-Length-Output „Mareridt“ zurück – und tatsächlich rechtfertigt die Musik darauf auch endlich mal den Rummel drumrum. Der Black-Metal-Anteil auf dem Zweitwerk der Dänin wurde anno 2017 deutlich reduziert, dieser Raum wird viel deutlicher von Post-Rock, Folk und psychedelischen Tönen ausgefüllt. Ob MYRKUR mit diesem Album endlich von all den peinlichen Diskussionen wegkommen, mag man bezweifeln, doch hoffentlich geht es zeitnahe endlich wieder ums Wesentliche: die Kunst. Und für diese verdient MYRKUR höchste Anerkennung: anmachen, zurücklehnen, versinken!

Monatsrückblick September 2017 – Die zehn besten Alben des Monats

ARCH ENEMY – „Will To Power“

Im Hause ARCH ENEMY ist man bei Album Nummer zehn angekommen: „Will To Power“. Darauf legen sie zwar nicht die größte stilistische Vielfalt an den Tag, aber es lässt sich auch nicht von der Hand weisen, dass allein schon die schier endlose Reihe an verschiedenen (und allesamt gelungenen), unverkennbaren Melodien aus der Feder Michael Amotts gerade die Stärke der Band sind. Es mögen die absoluten Hammertracks fehlen, die es in der Vergangenheit gab, aber das Ergebnis kann sich trotzdem hören lassen!

Monatsrückblick September 2017 – Die zehn besten Alben des Monats

ENSIFERUM – „Two Paths“

ENSIFERUM waren ja zuletzt nicht unumstritten, wobei von den letzten Platten „One Man Army“ noch etwas besser ankam als sein direkter Vorgänger „Unsung Heroes“. Mit „Two Paths“ legen die Finnen nun ihr neuestes Studioalbum nach, und das geht tatsächlich ein Stück zurück zu den Wurzeln: Ganz so ausufernd orchestral wie noch „Unsung Heroes“ ist es zumindest nicht, „Two Paths“ legt den Fokus wieder mehr auf die bandtypischen Schlachthymnen. ENSIFERUM knüpfen zwar nicht direkt an “One Man Army” oder ihre Klassiker an, dafür bieten sie dem geneigten Hörer viele (neue) Aspekte, die so in ihrem Sound vielleicht noch nicht zum Tragen gekommen sind. ENSIFERUM sind also nach wie vor eine sichere Bank, und „Two Paths“ wird jedem Fan der Band gefallen.

Monatsrückblick September 2017 – Die zehn besten Alben des Monats

SATYRICON – „Deep Calleth Upon Deep“

Nach dem sehr destillierten „The Age Of Nero“ und dem selbstbetitelten kreativen Befreiungsschlag von 2013 melden sich SATYRICON nun mit „Deep Calleth Upon Deep“ zurück, dessen Entstehung immerhin auch vier Jahre in Anspruch nahm. Wer die neueren SATYRICON-Alben mag, den wird auch diese Platte nicht enttäuschen, zumal diese mit jedem Durchgang wächst. Und wer alles nach „Nemesis Divina“ schlecht findet, der wird wohl auch mit „Deep Calleth Upon Deep“ nicht froh werden … wobei es auch diejeigen mal mit den düsteren Hymnen „To Your Brethren In The Dark“, „Deep Calleth Upon Deep“ und „The Ghost Of Rome“ versuchen können.

Monatsrückblick September 2017 – Die zehn besten Alben des Monats

WITH THE DEAD – „Love From With The Dead“

Gibt es ein Licht am Ende des Tunnels? Lee Dorrian, Tim Bagshaw, Leo Smee und Alex Thomas – also WITH THE DEAD – sagen: nö. Absolute Finsternis. „Das Licht am Ende des Tunnels entpuppt sich schlussendlich als ein brennendes Hochhaus, in den Ruinen die aktuellen Mächte tanzen.“ Klar so weit? WITH THE DEAD ist eben Doom, wie es nur die oben genannten Akteure können. Finster, misanthropisch, ein wenig nihilistisch. Sagt auch Mr. Dorrian: „WITH THE DEAD ist purer Nihilismus oder gar nichts.“ Ergo: „Love From With The Dead“ kann (und will) euch die gute Laune verhageln. Aber das heißt ja nicht, dass die Platte schlecht ist. Im Gegenteil.

