Dioramic
Interview mit Arkadi Zaslavski zum neuen Album "Supra"

Interview

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Vor vier Jahren ging der Stern der Experimental-Formation DIORAMIC auf: Damals, als die Truppe aus Kaiserslautern Kritiker und Fans mit „Technicolor“ zu Jubelstürmen hinriss. Danach wurde es jedoch plötzlich still um die Band. Nun ist eine der größten Hoffnungen der deutschen Metal-Szene zurück – mit neuer Besetzung und dem beeindruckend starken Album „Supra„, das jüngst bei uns knapp an der Höchstwertung vorbeischrammte. Grund genug, um mit Bandgründer und Mastermind Arkadi Zaslavski mal eine Runde über das neue Werk zu plaudern. Lest in der Folge, was der symphatische Herr zu sagen hat:

Seit „Technicolor“ sind vier Jahre vergangen. Wie fühlt sich das Release von „Supra“ jetzt an?

Es ist definitiv eine Erleichterung, endlich einen Schritt nach vorne gehen zu können. Da sich das ganze Projekt sehr lange hingezogen hat, fühlt es sich befreiend an, es nun endlich mit den Fans teilen zu können. Außerdem freuen wir uns, endlich in der neuen Besetzung an neuen Songs arbeiten zu können und diese hoffentlich so bald wie möglich aufzunehmen.

Weil ja seit den Aufnahmen schon einige Zeit ins Land gegangen ist – wie hat „Supra“ seinerzeit Formen angenommen?

Wir haben 2011 noch in der Urbesetzung begonnen, bei Kurt Ebelhäuser im Tonstudio 45 aufzunehmen. Dadurch, dass unser Schlagzeuger Anton als ZEDD sehr erfolgreich geworden war und nicht mehr genug Zeit für die Band aufbringen konnte, haben wir die Aufnahmen eingefroren und erst einige Monate später bei Alex Theisen im UltraTon Studio kleine Add-Ons aufgenommen, um danach in unserem eigenen Mysterium Studio Keys und Vocals aufzunehmen. Gemischt hat das ganze dann der grandiose Moritz Enders im Tritonus Studio. Das Artwork ist natürlich wieder von unserem Bassisten Max Nicklas. Er ist seit zehn Jahren Teil der Band, ob als Designer, Live-Keyboarder und mittlerweile festes Bandmitglied als Bassist und Sänger. Er weiß einfach genau, wie meine musikalische Ideen visualisiert werden müssen und kann das direkt umsetzen.

Auf der Scheibe ist noch die alte Besetzung zu hören, was zwei Fragen aufwirft: Inwieweit steht ihr noch zu 100 Prozent hinter der Scheibe? Und wie stehen die zwei Neuzugänge zu „Supra“?

Auf „Supra“ ist ja nicht nur die alte Besetzung zu hören. Vocals und Keyboards wurden teilweise sogar mit einer Zwischenbesetzung realisiert. Paul (Seidel, THE OCEAN, ex-WFAHM) und Alex (Mauch, Gitarre) sind langjährige Freunde der Band und hatten somit einen Bezug zu allen Songs. Obwohl sich die Neuzugänge bislang kreativ noch nicht einbringen konnten, stehen sie hinter der Platte und sind – genauso wie Max und ich – bemüht, der Band zur Weltherrschaft zu verhelfen, haha.

Wo siehst du die wesentliche Weiterentwicklung im Vergleich zu „Technicolor“? Was habt ihr anders gemacht?

Ich lasse immer meine musikalischen Interessen in mein Songwriting einfließen, weshalb wohl der große Unterschied zu „Technicolor“ letztlich mein Musikgeschmack ist, haha. Wir sind natürlich erwachsener und offener, was definitiv zu hören ist. Anton hat „Supra“ auch mit einigen elektronischen Einflüssen geprägt. Im Großen und Ganzen hat sich das musikalische Spektrum auf der neuen Platte etwas ausgedehnt und die Kontraste sind stärker geworden. Gleichzeitig hat sich aber im Vergleich zu „Technicolor“ auch vieles vereinfacht, wodurch wir noch mehr Größe im Sound gewinnen konnten.

„Supra“ ist erneut sehr facettenreich geworden. Wie genau entsteht denn so ein DIORAMIC-Song? Wie kommt die teils enorme Bandbreite zustande – natürlicher Flow oder schon auch Kalkül?

