Lindy-Fay Hella
Ich kann mich nicht an Regeln halten

Interview

Wie sehen deine Zukunftspläne aus? Du hast deine Tour verschoben, aber du holst sie definitiv nach?

Genau, sie ist nur verschoben. Das war, weil ich mein Management gewechselt habe und es ein paar Probleme mit den Terminen und der Logistik gab. Aber das kommt auf jeden Fall und ich freue mich sehr darauf. Zum Glück stehen aber auch so ein paar Konzerte an. Wir drehen auch ein Musikvideo für „Two Suns“, und dann werde ich im Laufe des Jahres drei Songs mit einer Band veröffentlichen, mit der ich gerade zusammenarbeite. Der erste Song kommt im Frühling raus. Außerdem arbeite ich noch an eigenen Sachen, die entweder zu einer EP oder einem Album werden.

Und aktuell heißt es volle Kraft voraus für das neue WARDRUNA-Album?

Kommende Woche gehe ich für WARDRUNA ins Studio. Ich bin nicht ganz sicher, wann ich die Musik kriege. Mit Einar zu arbeiten, ist großartig, weil du nie richtig weißt, was du bekommst. Ich denke, da wir schon so lange zusammenarbeiten, weiß er einfach, dass es nichts macht, wenn ich das Material erst zwei Tage vor meinem Studiotermin kriege. Wenn ich wollte, das alles total durchgeplant ist, hätte ich klassische Musik studiert. Ich könnte nie klassische Sängerin sein, einfach weil ich mich nicht an Regeln halten kann. Ich breche sie lieber. Ich kriege die Sachen gern serviert, kurz bevor ich etwas damit machen soll. Dann hast du nicht so viel Zeit zum Einstudieren und es bleibt ein bisschen ungeschliffener.

Als ich dich zum ersten Mal live gehört habe, saß ich in der ersten Reihe und konnte zusätzlich zum Mikrofon-Sound deinen Raumklang hören. Wie hast du diese Stimmgewalt entdeckt?

Vom Wohnzimmer aus auf unserer Insel konnte ich ganz weit entfernt am Horizont die Berge von Hardanger sehen. Ich stellte mir dann einfach vor, meine Stimme erreiche diese Berge. Ein Stück weit malte ich es mir auch wie reisen aus – dass meine Stimme jetzt den ganzen Weg dorthin fliegt. Je nach Persönlichkeit könnte man sich alles Mögliche vorstellen – Hauptsache, man fühlt sich dabei unfassbar stark in sich selbst. Wenn du dich nicht stark und gefestigt fühlst, dann musst du dir vorstellen, dass du es bist.

Hast du eine Gesangsausbildung? Und wie kam es dann zu deinem markanten, eigenen Stil?

Ich habe jahrelang Gesangsunterricht bei Benedicte Sjøvold gehabt, erst in meiner Jugend, und dann habe ich vor Kurzem wieder angefangen. Ab 17 sang ich klassisches Material mit meiner Lehrerin, aber sie wollte auch hören, woran ich selbst arbeitete – ich machte ja eigene Sachen, auch wenn ich sie nicht veröffentlichte. Es entstand dann so ein seltsamer Mix mit dem klassischen Stil. Ich bin sehr froh, dass ich die klassische Basis habe und gelernt habe, wie man auf die Stimme aufpasst und so weiter, aber das mit der lauten Bruststimme habe ich selbst beim Üben entdeckt. Für meinen Körper fühlte es sich einfach natürlicher an, auf diese Art Klang zu erzeugen. Ich kann so auch die Noten länger halten. Das ist eine Technik, von der mir klar wurde, dass viele Musikrichtungen aus aller Welt sie gemeinsam haben, von Joik über bulgarischen Gesang bis hin zu afrikanischen Gesängen.

Würdest du sagen, du singst eher intuitiv als hochtechnisch?

Wenn ich ein Konzert singe, dann dreht sich alles um die Emotionen. Aber es ist sehr gut, Technik als Hintergrund zu haben, zum Beispiel falls du mal krank wirst. Das schlimmste Konzert war für mich vor zehn Jahren, oder vielleicht vor sieben, in der Schweiz, als ich einen schlimmen Atemwegsinfekt hatte. Im oberen Stimmregister hatte ich schon einiges verloren. Also musste ich mir andere Lösungen ausdenken, und durchgehend auf Technik achten. Ich glaube, das war auch das Konzert, wo die Erkältung danach zur Lungenentzündung wurde. Aber ich habe es durchgezogen. Vielleicht hätte ich dieses Konzert absagen sollen, aber ich sage sonst nie etwas ab. Wenn ich mal was absage, dann heißt das eigentlich, dass ich tot bin.

Fotocredit des Titelbildes: Raina Vlaskovska, May Husby

Galerie mit 11 Bildern: Wardruna - Nordic Night with Wardruna 2022 in Gelsenkirchen

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Quelle: RUBY MORRIGAN
17.02.2020

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