After Taste - Hungry For Life

Review

Die TYPE O NEGATIVE-Nostalgiker fanden im letztjähirgen Album „Faded Dream“ von NEON NIGHTMARE einen regelrechten Leckerbissen, der dem Original einerseits extrem treu geblieben ist, dieses aber auch wirklich gut und interessant umgesetzt hat. Die aus dem Dunstkreis von GOD DETHRONED stammenden AFTER TASTE um Dave Meester wollen sich u. a. davon ebenfalls eine Scheibe abschneiden. Sie servieren laut Presseinfo einen Gothic Doom mit elektrischem Twist, der sich von Bands wie eben TYPE O NEGATIVE, aber auch RAMMSTEIN, ALICE IN CHAINS, TYPTIKON, KILLING JOKE und SOUNDGARDEN beeinflusst wissen möchte. Wonach sie tatsächlich klingen, ist stinknormaler Gothic Metal nach Industriestandard.

Große Versprechen, die AFTER TASTE allerdings kaum einhalten können

Die Presseinfo lehnt sich ziemlich weit aus dem Fenster, was die Hochstilisierung der Band angeht, und geht gleich mal in die Vollem mit so ziemlich jedem Genre, das irgendwie im Gothic-Kontext Sinn ergeben würde:

[A] band that skilfully intertwines the realms of industrial, gothic, and doom metal with the pulsating energy of EDM, synthwave, and ambient music.

Aber von all diesen elektrischen Elementen ist auf „Hungry For Life“ nichts zu hören, man bewegt sich zumeist im Gothic Metal im schleppenden Midtempo, das gelegentlich Doom-Kaliber erreicht, aber gern noch eine Nummer traniger sein könnte. Die paar Synths sind – wie erwähnt – Industriestandard und noch kein Grund, eine große Kiste aufzumachen. Leider ist dieser Lapsus auf PR-Seiten ziemlich bezeichnend für das Album, denn hier gibt es wirklich gar nichts, was man an anderer Stelle nicht schon besser in Szene gesetzt gehört hat.

Die Hooks, an denen sich AFTER TASTE hier versuchen, sind selten wirklich überlebensgroß, was angesichts der kraft Riffs und Synths angestrebten Dramatik sicher Ziel der Sache gewesen sein dürfte. „Your Flesh“ und „Methmouth“ schaffen dank clever eingesetzter Backing Vocals ganz nette Refrains, die aber auch keine allzu lange Halbwertszeit im Gedächtnis haben. Wo Musik und Gesang tatsächlich mal eine interessante Symbiose eingehen, ist in „Get Down“. Angesichts des bestenfalls kompetent aber dröge eingespielten Rests der Platte wirkt das aber fast schon wie ein Glückstreffer denn ein Nachweis des Könnens der Band. Und die Hauptprobleme sind nun mal das unaufgeregte Tempo, die gut gemeinte aber selten wirklich inspirierte Riffarbeit und dieser mehr gelangweilt als „düster“ oder „tief“ klingende Gesang.

„Hungry For Life“ lässt nach Highlights hungern

Und schlimmstenfalls muss man sich auf Empfängerseite für die Band so richtig in Grund und Boden fremdschämen. Womit wir bei „Morning XTC“ angekommen sind, dem gescheiterten Versuch, dem Lustmolch Peter Steele ein Denkmal zu setzen. Der Song an sich ist einer der flotteren Nummern und geht fast in AMORPHIS-Territorium ca. anno 2002 – 2006 über, aber diese infantilen, wirklich WIRKLICH grauselig geschriebenen Durst-Lyrics („You have never been with me but I have been with you“), die aus der Feder von J-Walk hätten stammen können, machen jedes Potential, was der Song aufbauen könnte, sofort zunichte und lassen auf Empfängerseite ein Bleichmittel für die Ohren herbei wünschen.

Darüber hinaus ist das meiste, was der Hörerschaft auf „Hungry For Life“ begegnet, Durchschnittsware. Der absolute Rohrkrepierer „Morning XTC“ ist gnädigerweise der einzige grobe Ausrutscher seiner Art, den sich AFTER TASTE hier leisten, aber leider geizen sie abgesehen vom etwas besseren „Get Down“ und vereinzelt brauchbaren Riffs auch mit Highlights. Das meiste hätte noch ein paar Minuten im Songwriting-Ofen vertragen können – dann hätten die Niederländer vielleicht sogar das Versprechen des „elektrischen Twists“ wahr machen können. In seiner jetzigen, wohl auch finalen Form ist „Hungry For Life“ jedoch ein Randprodukt, das wirklich nur die härtesten GOD DETHRONED-Stans brauchen, die wirklich alles, auch Produkte aus dem Umfeld der Death Metaller wie dieses hier, besitzen müssen …

06.06.2025

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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