Cthulhu - Einstiegsbox

Review

Für das Horror-Rollenspiel CTHULHU gibt es inzwischen zahlreiche Szenarien, die für den Einstieg ins System empfohlen werden. Eine kompakte Box, in der Interessierte alles zum Spielen finden, gab es auf Deutsch bisher nicht. Mit der bei Pegasus Spiele erschienenen „Einstiegsbox“ ändert sich dies nun.

Enthalten ist genügend Material, mit dem nicht nur der Einstieg ins Rollenspiel ermöglicht wird, sondern mit dem man gleich mehrere Spielabende verbringen kann. Würfelset und Sichtschirm sind enthalten, ebenso wie ein übersichtliches Regelheft, ein Solo-Abenteuer und drei Szenarien, die man gemeinsam am Spieltisch erleben kann.

Es beginnt mit einem Solo

Wir beginnen unsere Durchsicht der Box mit „Allein gegen die Flammen“. Dieses Abenteuer ist für eine Person gedacht, die sich wie bei einem Spielbuch durch Entscheidungen von Abschnitt zu Abschnitt blättert. Dabei werden am Anfang an beispielhaften Situationen nicht nur die wichtigsten Regelmechanismen erklärt, sondern wird auch gleich die Charaktererschaffung durchgegangen. So fragt einen zum Beispiel der Busfahrer, den man am Anfang der Geschichte begegnet, nach dem Beruf und sorgt mit einem waghalsigen Fahrmanöver dafür, dass man direkt die erste Probe ablegen muss.

Wer völlig neu im Hobby ist und nach dem Erwerb der „Einstiegsbox“ die Spielleitung übernehmen soll, lernt so alle wichtigen Regeln kennen. Die Geschichte, in der man ganz klassisch in einem abgelegenen Dorf voller Geheimnisse strandet, ist außerdem spannend geschrieben und macht Lust auf mehr.

Alte Klassiker für neue Runden

Und „mehr“ bieten die drei Szenarien, die zudem noch in der Box liegen. „Der Bücherwurm“ ist dazu gedacht von zwei Personen gespielt zu werden. Eine übernimmt die Spielleitung, die andere ermittelt in einem mysteriösen Bücherdiebstahl und kommt dabei schaurigen Geheimnissen auf die Spur. Diese tragisch-schöne Geschichte kann dabei helfen, die Regelkenntnisse zu vertiefen und bietet einen kurzweiligen Spielabend.

Umfassender ist da schon „Am Rande der Finsternis“. Hierbei handelt es sich um ein altgedientes Einstiegsszenario, das bereits mehrfach veröffentlicht wurde. Auf seinem Sterbebett bittet ein Bekannter der Spielfiguren diese um einen letzten Gefallen, der diese zu einem verlassenen Bauernhof führt. Dabei gibt allerlei Gelegenheiten für Charakterspiel, Recherchen und schließlich auch ein bisschen Action.

Das Szenario enthält also alles, was ein gutes CTHULHU-Abenteuer ausmacht und bietet somit einen sehr guten Einblick in die Möglichkeiten des Systems. Allerdings beinhaltet es auch einige Rote Heringe und tote Ende, die im Text zwar halbwegs charmant als Anknüpfungspunkte für spätere Geschichten angeboten werden, den Spielabend aber auch ein bisschen in die Länge ziehen können.

„Blues für Marnie“ ist ermittlungslastiges Abenteuer, das nicht nur den Rassismus der 1920er Jahre thematisiert, sondern auch ausgefallene Ideen beinhaltet. Hierbei handelt es sich ebenfalls um einen CTHULHU-Klassiker, der die „Einstiegsbox“ hervorragend abrundet. Praktisch sind insgesamt die Verweise auf die jeweils entsprechenden Stellen im Regelheft, die etwaige Fragen oder Probleme beim Leiten der Szenarien berücksichtigen.

Eine „Einstiegsbox“ mit viel Inhalt

Neben den Szenarien und dem Regelheft sind ein schlichtes Würfelset, ein Sichtschutzschirm für die Spielleitung, Handouts für die Abenteuer und fünf vorgefertigte Charaktere enthalten. Die Box bietet also bereits ein gutes Paket, sinnvoll wären aber auch noch kompakte Regelübersichtsblätter für die Spielrunde gewesen. Enthalten sind allerdings Download-Codes für PDF-Versionen des beiliegenden Regelheftes, sodass die Spieler*innen sich diese herunterladen können.

Insgesamt macht die „Einstiegsbox“ einen guten Eindruck. Die Regeln werden gut erklärt, das Solo-Abenteuer bietet eine charmante Einführung und die drei weiteren Szenarien sind verlässliche Klassiker, die schon vielen Spielrunden CTHULHU schmackhaft gemacht haben.

Verstaubt, aber immer noch gut

Genau dies ist aber auch ein kritisierbarer Punkt: Die „Einstiegsbox“ bietet kaum neue Inhalte. Teilweise sind die Szenarien kostenlos zum Download vorhanden oder bereits in vielen anderen Publikationen zu finden. Auch das beiliegende Würfelset sowie die Handouts hätten hochwertiger gestaltet werden können. „Am Rande der Finsternis“ beinhaltet zum Beispiel ein Tagebuch, das auf matterem Papier in broschierter Form nicht nur besser zur Geltung gekommen wäre, sondern auch besser in der Handhabung als die etwas labberigen einzelnen Hochglanzseiten.

Unterm Strich liegt in diesem Fall aber eine sehr gute gelayoutete Box mit klar strukturiertem Inhalt vor. Das Ziel, komplette Neulinge abzuholen, wird voll und ganz erreicht. Die enthaltenen Szenarien haben zwar schon einige Jahre auf dem Buckel, sind aber bewährte Klassiker, mit denen schon viele Runden gestartet sind. Die „Einstiegsbox“ reiht sich perfekt in diese Tradition ein, auch wenn bereits etwas Staub auf dem Inhalt liegt.

Der Soundtrack für Einblicke in den Horror: CHURCH OF MISERY – Born Under A Mad Sign / PANYCHIDA – Říruřec : Dreisessel / GRAVE PLEASURES – Plagueboys

Würfeln und blättern, statt lauschen und headbangen – In der Rubrik „Dice ‚em All“ stellen wir euch ausnahmsweise keine Musik vor, sondern Rollen- und Brettspiele.

04.07.2023
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