Devin Townsend
Oktopusliebe in der Batschkapp

Konzertbericht

Billing: Devin Townsend, Klone und Fixation
Konzert vom 08.03.2023 | Batschkapp, Frankfurt

Es regnet wie aus Kübeln, als sich am Mittwochabend zaghaft die Batschkapp zur Abendstunde zu füllen beginnt. Heute auf dem Programm: Kanadische Prog-Kost aus der Feder von DEVIN TOWNSEND, der noch zwei weitere Acts, die französischen Prog Metaller KLONE und die norwegischen Alternative Rocker FIXATION, mit im Schlepptau hat. Nachdem der Merch-Stand gecheckt und sich am Getränkestand angemessen bewaffnet worden ist, bereitet sich unsereins auch schon auf den ersten Act des Abends vor. FIXATION eröffnen mit ihrem Alternative Rock, eine Band die bereits beim letztjährigen Summer Breeze aufgetreten ist – und das obwohl sie noch kein Studioalbum vorzuweisen hat.

Die norwegischen Alterantive Rocker FIXATION eröffnen den Abend

Die Norweger betreten um 19:30 Uhr die Bühne vor noch eher spärlich bestücktem Publikum, was daran liegt, dass der Beginn der Veranstaltung lt. Eintrittskarte erst für 20:00 Uhr angesetzt ist. Entsprechend ist die Batsche noch recht leer und der „Noise“, den Sänger Jonas W. Hansen vom Publikum verlangt, noch etwas verhalten, was die Band aber mit professioneller Gelassenheit hinnimmt und in ihr Set einsteigt. Zu hören gibt es Alternative Rock mit leichtem Post-Rock-Einschlag im wesentlichen, heißt: Es rockt durchaus, die Lead-Gitarren setzen aber immer wieder zu stimmungsvollen Höhenflügen an und die emotionale Dichte der Songs ist recht hoch.

Hansen geht voll in seiner intensiven Gesangsdarbietung auf, hat lediglich das Problem, dass er ein bisschen im Sound untergeht. Er versucht zwischendrin darüber auch mal mit der Technik zu kommunizieren, die scheint ihn aber zu ignorieren. Wiederum nimmt Hansen dies professionell hin und macht weiter. Überdies gleicht er mit einer Menge Bühnenpräsenz aus, hampelt sich dafür auch mal direkt vor seinen Gitarristen respektive dem Bassisten einen ab, die sich zum Glück nicht ablenken lassen. Wie angedeutet hebt er mittendrin noch einmal hervor, dass die Band ihren Fans noch ein Debütalbum schuldig geblieben ist, was jedoch im Herbst diesen Jahres nachgeholt werde. Nach etwa einer halben Stunde räumen die Norweger dann auch schon die Bühne für KLONE, diesmal unter etwas beherzterem „Noise“ als noch zu Beginn des Auftritts.

Galerie mit 23 Bildern: Fixation - Lightwork European Tour 2023 in Stuttgart

KLONE bringen Eleganz und Atmosphäre in die Batschkapp

Die Franzosen KLONE stapfen auf die Bühne, die Musiker in schwarzen Shirts, während sich Sänger Yann Ligner zusätzlich durch das Tragen eines Oberhemdes abhebt und dadurch ein bisschen wie ein frisch gebackener Vater aussieht, der sich benebelt vom Elternglück auf die Bühne verirrt hat. Aber seine Stimme ist eindeutig wiedererkennbar, sodass zum Glück keine Security gerufen werden muss. Die Atmosphäre ist der Schlüssel zum Erfolg der Herren aus Poitiers, was durch die effektive Lichtgestaltung noch einmal befeuert wird. Dazu findet unter den Musikern ein geradezu elegantes, in sich gekehrtes Mitbangen statt, bei Sänger Ligner eher ein sachtes Mitwippen, wobei allein Gitarrist Mika Moreau durch seine hochenergetische Darbietung aus dem Rahmen fällt, als hätte er eigentlich auf einen Thrash-Act gehofft.

