Black Sabbath - 13

Review

Warum gibt es „13“ eigentlich? Was ist passiert, dass BLACK SABBATH nach 35 Jahren wieder aus Geezer Butler, Tony Iommi und Ozzy Osbourne bestehen und ein neues Album machen? Geldnot? Wohl kaum. Altersmilde? Möglicherweise ein wenig. Am wahrscheinlichsten erscheint mir allerdings, dass alle drei Herren festgestellt haben werden, dass das Leben für Kleinlichkeiten eigentlich zu kurz ist. Gerade Tony Iommi sollte das durch seine eigenen Erlebnisse und das Schicksal Ronnie James Dios wissen.

Und so ist „13“ tatsächlich, wenn auch natürlich mit Abstrichen, die angekündigte Rückbesinnung auf das geworden, was BLACK SABBATH sehr lange und vor sehr langer Zeit ausgemacht hat. Das ist, wenn man den ganzen Mythos mal außen vor lässt, erstaunlich einfach zu sagen: Kerniger, riffbasierter Metal, getunkt in eine doomig-psychedelische Marinade, die dem unverwechselbaren Trademarksound der Band auch 2013 seinen rauchigen, schummrigen Geschmack verleiht. So finden sich unter den acht Tracks auf „13“ zum einen doomige Walzen mit viel effektgetränkter Halbakustik, die gut und gerne auch das HEAVEN AND HELL-Album hätten schmücken können („Age Of Reason“ oder der etwas unglücklich gewählte Opener „End Of Beginning“ – übrigens mit original „Black Sabbath“-Tonfolge!). Dazu gesellen sich aber auch rockende und im wahrsten Sinne des Wortes rollende Stücke in Gedenken an die Dio-Ära, wie das schon als Single ausgekoppelte, aber keinesfalls beste Stück des Albums „God Is Dead?“, oder die zum beschwingten Mitnicken anregenden kürzeren „Loner“ und „Live Forever“. Noch deutlichere Bezüge zu den ersten sechs Alben, durchaus auch mal mit der Brechstange, finden sich in dem wabernden Akustikstück „Zeitgeist“, das derart mit 70er-Effekten und Percussions zugedonnert ist, dass man gar nicht anders kann, als mit „Sweat Leaf“ bewaffnet auf die Suche nach dem „Symptom Of The Universe“ zu gehen. Insgesamt offenbart „13“ also ein buntes und ganz intelligent ausgewähltes Destillat aus allem, was BLACK SABBATH durch die 45 Jahre ihrer Karriere ausgemacht hat. Mehr kann man ohne erfahrene Langzeitwirkung nicht sagen.

Und sonst? Ozzy klingt immer noch genauso charmant nasal und minimal daneben wie ’70. Was allerdings vor allem seinen Gesangslinien fehlt, ist die Prägnanz, die Mitsingbarkeit. Das gilt im Grunde auch für die instrumentale Seite vieler Songs. Trotzdem fräsen sich bestimmte Passagen dann doch schon nach dem zweiten, dritten Hören ein, was daran liegen mag, dass sie sich hörbar an den eigenen vergangenen Ergüssen vergreifen. Das geht bis hin zum Vokabular, das einem immer wieder sehr bekannt vorkommt, oder bekannten Einwürfen wie „OK! Alright!“, die irgendwie sympathisch bis putzig wirken. Drummer Brad Wilk bekleckert sich leider nicht mit Ruhm und kommt an den Groove von Bill Ward kein Stück heran, arbeitet aber dafür songdienlich und unauffällig. Dazu hat sich Rick Rubin diesmal nicht, wie zuletzt bei METALLICA, im Sound vergriffen, sondern eine größtenteils erdige, zeitlose Produktion zugelassen, die den Charakteristiken des BLACK SABBATH-Sounds Raum lässt und dem Hörer die Gelegenheit, sich sofort heimisch zu fühlen.

Im Alter kehrt man also dahin zurück, wo man begonnen hat. Deshalb hört „Dear Father“ auch mit dem Sample auf, das vor 43 Jahren „Black Sabbath“ eingeleitet hat. Willkommen zu Hause, würde ich sagen!

05.06.2013
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