Camouflage - Relocated

Mit „The Great Commandment“ hatten CAMOUFLAGE dereinst in den goldenen Achtzigern einen Riesenhit, den sogar ATROCITY mal für ihr wenig gelungenes „Werk 80“-Coveralbum eingespielt haben. Seit 2003 versucht die Band, an ihre alten Erfolge an zu knüpfen.

Gemessen an der Qualität der Musik könnte es ihr auch gelingen, denn auf „Relocated“ finden sich einige schöne Synthie-Pop-Nummern, die überaus relaxt klingen und – wie bei dieser Art Musik üblich – auf nachvollziehbaren Strukturen und eingängigen Refrains fußen. Legt man allerdings die Instrumentierung zu Grunde, kommt man schnell zu dem Schluss, dass CAMOUFLAGE nicht bereit sind, ihre Wurzeln zu Gunsten des Erfolges ein wenig beiseite zu schieben. Die ganze Sache klingt doch etwas angestaubt und wird den zappelnden Disco-Hasen heutzutage wohl kaum in Entzückung versetzen.

Allerdings gibt es auch heute noch viele Leute, die sich bevorzugt alte Klamotten von DEPECHE MODE, TALK TALK, DURAN DURAN, TEARS FOR FEARS oder eben CAMOUFLAGE reintun, und diese dürften mit „Relocated“ durchaus glücklich sein. Aufgeschlossene Fans von einem Sänger wie ROBBIE WILLIAMS könnten ebenfalls Gefallen an dem Album finden. Manchmal fühlt man sich gar an eine Gitarrenfreie Version von Arjen Lucassens AYREON erinnert, da CAMOUFLAGE ähnliche Stimmungen aufbauen wie selbige auf dem ruhigen „Universal Migrator: The Dream Sequenzer“-Album. Die passendste aktuelle Referenzband dürfte jedoch WOLFSHEIM sein, auch wenn der Gesang auf „Relocated“ dankenswerterweise weit weniger weinerlich daher kommt.

Dem Metal-Fan dürfte die ganze Sache dafür absolut am Allerwertesten vorbei gehen, denn mit dieser Musik hat „Relocated“ herzlich wenig zu tun. Bleibt unter’m Strich ein ordentliches Synthie-Album, das aufgrund seines Retro-Faktors nur wenige ansprechen sollte, aber mit gelungenen Songs punkten kann. Trotzdem kann ich hier keine Punktwertung vornehmen, dafür habe ich von dieser Art Musik einfach zu wenig Ahnung.