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Interview

HEL haben mit "Tristheim" ein Album unvergänglicher Schönheit und Tristesse erschaffen, welches mich bereits seit Wochen begleitet und nichts an seiner Intensität eingebüst hat. Bandkopf Markus beantwortete mir bereitwillig einige Fragen, die im Zusammenhang mit der Veröffentlichung aufkamen.

HelHallo Markus, was ist seit unserem ersten Interview im Februar 2006 so Entscheidendes vorgefallen, dass sich „Tristheim“ derart von euren Vorgängeralben unterscheidet?

Hallo Sergej. Es ist immer schwierig zu planen was man in Zukunft macht. Auch wenn die Idee eines Akustikalbums im Raum war, formte sich das Album über die Monate immer weiter zu dem, was am Ende „Tristheim“ genannt wurde. Das waren viele schmerzliche Erfahrungen aus der fernen und nahen Vergangenheit. „Tristheim“ ist das Reflektieren unserer Gedanken in Wort und Ton.

Fast alle eure Genrekollegen halten sich an wuchtigen Sound und Humppa-Einlagen oder vermeintliche Volkstümelei und altertümliche Musikinstrumente – ihr aber nicht! Warum musste es ein Akustikalbum sein?

Ganz einfach, weil es so für uns viel persönlicher wurde. Es geht hier eben nicht um Heldensagen oder ähnliches, sondern hauptsächlich um uns. Dazu ist kein großes Getöse notwendig. Es könnte anders nicht ehrlicher sein.

Die instrumentale und die textliche Seite Eurer Musik sind auf das Mindestmaß zusammengeschrumpft, hätte man das Ergebnis nicht auch als eine Ein-Mann-Combo erreichen können?

Man könnte wahrscheinlich jede Art von Musik auch alleine umsetzen, aber jeder der beteiligt ist, bringt sich selbst durch sein Spiel in die Musik und den gesamten Inhalt ein. Flöte und Bratsche sind erst gegen Ende der Aufnahmen hinzugekommen und wir möchten keinen Ton von ihnen mehr missen.

Wie ich bemerkt habe, ist der Thorshammer aus eurem Logo nun gänzlich verschwunden. Wann wurde dieser Entschluss gefasst und inwieweit war es ein konsequenter Schritt?

Das Logo wurde so gut es geht dem Inhalt des Albums angepasst, daher mussten jegliche Schnörkel und Symbolik weichen. Trotzdem war es uns wichtig, es in Anlehnung an das bisherige Logo zu machen und es nicht einfach durch irgend eine Truetype Schriftart zu ersetzen. Es wurde zusammen mit der Gestaltung des Booklets geändert, als Teil des Artworks.

Fühlt ihr euch dem germanischem Heidentum nun weniger verbunden und habt euch deshalb mehr dem Heidnischen an sich geöffnet?

Tja, was ist eigentlich „heidnisch“? Ich weiß gar nicht wie es sich definiert und es ist mir auch nicht so wichtig. Wir gehen, eigentlich wie immer, mit offenen Augen und Ohren durch die Welt. Das ist das Einzige was für uns zählt, egal wie man das nun nennt.

Ist denn jetzt die eigene Genrebezeichung – Pagan Midgard Art – noch zutreffend? Und müsste nicht das „Midgard“ rausgestichten werden?

Das ist lustig, dass Du das erwähnst. Denn vor kurzen sagte mir Valdr, dass wir ja „Pagan“ streichen könnten und es nur noch „Midgard Art“ nennen. Midgard ist ja unsere Erde und die ist ja immer noch Dreh- und Angelpunkt für unser Schaffen. Aber wir werden den Begriff behalten.

Nicht mehr die Wikingerthemen, sondern die Natur spielt nun die Hauptrolle in euren Texten. Warum hat sich euer lyrisches Konzept derart gewandelt?

Wir finden diese Themen weiterhin interessant, da aber mittlerweile so viele neue Bands diese Themen „vergewaltigen“, haben wir uns ein wenig davon abgewandt. Außerdem gab es ja immer schon Texte, die nicht mythologisch sind, wie z.B. „Wunden“ oder auch „Gedanken“, das vom Demo stammt und für „Tristheim“ neu aufgenommen wurde. Wir möchten uns auch nicht auf irgend ein Thema festnageln lassen.

Einzig eine Textstelle „wo gähnend Abgrund tief und ewig“ bei dem Song „Weiter Als Erinnerung“ bietet einen Verweis auf germanische Mythologie. Hier bezieht sich Valdr auf Ginnungagap (germanische Vorstellung von der gähnenden Leere, dem Nichts – Anm. d. Verf.) oder irre ich mich? Gibt es weitere mythologische Verweise?

Du hast Recht. „Weiter als Erinnerung“ bzw. „Lenger Enn Erindring“ ist so gesehen der einzige Text der einen „mythologische Aspekt“ hat. Auch wenn man hier und da bestimmt auch andere Parallelen finden kann, wenn man will. Es ist gerade schwer für mich das zu beschreiben… manche Dinge sind ja einfach Wahrheiten die man für sich herausfindet. Und die sind ja meistens auch nicht neu.

