Cradle Of Filth - Midian

Review

Viele haben dieses Jahr voller Ehrfurcht auf Halloween gewartet. Pünktlich zum Fest der gruseligen Streiche bescheren CRADLE OF FILTH uns ihr neues Album „Midian“. Wie nicht anders zu erwarten, ist es gewaltig. Die britische Vorzeige-Black-Metal Band hat die vielen Line-Up Wechsel der letzten Zeit unbeschadet überstanden. Vielleicht ist dies sogar die beste Besetzung seit langem. CRADLE OF FILTH sind mittlerweile zu einer Allstar-Band geworden. Zum einen ist ein Mitglied der frühen Stunde zurückgekehrt, der Saitenhexer Paul Allender, der schon beim Debüt „The Principles Of Evil Made Flesh“ mitgewirkt hat. Die Posten am Schlagzeug und den Keys gingen an niemand Geringeres als Adrian Erlandsson von AT THE GATES sowie Martin Powell (Ex-MY DYING BRIDE). Diese neuen Charaktere haben sicherlich zu der weiteren Entwicklung der Band ein gutes Stück beigetragen.

Allen diejenigen unter uns, denen das Drumming von „Onkel Fester“ Nicholas zu überladen war, werden den Stil von Adrian als angenehm „songdienlich“ empfinden. Die Arbeit von Martin Powell an den Tasten ist auch eher an seiner alten Band MY DYING BRIDE orientiert und beschränkt sich auf Effektivität und Atmosphäre, was aber durchaus von Vorteil sein kann, denn der Rest Band brettert ja eh schon komplex genug daher.

CRADLE OF FILTH sind ihren Stil mal wieder treu geblieben. Das ist auch gut so. Dennoch kann man sagen, daß sie ihre Linie konsequent weitergeführt haben. Am besten kann man CRADLE OF FILTH anno 2000 wohl als eine Mischung der letzten drei Alben beschreiben.

In mancher Hinsicht haben sie wieder ein bißchen mehr von „Dusk And Her Embrace“, denn die weiblichen Vocals haben wieder etwas mehr an Bedeutung gewonnen in den neuen Songs. Zum anderen sind die Gitarren wieder schön fett und tiefer gestimmt, wie auf „Cruelty And The Beast“. Der Gesamt-Sound orientiert sich eher an der „The Cradle To Enslave“ EP, also ist wuchtig und nicht so kühl auf dem letzten Longplayer. Soviel zu den Formalitäten.

Doch was uns alle am meisten interessiert, sind doch die Songs. Beim fünften Studio Album stellt sich bei vielen sicherlich die Frage, ob CRADLE OF FILTH ihr hohes Niveau halten können oder gar toppen. Jede CD klang bisher etwas anders und gewöhnungsbedürftig. Das ist auch diesmal der Fall. Aber gerade das macht die Band ja auf Dauer so spannend. Wie oben schon angedeutet, sind die Songs etwas geradliniger als in vergangenen Tagen. Hat man sich aber erst mal in die Epen hineingehört, wissen sie mindestens genauso zu fesseln, wie alle anderen ihrer Meisterwerke. Wenn nicht sogar noch mehr! Ein Schauer nach dem anderen läuft beim Lauschen kalt den Rücken hinunter.

Die Thematik der Lyrics hat sich vom Vampirismus abgewandt und ist diesmal am Clive Barker Roman „Nightbreed“ orientiert. Es geht also um Dämonen, Mutanten und andere böse Wesen. Dementsprechend ist auch das Artwork der CD, natürlich mit der bewährten Cradle-Ästhetik.

Für mich sind CRADLE OF FILTH immer noch der Maßstab, an dem sich alle Black Metal Bands zu messen haben. True hin, Kommerz her, keine andere Schwarzwurzel-Combo kann mit diesem hohen Niveau mithalten. Dani Filth und seine Schergen haben als erste bewiesen, daß Black Metal auch wirklich gute Musik sein kann, und manifestieren dies mit jedem neuen Album aufs Neue. Lasset Euch hinreißen und schwelgt!

03.11.2000
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