Arjen Lucassen's Supersonic Revolution
"Ich fühlte mich danach, etwas Spaßiges zu machen."

Interview

Wenden wir uns der Bandbesetzung zu. Warum hast du dich dafür entschieden, auf dem Album Bass zu spielen?

Ich liebe es, Bass zu spielen. Ich habe schon in den frühen Achtzigern Bass gespielt. Schon 1982 auf einem BODINE-Album habe ich den Bass eingespielt. Es steht nicht in den Credits, aber ich habe es getan. Ich habe schon oft darüber nachgedacht, in einer Band Bass zu spielen, aber eine Gitarre gibt dir einfach mehr Optionen. Meine Passion dafür hat mit Blackmore begonnen und als ich dann YNGWIE MALMSTEEN gesehen habe, dachte ich mir nur: „So gut werde ich nie.“. Da habe ich auch aufgehört zu proben.

Dann habe ich Timo Somers kennen gelernt, der auf diesem Album die Gitarre übernimmt. Er ist übrigens der Sohn von einem Gitarristen, mit dem ich in den Achtzigern in VENGENANCE zusammen gespielt habe. Und er ist so unfassbar gut, dass ich die Gitarre nicht einmal anfassen wollte. Ich habe nur die Guidelines für ihn eingespielt und gesagt: „Hey, das ist das, was ich habe, bitte mach daraus, was du willst.“.

Er ist ein intelligenter Spieler. Es ist auch Shredding, aber es gibt so viele schöne Noten und perfektes Timing. Ich schaue zu all diesen Musikern auf. Das gilt auch für Joost (van den Broek) an der Hammondorgel und Koen (Herfts) am Schlagzeug. Und natürlich auch Jaycee (John Cuijpers). Da ist die einzige Möglichkeit für mich, mit diesen Musikern mitzuhalten, den Bass zu spielen. Ich finde, ich bin gut am Bass, das ist der Hauptgrund. Auf den Coversongs habe ich die Rhytmusgitarre gespielt.

Ich bin ja kein Musiker, aber ich finde, dass das Album sich sehr organisch anhört. Es ist einfach alles da, wo es sein soll.

Ich bin froh, dass du das sagst! Der Grund dafür ist etwas, das ich vorher noch nie gemacht habe. Wenn du das STAR-ONE-Album hörst, hast du diese Wand an Gitarren, drei auf der Seite und drei auf der anderen. Dieses Mal gibt es nur eine Gitarre und die befindet sich in der Mitte. Das war ein großer Schritt für mich. Ich wollte zurück zu dem Feeling, das VAN HALEN in den Siebzigern hatte. Es gab eine Gitarre, Bass, Schlagzeug und Gesang und das war’s. Du konntest aber jede Kleinigkeit des Gitarristen hören. Und das wollte ich hier auch.

Wenn du eine Gitarre in der Mitte hast, bedeutet das, dass die rechte und linke Seite deines Ohres frei sind. Da habe ich dann die Hammond Orgel reingepackt. Die wird mit einem Leslie-Lautsprecher und vielen Mikrofonen aufgenommen, ein großer Sound in Stereo. Wenn du so eine Gitarrenwand hast wie bei STAR ONE, gibt es keinen Platz für die Hammond. Aber so haben wir die Gitarre in der Mitte, die Hammond an den Seiten, darunter ist Platz für den Bass und obendrauf ist der Gesang. Es war wirklich wichtig für mich, dass es transparent ist, weil ich so stolz auf die Musiker bin. Ich wollte, dass man genau hört, was sie tun.

Ja, es hört sich irgendwie einfacher an. Was aber nichts Schlechtes ist!

Es klingt einfach, das wollten wir auch, aber es ist es nicht. Ein Song wie „Came To Mock, Stayed To Rock“ klingt witzig, wegen des Titels, aber er ist SO schwer zu spielen. Für unseren Schlagzeuger ist es der schwerste Song, den er jemals gespielt hat.

Ein Song wie „Burn It Down“ ist einfach, ja. Er basiert auf „Smoke On The Water“, der auch einfacher Song ist. Ein paar Songs sind etwas einfacher, aber Stücke wie „The Glamattack“, der ganze mittlere Part, sind sehr schwer. Aber ich freue mich, dass du das so empfindest, weil so soll es sich anhören. Nicht herausfordernd, sondern entspannend.

Witzigerweise hast du genau zwei Songs angesprochen, die mir auch ins Auge gefallen sind. Dass „Burn It Down“ auf „Smoke On The Water“ basiert, habe ich schon gelesen, aber magst du mir noch einmal erklären, wie du das meinst?

Jede Nacht bevor ich schlafen gehe, schaue ich YouTube. Ich bin alt, also schlafe ich irgendwann dabei ein. Als ich aufgewacht bin, lief gerade „Smoke On The Water“. Das ist ein Song, den ich so oft gehört habe, dass ich ihn nicht mehr hören kann. Aber er lief und ich dachte mir: „Oh Gott, der ist so einfach, aber so gut. Könnte ich das auch?“. Ich bin also hoch in mein Studio gegangen und habe ein Riff geschrieben, das „Smoke On The Water“ sehr ähnlich war.

Ich habe mir dann gedacht, dass ich das nicht machen kann, weil es dem Originalriff zu ähnlich ist. Dann habe ich aber überlegt, ob ich es nicht einfach übertreibe und es sehr klar mache, dass es ein Song über „Smoke On The Water“ ist. Der Originalsong „Smoke On The Water“ ist über einen Musiker aus DEEP PURPLE, während sie am Genfer See waren. Auf der anderen Seite des Sees hat gerade FRANK ZAPPA in einem Casino gespielt. Aber irgendein Idiot mit einer Leuchtpistole hat den Ort abgebrannt. DEEP PURPLE haben den Rauch auf dem See gesehen und das ist die Geschichte von „Smoke On The Water“.

Ich dachte mir, es wäre doch cool einen Text aus der Sicht des Typen zu schreiben, der das Casino niedergebrannt hat. Jeder fragt sich, was mit dem Kerl passiert ist, wer es war und warum er das getan hat. Ich habe ein Video zu YouTube geladen, das diese Fragen beantwortet. Ich dachte, das wäre eine coole Idee.

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Quelle: Interview mit Arjen Lucassen
21.05.2023

Redakteur für alle Genres, außer Grindcore, und zuständig für das Premieren-Ressort.

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