Musikalisch dauert es nicht lange, bis das Publikum den sympathischen Franzosen aus der Hand frisst. Das bedächtige Mitwippen überträgt sich beim Song „Yonder“ sogar auf das Publikum, was sich gar hypnotisiert der Musik hingibt. Bei „Rocket Smoke“ geht es ordentlich ab, inklusive Mitklatschen auf Publikumsseite sowie der weiterhin eleganten Bühnenenergie auf Bandseite. Auch mit „Immersion“ landen KLONE einen stimmungsvollen Volltreffer, der wieder dank der effektiven Lichtgestaltung hervorragend umgesetzt wird. Bei so vielen älteren Stücken vergisst man schnell, dass die Band mit „Meanwhile“ eigentlich ein brandneues Album im Schlepptau haben, das u. a. den Dosenöffner „Elusive“ sowie „Bystander“ stellt. Und natürlich lässt sich Ligner noch den Satz „Frankfurt, iesch liebe diesch“ entlocken, ehe die Band nach glorreich erfolgter Arbeit den Platz räumt für den Hauptact des Abends.

Galerie mit 20 Bildern: Klone - Lightwork European Tour 2023 in Stuttgart

DEVIN TOWNSEND ist die Knuffigkeit in Person

Dann dauert es eine ganze Weile, bis DEVIN TOWNSEND die Bühne betritt. Es müssen eine ganze Reihe an Instrumenten gestimmt werden, wofür die beiden Roadies die Bühne fortwährend patrouillieren. Das Publikum wird zwischenzeitlich recht ungeduldig und sehnt die Ankunft von HevyDevy herbei, der sich dann um 21:25 Uhr endlich blicken lässt. Dafür entschädigt die schier endlose Knuffigkeit und der entwaffnende Charme, den der kanadische Strahlemann auf die Bühne bringt, für die lange Wartezeit. Nach seinem gefühlten Versuch, jede einzelnen Person im Publikum zu begrüßen, geht es mit dem Quasi-Titeltrack des neuen Albums „Lightwork“, „Lightworker“, auch direkt los. Der Refrain wird, treu wie die Fans nun mal sind, auch direkt im Publikum mitskandiert, welches das neue Album hörbar studiert hat.

Der Auftritt glänzt durch skurrile Highlights. Eines davon ergibt sich recht früh, wenn DEVIN TOWNSEND aus dem Publikum einen Stofftieroktopus geschenkt bekommt, den er sogleich in seine die Bühne bevölkernde Kollektion aufnimmt und ihn sogar bei „Why?“ fast wie seine Liebste zärtlich besingt und mit ihm stolz wie Bolle über die Bühne scharwenzelt. Ebenfalls sehenswert sind seine Kaspereien zu „Dimensions“, für das ein Theremin auf die Bühne gebracht wird, ein berührungslos spielbares Instrument, mit dem man z. B. klassische UFO-Geräusche replizieren kann. Auch durfte ein Geburtstagsständchen für Chefroadie Sam nicht fehlen, zu dem HevyDevy kurz mal das gesamte Publikum singen lässt.

Galerie mit 28 Bildern: Devin Townsend - Lightwork European Tour 2023 in Stuttgart

Spaß und Bombast bei DEVIN TOWNSEND

Generell gefällt das Set sehr, bei dem DEVIN TOWNSEND auch seine Musik erklärt: Er will einfach das Monumentale selbst in Szene setzen, „Power“ will er in Musik einfangen. Es kommen natürlich einige Songs aus dem neuen Album vor wie „Dimensions“, „Heartbreaker“ oder „Call Of The Void“, aber DEVIN TOWNSEND spielt auch ältere Tracks wie „Deep Peace“ sowie Stücke aus der Band- und Project-Ära wie „Deadhead“ und bei der Zugabe auch eine Lagerfeuer-Version von „Ih-Ah!“, die damit zum Mitsinghit avanciert. Und noch ein Ass hat er für die Zugabe im Ärmel: den STRAPPING YOUNG LAD-Track „Love?“, der den Abend beschließt. Der Kitt zwischen den Songs sind natürlich immer seine improvisierten, leicht chaotischen Ansprachen, die ihn einfach so endlos charmant machen, dass es fast schon traurig ist, wenn der lange Abend unter der Woche dann schließlich doch noch zu Ende geht. So dürften aber alle mit der Leistung des Maestros und seinen Vorbands zufrieden sein.

Setliste:
Lightworker
Kingdom
Dimensions
Why?
The Fluke
Deadhead
Deep Peace
Heartbreaker
Spirits Will Collide
Truth
Bad Devil

Zugabe:
Ih-Ah!
Call Of The Void
Love?

22.03.2023

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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