Monatsrückblick September 2017 – Die zehn besten Alben des Monats

EMIL BULLS – „Kill Your Demons“

Auf „Kill Your Demons“ zeigen sich die EMIL BULLS, die sich über die Jahre hinweg erfolgreich im Business behauptet haben. Klar, nach der langen Zeit war es mal nötig, mit dem Staubtuch drüber zu wischen, alte Muster und Gewohnheiten aufzubrechen und dem Sound an einigen Stellen eine frische, neue Politur zu verpassen. Den ureigenen Stil fest im Blick, basteln sie mit „Kill Your Demons“ eine Platte, die zeigt: Verdammt nochmal, es funktioniert, seine eigenen Wurzeln zu kennen, ihnen treu zu bleiben, ohne dabei an Kreativität oder Inspiration zu verlieren.

Monatsrückblick September 2017 – Die zehn besten Alben des Monats

DEADSMOKE – „Mountain Legacy“

Die italienischen Doom/Sludge Metaller DEADSMOKE haben akustische Monster geschaffen. Sieben Monster, die sich thematisch mit nur einem Thema befassen: Isolation. Jene machen DEADSMOKE auf „Mountain Legacy“ nicht nur hör-, sondern auch spürbar. Dreckig, aber leicht genug, damit man sich nicht direkt am nächsten Baum aufhängt. Wobei DEADSMOKE eigentlich den passenden Soundtrack dafür liefern könnten. Bitte mehr davon!

Monatsrückblick September 2017 – Die zehn besten Alben des Monats

KADAVAR – „Rough Times“

KADAVAR kommentieren mit dem Titel ihres neuen Albums „Rough Times“ zwar die aktuelle Weltlage, musizieren aber nach wie vor im Geiste der Vergangenheit. Ihre Musik atmet auch anno 2017 noch den Geist der Siebziger, als Schlaghosen in waren und Rauschebärte für den männlichen Teil der Bevölkerung Pflicht, so die Legende. Auf „Rough Times“ zeichnet sich jedoch bei aller Retro-Verliebtheit jeder Song durch seinen eigenen Charakter aus. Mehr noch: Auf „Rough Times“ finden sich sogar durchgehend starke Songs. Als würde man heute noch Glockenhosen und Plateausohlen tragen.

Monatsrückblick September 2017 – Die zehn besten Alben des Monats

PROPHETS OF RAGE – „Prophets Of Rage“

RAGE AGAINST THE MACHINE sind tot, lang leben PROPHETS OF RAGE! Unter dem Banner haben sich die RATM-Musiker Morello, Commerford und Wilk zusammengetan und den wohl endgültigen Grabstein für die Crossover-Legende gemeißelt. Aber was das für ein Grabstein ist: PROPHETS OF RAGE liefern mit ihrem selbstbetitelten Debütalbum die beste Rap-Metal-Platte seit 1999 ab! „Prophets Of Rage“ ist die logische Fortsetzung von „The Battle Of Los Angeles“ und ein verdammt fettes Brett!

Monatsrückblick September 2017 – Die größten Gurken des Monats

LUCIFER’S CHALICE – „The Pact“

ANGEL WITCH, WITCHFINDER GENERAL, IRON MAIDEN, OMEN, MERCYFUL FATE – so die theoretische Einordnung von LUCIFER’S CHALICE und ihrem Album „The Pact“. Die praktische Darbietung jedoch gereicht den angeführten Vorbildern nur sehr eingeschränkt zur Ehre: Das Debüt des Quintetts stolpert unbeholfen durch die Landschaft, Frontmann Charlie Wesley schießt stellenweise über die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit hinaus, und die Leadgitarre stolpert immer wieder. Nein, „The Pact“ lässt noch ordentlich Spielraum nach oben.

FORCE MAJEURE – „The Rise Of Starlit Fires“

Stellt euch vor, ihr dreht den Kitschfaktor alter HELLOWEEN auf 11, gepaart mit Schlager-Refrains der schlimmsten Sorte. Heraus kommt dabei wohl etwas, das FORCE MAJEURE gar nicht so unähnlich klingt. So macht Power Metal wirklich kein Spaß. Also zieht euch lieber die Originale oder eine der 100 aktuellen Alternativen rein und lasst FORCE MAJEURE und „The Rise Of Starlit Fires“ links liegen.

Das lief bei uns im September: Unsere Playlists des Monats

Dominik Rothe:

Jeanette Grönecke-Preuss:

Eberhard Podzuweit:

Sven Lattemann:

22.10.2017
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