Futurephobia
"Wichtige Einflüsse waren Koks und Nutten"

Interview

Pünktlich zum Weihnachtsfest kredenzten FUTUREPHOBIA vergangenes Jahr ihre EP „Highway To The Ruhrzone“. Darauf stellen sie nicht nur klar, wo sie geografisch herkommen, sondern machen auch aus ihren musikalischen Wurzeln keinen Hehl. Im Interview verraten die vier Ruhrpottoriginale, was sie antreibt.

Moin Jungs! Eure neue EP trägt den Titel „Highway To The Ruhrzone“. Einer der Songs wiederum heißt „Ruhrpott, du Hurensohn“. Wie ist denn nun euer Verhältnis zu eurer Heimat?

Daniel: „Ruhrpott, du Hurensohn“ ist als Anti-Hymne gedacht, gegen Bands, die Songs über ihre „ach so schöne Heimat“ machen. Im Song geht es um den klassischen Ruhrpottler und wie er seinen Alltag lebt und dass es hier nichts zu glorifizieren gibt. Anderseits leben wir aber ganz gerne hier und identifizieren uns auch gerne mit dem Klischee von Kiosk, Hansa, Fußball und natürlich nicht arbeiten gehen.

Musikalisch wollt ihr die Tradition des Ruhrpott-Thrash weiterführen. Ich persönlich höre bei FUTUREPHOBIA aber mehr MUNICIPAL WASTE als SODOM heraus. Was macht Ruhrpott-Thrash für euch aus?

Simon: Eigentlich geht es primär darum, dass es „straight in die Fresse“ ist. Das haben die alten Bands wie SODOM oder KREATOR damals auch schon gemacht, vor allem „Pleasure to Kill“ ist dafür ein gutes Beispiel. Das wollen wir, bezüglich der Geschwindigkeit und des Sounds, auch so fortführen. Teilweise gilt SODOM als eine der ersten Bands oder als wichtiger Einfluss der First Wave Of Black Metal. Diesen Stil haben wir auf der EP eher weniger. Der Ruhrpott bedeutet für uns das Rotzige, Runtergekommene und teilweise Asoziale, aber irgendwie auch Sympathische. Das versuchen wir größtmöglich in unserer Musik aufzugreifen.

Welche „Unacceptable Conditions“ prangert ihr im besagten Song an?

Max: Der Song handelt von Korruption und Lobbyismus. Viele Menschen lassen sich zu sehr von Geld beeinflussen und interessieren sich nicht dafür, wenn andere deswegen leiden müssen. Es werden Kriege geführt und Präsidenten gewählt, die keine seien sollten. Mich hat sowas, als ich den Song geschrieben habe, sehr beschäftigt. Irgendwie musste ich das raus lassen. Und ein etwas ernsterer Song neben unserem sonstigen Party-Geprügel kann ja auch nicht schaden.

Der Titel „To The Dragon We Ride“ erweckt dein Eindruck, dass ihr Power-Metal-Klischees aufs Korn nehmt. Was ist der Hintergrund des Textes?

Daniel: Schön, dass die Anspielung direkt verstanden wird. Ich verfolge den Drachenlord und das Treiben der Hater schon lange Online. Da lag es für mich nahe, ihm ein Song zu widmen. Wir hatten zuerst die Riffs und ich fühlte mich direkt an den 2000er-Power-Metal erinnert und daran, dass der Lord auch großer Power-Metal-Fan ist. Dann kam alles zusammen und wir haben, wie ich finde, einen geilen Song daraus gemacht, der gerade live sehr gut funktioniert.

FUTUREPHOBIA huldigen dem Herrn

Das Artwork könnte auch von einer Synthwave-Platte stammen. Damit schlägt es eine ganz andere Richtung ein als das Cover der FUTUREPHOBIA-Demo „Nuclear Party Shelter“. Woher kommt dieser Umschwung?

Julian: Die Coverartworks beider Platten sind von mir. Ich versuche mich immer wieder an neuen Techniken und Weiterentwicklung. Eigentlich wollte ich bereits zur Demo ein Cover in dem Stil machen. Die Bandmitglieder waren damals aber noch nicht ganz davon angetan.

Was waren eure Einflüsse für die optische Gestaltung?

Julian: Im Prinzip wird die Thematik unserer Songs in dem Cover behandelt: Bier, Thrash, Ruhrpott. Wir greifen aber auch Referenzen aus anderen Themenfeldern auf und wollen uns da nicht festlegen, um uns kreative Freiräume zu lassen. Wichtige Einflüsse waren auch Koks und Nutten.

Mix und Mastering stammen von Andy Classen. Wie war die Arbeit mit ihm?

Simon: Die Arbeit mit Andy lief echt super. Neben dem Mixing und Mastering haben wir auch die Drums in seinem Studio aufgenommen. Da der Andy schon seit gefühlt Anfang an dabei ist, konnte er uns hilfreiche Tipps geben und war auch immer ansprechbereit. Mit dem Ergebnis sind wir echt zufrieden.

Erscheinungstermin war ausgerechnet an Heiligabend. Warum habt ihr diesen Tag ausgewählt?

Daniel: Wir hatten kurz vor Weihnachten alles fertig gestellt und hatten dann die Wahl zwischen Heiligabend oder einem x-beliebigen Tag. Da wir Jesus Christus unseren Herren und Erlöser über alles lieben, haben wir uns selbstverständlich für seinen Geburtstag entschieden.

Seit vergangenem Jahr habt ihr auf der Bühnen einen zweiten Gitarristen dabei. Wie kam es dazu?

Daniel: David von ARTIDES ist kurzfristig vor dem Metal Force Attack Open Air im Mai als Livegitarrist eingesprungen, eigentlich nur für diesen einen Gig. Daraus sind dann aber doch ein paar mehr Konzerte geworden. Da er aber nicht hier in der Gegend wohnt und sich wieder mehr seiner Band widmen möchte, sind wir wieder zu viert. Momentan halten wir die Augennach jemandem offen, der sich fest anschließen möchte. Wenn du also an der Gitarre fit bist, aus dem Ruhrpott kommst und kein Problem mit unserem geliebten Hansa hast, bist du zur Probe eingeladen.

10.02.2020

"Irgendeiner wartet immer."

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