Aborted - ManiaCult

Review

ABORTED sind ein Phänomen: Fronter Sven Caluwe ist als einziges Gründungsmitglied in der 26-jährigen Bandgeschichte übrig geblieben, aber schafft es immer wieder, wahrlich hochkarätige Mitstreiter um sich zu scharen, um Qualitätsware im Schnitt zwischen Death Metal, Grind und angeschwärzten Passagen zu produzieren. Seit dem Album „TerrorVision“ sind drei Jahre vergangen, die EP „La Grande Mascarade“ schob die Band vergangenes Jahr dazwischen. Nun steht das elfte Studioalbum in den Startlöchern, welches auf „ManiaCult“ hört und eine kleine grobe Geschichte bietet: Wayland Thurston ist Leiter einer Sekte, die Menschenopfer den großen Alten darbringt.

Oder spielt sich alles nur in seinem Kopf ab und ist gar nicht real? Womöglich findet sich auch hier hinter all dem Fantasie-Horror eine Allegorie auf mentale Probleme wieder. Real hingegen sind tatsächlich Actionfiguren, die man mittlerweile als Merch kaufen kann. Aber wie schlägt sich „ManiaCult“ musikalisch?

Bereit, dem „ManiaCult“ beizutreten?

„Verderf“ startet als langsames, sich bedrohlich steigerndes Intro. Ungewöhnlich für ABORTED, die normalerweise sonst mit der Tür ins Haus fallen, aber durchaus stimmig. Titeltrack „ManiaCult“ folgt dann sogleich flink und groovig auf dem Fuße. „Impetus Odi“ stellt in Folge vielleicht sogar neue Geschwindigkeitsrekorde für die Band auf, ergänzt um eine kleine, angeschwärzte Note. „Dementophobia“ hat tatsächlich ein wenig was von moderneren CARCASS: Grooviger, langsamer, melodischer und selbst Caluwes Vocals erinnern in einigen Passagen entfernt an einen Jeff Walker. Auch im Solo schimmert viel mehr Rock’n’Roll durch als sonst bei den Belgiern. Positive Überraschung.

Ach ja: Gastsänger gibt es auch, wie in der Vergangenheit immer mal wieder. Wären sie nicht aufgeführt in der Promo, könnten sie durchaus überhört werden. Caluwe keift, growlt und schreit sich mittlerweile so abwechslungsreich durch die Songs, dass Ryo Kinoshita (CRYSTAL LAKE), Filip Danielsson (HUMANITY’S LAST BREATH), Ben Duerr (SHADOW OF INTENT) und Joe Bad (FIT FOR AN AUTOPSY) bei den ersten Durchläufen total durchflutschen.

Variationen im Detail verleihen ABORTED die benötigte Frische

„A Vulgar Quagmire“ pendelt zwischen Fingerfertigkeit, Groove und Attacke, „Verbolgen“ ist als Piano-Zwischenspiel ganz nett, aber auch ein wenig unnötig. „Ceremonial Ineptitude“ tunkt sich im Chorus in Epik, während sich „Drag Me To Hell“ eingangs viel Zeit lässt, nur um dann wie gewohnt zu explodieren. Also sind wie gewohnt kleine, aber feine und Akzente setzende Spitzen im Songwriting vorhanden, die das Garten umgraben angenehm auflockern. So weit, so bekannt von ABORTED. „ManiaCult“ setzt in der wahren Hochphase, die ABORTED in der letzten Dekade mit Sicherheit haben, zwar keine neuen Höhepunkte, bietet aber gewohnt guten „Stoff“ für alle Speedfreaks.

Die sich schon auf den Vorgängern abzeichnenden größeren Einflüsse von Atmosphäre und auch Black Metal sind hier sicherlich noch ein wenig weiter ausgebaut worden. Manchmal braucht man halt keinen kompletten Gartenumbau, sondern es reicht vielleicht, mal ein wenig umzustellen oder zu dekorieren. „ManiaCult“ dekoriert geringfügig im ABORTED-Kosmos um, dürfte aber alte Fans zufriedenstellen und vielleicht sogar neue dazu gewinnen. Die Frage die sich nur noch stellt, ist: Bereit, dem „ManiaCult“ beizutreten?

10.09.2021
Exit mobile version