Peter Heppner
Akustik Tour 2015 – Live im Gloria Theater Köln

Konzertbericht

Billing: Peter Heppner
Konzert vom 2015-09-30 | Gloria Theater, Köln

And I’ve got the feeling that I’ve really had enough. It had to end right here.

Ach Peter, gut, dass du nach dem Ende von WOLFSHEIM noch einmal die Kurve bekommen hast und der letzte Vorhang eben noch nicht gefallen ist. Sonst würdest du hier und jetzt nicht den Abschluss deiner Unplugged-Tournee vor rund 400 Zuschauern feiern.

Peter Heppner

Mehr als mühelos gelingt es PETER HEPPNER, sich am heutigen Abend von der langjährigen musikalischen Partnerschaft mit Markus Reinhardt loszulösen. Statt Synthesizer-Ladungen scharrt der mittlerweile 48-jährige Deutschpoet heute Abend eine Reihe von Studiomusikern um sich. Dazu zählen neben Co-Songwriter Dirk Riegener (SECRET DISCOVERY, außerdem Arbeiten für GUANO APES) auch Carsten Klatte (u.a. Arbeiten für EINSTÜRZENDE NEUBAUTEN und GOETHES ERBEN) und Achim Färber (EISBRECHER). Nun legt die erprobte Besetzung im zweiten Teil der 2014 gestarteten Akustik-Tournee erstmals einen Stopp in Köln ein. Und in welcher Spielstätte ließen sich Heppners Solomaterial und alte WOLFSHEIM-Klassiker besser intonieren als im Kölner Kulttheater Gloria?

Peter Heppner

Gitarre, Klavier und Schlagzeug – neben dem hauseigenen roten Samt alles, was den Konzertraum an diesem Samstagabend ausschmückt. Und nach dem vergangenheitsschwelgenden Auftakt „And I“ wird auch schon das erste überraschende Re-Arrangement präsentiert: So bekommt das von Heppners immer noch aktueller 2012er-Platte stammende „God Smoked“ ein paar jazzige Akkorde verpasst und bricht zugleich den ersten fröhlicheren, gar poppigen Abschnitt des heutigen Konzerts an. In diesem selbstverständlich enthalten ist auch die damalige Single-Auskopplung „Meine Welt“. Der Umstand, dass dessen Text ebenso gut aus der Feder eines Graus-Garanten wie TIM BENDZKO stammen könnte, stützt wiederum die These, dass Heppner bei der Gestaltung seines Abendprogramms gänzlich freie Wahl hat. Mehr noch: Mit seiner nach wie vor Fleisch und Blut durchdringenden Stimme verleiht der Mann so ziemlich jeder Zeile Tiefgang, der Tiefgang gebührt.

Dass es vielleicht gerade Heppners intendiert kindlich-naive Herangehensweise an die deutsche Sprache ist, die das Bild des Ausnahmekünstlers betont, beweist auch ein fragiles „Noch nicht soweit“. Zeilen wie „Das darf einfach nicht geschehen. Ich kann das alles nicht verstehen, keinen Sinn drin sehen“ unterstreichen, dass der ureigene Charme des Hamburgers keineswegs auf großer Wortakrobatik fußt. Heppners Band glänzt derweil durch Zurückhaltung, Riegners tiefe Piano-Akkorde sowie das geigenartige Halbakustikgitarrenspiel Klattes schaffen eindringlichere Atmosphären als jeder Roland-Synthesizer.

Dennoch kommt auch die volle Liedermacher-Schlagseite mit Mundharmonika und Wanderakkorden zum Vorschein, denn hier und heute ist Platz für alles. Das gilt sowohl für das selbstironische, durch Marlene Dietrich bekannte „Ich weiß nicht, zu wem ich gehöre“, aber ebenso für die mittlerweile ansehnliche Sammlung an hungrig erwarteten Klassikern. Alleine die ohne einen rumorenden JOACHIM WITT auskommende Interpretation von „Die Flut“ gleicht einer akustischen Reinkarnation, die nur noch von WOLFSHEIMs Melancholie-Schmatzer „Kein Zurück“ übertrumpft wird. Ein Gefühlstaumel, der am Ende gar über eine durchschnittliche Reggae-Version von „The Sparrows And The Nighingales“ hinwegtrösten mag. Denn alle Genrebarrieren einmal beiseitegeschoben. Am Ende steht großes Kino. Das ganz große Heppner-Kino.

Peter Heppner

Setlist:

  • And I
  • Care For You
  • God Smoked
  • Meine Welt
  • Being Me
  • Noch nicht soweit
  • Heroin She Said
  • Wherever
  • Annie
  • Twelve
  • Künstliche Welten
  • Easy
  • Deserve To Be Alone
  • This Time
  • Die Flut
  • Cry Tonight
  • Gib mir doch ’nen Grund / Good Things Break
  • Wir sind wir
  • Kein Zurück
  • Leben… I Feel You
  • The Sparrows And The Nightingales
  • Ich weiß nicht, zu wem ich gehöre
25.10.2015

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