Dadurch, dass ich selbst so viele verschiedene Einflüsse habe, von Rachmaninoff und Scriabin, über Jeff Buckley und RADIOHEAD, bis zu CONVERGE und THE DILLINGER ESCAPE PLAN, kommen einfach viele spannende Ideen zusammen. Ein DIORAMIC-Song entsteht tatsächlich ziemlich komplett in meinem Kopf. Meistens schon mit der konkreten Vorstellung, wie es klingen muss, manchmal bereits mit den visuellen Konzepten dazu. Die Herangehensweise an einen Song ist daher eine eher klassische, indem man motivisch vorgeht, was die Struktur betrifft, die Songs aber modern produziert.

DEFTONES und MUSE werden als Referenzen für euch genannt – welche Einflüsse spiegeln sich denn aber wirklich in eurer Musik wieder? In welcher stilistischen Ecke würdest du „Supra“ selbst verorten?

„Supra“ ist definitiv sehr hart und sehr weich. Wir selbst nannten es mal „Art-Core“, aber auch nur, um dieser Frage einmal eine kurze Antwort geliefert zu haben. Ich finde es schwierig, sich mit einer Ecke zufrieden zu geben, da wir musikalisch tatsächlich offen für alle Richtungen sind. Da kann auch mal ein Western-Song mit 70er-Jahre-Horror- und Surfrock auf eine klassische Komposition treffen und von einem Punkbeat getragen werden. Und kurz bevor das soulige Finale kommt, explodiert alles in Discobeats. Aber Spaß bei Seite – „Supra“ wird oft mit „Prog Metal“ bezeichnet, was wohl für die Standartkatalogisierung recht zutreffend scheint. Also wir sehen das so: Wenn Tchaikovsky die Songs für CONVERGE schreiben würde, im Jahre 2042, dann würde mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit „Supra“ dabei herauskommen.

Ihr habt das Release auch über eine Kampagne bei Pledgemusic realisiert. Kannst du näher erklären, wie das abgelaufen ist?

Nach vielen Jahren und einigen Rückschlägen wollten wir mit diesem Album so viel wie möglich selbst in die Hand nehmen. Da wird einem ganz schnell klar, dass eigentlich alles machbar ist, wenn etwas Geld investiert werden kann. Das Konzept des Crowdfundings finden wir grandios, da man als Band den Fans einzigartige Produkte bieten, und damit gleichzeitig eine Platte finanzieren kann. Win-Win! Die Entscheidung, es über PledgeMusic zu machen, kam daher, dass wir da den besten Service für sowohl uns, aber auch für die Fans gesehen haben. Wir haben die Produktion zunächst privat vorfinanziert und konnten über das Crowdfunding „Supra“ dann so umsetzen, wie wir es geplant hatten.

„Supra“ erscheint über das Berliner Label Pelagic Records von Robin Staps (u.a. THE OCEAN). Ich schätze mal, dass euer Schlagzeuger Paul da eine Rolle gespielt hat?

Genau, unser neuer Drummer Paul Seidel hat uns ursprünglich mit Robin und seinem Label verbunden. Kurz darauf ist Paul bei THE OCEAN als Drummer eingestiegen. Die Ideen, die wir zum Release hatten, deckten sich mit den Angeboten, die Robin uns gemacht hat. Pelagic Records ist ein Label, welches sich schon immer auf außergewöhnliche Musik spezialisiert hat, wodurch wir uns bei ihnen gut aufgehoben fühlen.

Auf welche Songs dürfen wir uns in den nächsten Wochen live freuen? Wie fühlt sich die neue Besetzung auf der Bühne an?

Wir spielen noch zwei bis drei Songs von „Technicolor“ und – je nach Programmlänge – die ersten sechs Songs von „Supra“. Die neue Besetzung fühlt sich super an. Tight und wuchtig, geil und fruchtig!

Was ist für die kommenden Monate geplant? Steht eine Tour an? Und inwiefern ist Pauls Job bei THE OCEAN und dein neuer Lebensmittelpunkt in den USA ein Problem?

Wir gehen Anfang Oktober auf Deutschlandtour und haben schon einige Anfragen für 2015. Pauls Job bei THE OCEAN ist, genau wie der Fakt, dass ich und Max nach L.A. gezogen sind, kein Problem. Jedoch muss man als Band, die auch andere Verpflichtungen hat, immer alles gut planen und mit verlässlichen Partnern arbeiten.

21.09.2014

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