Wodurch unterscheiden sich Hamars Texte von denen von Valdr? Was kann er besser als Valdr und was hat er Hamar voraus? Und warum sind die Texte an sich so kurz ausgefallen?

Ich glaube ein großer Unterschied zwischen den Beiden ist nicht wirklich erkennbar.
Zu den Textlängen: Wenn vier Zeilen alles sagen, kann man danach aufhören weiterzuschreiben. Nur weil Texte lang sind, heißt es ja nicht automatisch, dass sie mehr Sinn machen als kurze. Wir sind jedenfalls sehr zufrieden mit dem Gesamtwerk.

Die Grundstimmung von „Tristheim“ ist, wie der Name es schon sagt, sehr trist bzw. melancholisch. Die Texte werden nicht gesungen, sondern vielmehr gesprochen, sodass man sie viel intensiver wahrnimmt. Aber warum diese Traurigkeit / Melancholie?

Singen an sich ist meistens schon ein Ausdruck von Euphorie bzw. Freude und irgendwann ist man an einem Punkt an dem man einfach nicht mehr singen kann…
Die Sprache wurde diesmal auch anders aufgenommen als bisher, da die vorgebrachten Texte für alle sehr persönlich, fast schon intim, sind. So zog ich es vor bei meinen Parts alleine zu sein. Wenn ich in der richtigen Stimmung für das jeweilige Lied war, meistens nachts oder im Morgengrauen, nahm ich auf. Manchmal sitzend, manchmal auch normal vor dem Mikrofon stehend.
Valdr „sang“ seinen Teil im Schein einer Kerze und sitzend ein. Ich hoffe Du verstehst, dass es einfach nicht anders sein konnte und wirklich ehrlich so empfunden wurde.

Für die Aufnahmen habt ihr wieder mit einer ganzen Reihe von verschiedenen Musikern zusammengearbeitet. Habt ihr nie daran gedacht euch zu einer „Big-Band“ umzuformieren?

Dieses mal ist die Liste der Beteiligten ja wirklich überschaubar im Gegensatz zu „Falland Vörandi“. Das Besondere für uns ist eigentlich der neue Songwriter Hamar, der allerdings auf fast jedem Album irgendwo ausgeholfen hat. Somit haben diesmal drei Personen Musik, und zwei davon Texte geschrieben. Zudem gab es noch Musiker an Bratsche und Flöte und Lars Jensen von MYRKGRAV, der einen Text in Norwegisch spricht. Somit waren wir insgesamt zu sechst.
Es ist ja nicht immer so, dass unsere Gäste unheimlich viel spielen. Aber wenn wir es nun mal besondere Instrumente oder Sprachen haben wollen, die keiner von uns beherrscht, dann scheuen wir uns nicht, jemanden zu fragen.

Du meintest mal zu mir, dass Live-Auftritte nie zur Debatte standen, ihr euch aber durchaus ein Akustik-Konzert vorstellen könnt. Und kürzlich habt ihr auf dem Ragnarök Festival gespielt! Wie sahen die Vorbereitungen dafür aus?

Ich hoffe Du fühlst Dich nicht von mir belogen. Aber um noch mal auf meinen ersten Satz zurückzukommen, man weiß nicht was die Zukunft bringt. Es schien einfach der Punkt gekommen zu sein und wir hätten uns kein besseres Bühnendebüt vorstellen können.
Erst wollten wir zu zweit oder zu dritt ein Akustikkonzert geben, doch dann entschieden wir uns für ein reines Metal-Set. Wir haben nur vier oder fünf mal zusammen geprobt, da es besser lief als erwartet.

Ich war leider nicht auf dem Ragnarök Festival, aber erzählt doch bitte den Daheimgebliebenen was sie verpasst haben! Welche Songs habt ihr gespielt?

Wir haben uns einfach darauf konzentriert unsere Musik zu spielen und es scheint doch recht vielen gefallen zu haben. Vor allem von etwas älteren Festivalbesuchern bekamen wir nach dem Auftritt viele nette Worte. Einige Besucher sind scheinbar auch wegen uns speziell nach Lichtenfels gefahren, was für uns natürlich beeindruckend war. Hier die Setlist:

1. Sturmrast (Intro)
2. Erlkönig
3. Feuergott
4. Meerfahrt / Asgards Trauer
5. Wunden
6. Der Weg ist das Ziel
7. Der See
8. Auf Suche / Der Asen Flehn / Thökk – Lokis List

Ich danke dir für das Interview. Die letzten Worte gebühren selbstredend dir!

Wir haben zu Danken. Ich hoffe meine Antworten waren ebenso informativ, wie Deine Fragen interessant! Vielleicht hast Du demnächst auch mal die Gelegenheit uns Live zu sehen, da wir eventuell demnächst noch mehr Konzerte geben werden. Wer in unsere Alben hören möchte, kann das hier tun: www.myspace.com/bandhel / www.pagan-midgard-art.de

20.07.2007

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