Church of Misery - Born Under A Mad Sign

Review

Soundcheck Dezember 2023# 13

CHURCH OF MISERY sind zurück von ihrem letzten Ausflug in die verstaubten Kriminalarchive der westlichen Welt. „Born Under A Mad Sign“ heißt das neue Album der japanischen Doom-Institution. Die von 70er-Rock inspirierte Musik ist so herrlich abgefuckt wie die Songtexte, die sich abermals dem Wirken verschiedener Serienkiller widmen.

Fast ganz neu ist allerdings das Lineup, das sich seit „And Then There Was None“ aus dem Jahr 2016 grundlegend verändert hat. Ganz frisch mit dabei sind Gitarrist Yukito Okazaki und Schlagzeuger Toshiaki Umemura. Hingegen ist mit Kazuhiro Asaeda ein ganz alter Bekannter am Mikro zu finden, der zuletzt im Jahr 1996 auf dem ersten Demotape von CHURCH OF MISERY zu hören war.

Ein Doom gewordener True-Crime-Podcast

Tatsu Mikami am Bass ist weiterhin die einzige Konstante der Gruppe und hat auch die meisten Songs geschrieben, wie er erklärt: „Während der Covid-Pandemie habe ich meinen Job für zwei Jahre verloren. Das Unternehmen, für das ich gearbeitet habe, ging aufgrund des Virus bankrott. Aber über diese Zeit hinweg habe ich tonnenweise neue Songs geschrieben!“

Trotz der vielen Umbesetzungen ist der Doom gewordene True-Crime-Podcast dieses Mal besonders gut gelungen. Die Band präsentiert sich in Bestform und hat eine ganze Reihe starker Songs im Gewehrkoffer parat. Die Riffs sind fett, der Bass wummert angenehm, das Schlagzeug schleppt sich durch die Gegend und ins Mikro wird herrlich heiser gekrächzt. Zwar ist der Gesang über weite Strecken eindimensional, trägt aber auch funktional zur fiesen Atmosphäre des Albums bei.

„Born Under A Mad Sign“ blickt in die Abgründe der Seele

Denn in diesem Punkt kann „Born Under A Mad Sign“ kräftig auftrumpfen: Die erzeugte Stimmung ist düster und unterschwellig bösartig. Das ganze Album klingt, als sei es in einer baufälligen Holzhütte voller Haschischrauch und mysteriöser Schatten in der Wüstenlandschaft eines 70er-Jahre-Exploitation-Films entstanden. Trotzdem sei an dieser Stelle gesagt, dass diese Platte das bisher am besten produzierte Werk der Japaner ist. Jeder Ton klingt klar, voll und trifft genau ins Ziel.

Sicher, man kann es makaber finden, dass CHURCH OF MISERY reale Mordfälle in ein musikalisches Fest verwandeln. Aber genau dieser Zwiespalt sorgt dafür, dass man sich menschlichen Abgründen stellt und gleichzeitig dem voyeuristischen Verlangen nachgeben kann, die Taten eines Killers zu verfolgen. Und dafür gibt es keine bessere Musik als die auf „Born Under A Mad Sign“.

CHURCH OF MISERY verpflichten sich alten Traditionen

„Wir sind die wahren Erben von BLACK SABBATH“, verkündet Bassist Tatsu vollmundig zum Album. Ob die Japaner die einzigen Erben von Iommi und Co. sind, mögen die Nachlassgerichte klären. Sicher ist, dass CHURCH OF MISERY tatsächlich so klingen, als hätte sich das Frühwerk der Metal-Pioniere aus Birmingham angesichts der Schrecken der letzten 50 Jahre noch weiter verfinstert. Deswegen mögen auch nicht ganz so alte Bands wie CORROSION OF CONFORMITY und SLEEP als Referenz dienen.

Das bedeutet allerdings auch, dass „Born Under A Mad Sign“ nichts Neues bietet. Zwar haben CHURCH OF MISERY einen einen sehr eigenen, sehr markanten Sound, bewegen sich musikalisch aber trotzdem in sehr engen Retro-Doom-Grenzen. Dies zeigt sich auch dadurch, dass das Cover der uralten HAYSTACKS BALBOA-Nummer „Spoiler“ kaum aus dem Rahmen fällt.

Alles in allem ist das neue Album der Japaner aber hervorragend gelungen und macht finsteren Spaß. „Born Under A Mad Sign“ ist eine der wahrscheinlich besten Platten von CHURCH OF MISERY und dürfte alle Genrefans beglücken, die sich mit dem heiseren Gesang und der morbiden Thematik anfreunden können. War die Band zuvor schon eine eigenständige Doom-Institution, hebt sie dieses Werk in den Reigen der Meister des Genres.

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25.06.2023

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