Emil Bulls
Tourfinale und Jahresabschlusskonzert X-Mas Bash 2025

Konzertbericht

Billing: Emil Bulls, Vinta und Ignite
Konzert vom 20.12.2025 | Backstage Werk, München

Samstag, der 20.12.2025, letzter Abend, letzte Show der X-Mas Bash Tour 2025 der wunderbaren Band EMIL BULLS. Es wartet der Tourabschluss und damit auch der offizielle Prankabend. Das Backstage Werk ist bis auf den letzten Quadratmeter gefüllt, die Erwartung spürbar hoch und etwas Besonderes liegt in der Luft. Der X-Mas Bash ist längst mehr als eine Konzertreihe, er ist Ritual, Familientreffen und Standortbestimmung zugleich. Heute schließt sich ein weiterer Kreis.

VINTA: Tiefgang mit Wucht

Den Auftakt macht VINTA, deutschsprachiger Metalcore mit Haltung, Emotion und erstaunlicher Reife. Was sofort auffällt: Diese Band meint es ernst, musikalisch wie inhaltlich. Die Texte sind tiefsinnig, persönlich, manchmal schmerzhaft offen, und doch wirkt nichts pathetisch oder aufgesetzt. Eröffnet wird mit der neuen Single „Kalypso“, deren packende Riffs und moshfreundlicher Refrain das Publikum unmittelbar abholen. Der Funke springt sofort über.

Spätestens beim dritten Song „Durch den Monsun“, das natürlich kein eigenes Werk ist, aber erstaunlich textsicher vom Publikum mitgesungen wird, ist klar: Hier steht keine klassische „Erste Vorband“ auf der Bühne, sondern ein Act, der bereits emotionalen Zugriff hat. Das kurze Sechs-Song-Set endet mit „Kaputt für immer“, dessen titelgebender Refrain gefühlt dutzendfach durch den Raum hallt. VINTA hat ihren Auftrag erfüllt: Das Publikum ist nicht nur warm, sondern bereits involviert.

Geprankt wird hier noch dezent und liebevoll: Die Sound- und Lichttechniker erscheinen in putzigen Dino-Kostümen. Ein erstes Augenzwinkern des Abends, das perfekt zur Stimmung passt.

 

IGNITE: Legenden mit Haltung

Mit IGNITE erfüllt sich für die EMIL BULLS ein erklärter Traum: Die eigenen Idole als Support auf Tour zu haben. Und diese Idole zeigen vom ersten Ton an, warum sie diesen Status tragen. „Veteran“ eröffnet das Set, und während Sänger Eli Santana scheinbar Sprungfedern unter den Schuhen hat, explodiert der Pit bereits nach wenigen Takten.

Die Setlist lässt kaum Wünsche offen: „Poverty for All“, „Anti-Complicity Anthem“, „Let It Burn“, „A Place Called Home“, Songs, die Haltung zeigen und auch 2025 nichts an Relevanz verloren haben. Traditionell darf auch das U2-Cover „Sunday Bloody Sunday“ nicht fehlen. Genau hier setzt einer der liebevollsten Pranks des Abends an: VINTA und Teile der EMIL BULLS-Crew starten eine improvisierte „Special Moving Lights“-Show, tragen die Spots auf die Bühne und eskalieren gemeinsam mit IGNITE im bunten Licht.

Wie eng diese kurze Tour die Bands zusammengeschweißt hat, zeigt ein weiterer Moment nach dem letzten Song „Fear Is Our Tradition“. IGNITE hatten VINTA zuvor augenzwinkernd als ihre „Söhne“ bezeichnet. VINTA kontert mit der Übergabe eines Zertifikats, das IGNITE nun offiziell zu den Vätern der Band erklärt. Humor, Respekt und echte Verbundenheit, authentischer lässt sich Szene kaum leben.

EMIL BULLS: Familie, Geschichte, Gegenwart

Kurze Umbaupause, dann stehen sie auf der Bühne: die EMIL BULLS. Der erste Ton reicht und es gibt kein Halten mehr. Das Konzept des X-Mas Bashs lebt von einer besonderen Setlist, und 2025 graben die BULLS tief. Sehr tief. Neben aktuellem Material finden sich zahlreiche Evergreens und beinahe vergessene Songs im Programm, die live ein spürbares technisches Make-over erfahren haben. Nichts wirkt angestaubt, nichts nostalgisch um der Nostalgie willen.

Gesanglich präsentiert sich die Band in beeindruckender Form. Nicht nur Christoph, sondern auch Moik, Passy und Bocko wirken stimmlich gereift, sicher und präsent. Ob bewusste Stimmarbeit oder verbesserte Live-Technik, letztlich egal. Entscheidend ist: Der Sound sitzt. Besonders eindrucksvoll zeigt sich das in der ersten Zugabe mit „Behind The Sun“, „The Reckoning“ und „10500“. Gerade „Behind The Sun“, lang, sperrig und selten live gespielt, entfaltet hier seine volle Wucht. „10500“ fordert spielerisch wie gesanglich alles und wird dennoch souverän und auf den Punkt gemeistert.

Band und Publikum sind zu diesem Zeitpunkt längst eins. Es gibt kein Innen und Außen mehr, sondern eine homogene, vibrierende Masse. Ton, Licht, Crowd und Band schwingen auf derselben Frequenz, springen, moshen und atmen gemeinsam.

Natürlich wird auch beim Main Act geprankt: ebenso würdevoll wie liebevoll. Während „Behind The Sun“ tauchen plötzlich Backgroundtänzer in zwei Dinoköstümen und in einem Einhornkostüm auf. Christoph wird inthronisiert und wie in einer Sänfte getragen. Der Einsatz des Einhorns gehört eindeutig in die Kategorie: Das kann man nicht erzählen, das muss man gesehen haben.

Stillstand war nie eine Option für die EMIL BULLS

Man könnte meinen, die EMIL BULLS seien angesichts ihres Bandalters eine alternde Rockband. Doch wer genauer hinschaut, erkennt: Dieser Alternative-Metal-Dampfer stand nie still und wird es auch nicht. Liebe zur Musik, zum Detail, zu technischen Spielereien und vor allem zu den Fans prägt diese Band seit Jahrzehnten. Die EMIL BULLS jagen keinen Trends hinterher, sie setzen eigene.

In einem unruhigen musikindustriellen Fahrwasser justieren Bands dieser Klasse kontinuierlich ihren Kurs. Den Wind ändern können sie nicht, aber die Segel setzen. Und das gelingt eindrucksvoll. Der X-Mas Bash als Jahresendritual ist dafür der beste Beweis: traditionsbewusst, familiär und doch stets in Bewegung.

Der Leitspruch „Family Means Family Forever“ ist bei den Bulls kein Marketingslogan, sondern eine gelebte Realität auf der Bühne wie davor.

Für 2026 kündigt sich eine kleine Live-Auszeit an, nur ein paar exklusive Festivals sowie der X-Mas Bash 2026 sind geplant. Der Fokus liegt auf der Vorbereitung des offiziellen 30-jährigen Bandjubiläums. Nach diesem Abend darf man schon jetzt gespannt sein. Und eines ist sicher: Wenn die EMIL BULLS zurückkehren, werden sie wieder genau wissen, wie man Segel setzt.

22.12.2025

Musik ist mehr als Klang: Sie erzählt von Leben, Leidenschaft, Aufbruch und Ankommen. Sie ist Kunst: roh, echt und einzigartig. Ihre Bedeutung entfaltet sich im Resonanzraum zwischen uns und der Welt. Come as you are!

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Emil Bulls und Ignite auf Tour

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