Darius - Grain

Review

Es ist das, was viele englischsprachige Kollegen gern als „incredible musicianship“, also als „bemerkenswertes musikalisches Können“ bezeichnen. Dabei ist alles an „Apache Assault“ so wunderbar simpel: Ein einprägsamer, repetitiver Rhythmus auf dezent vertracktem Taktgerüst, geformt von punktgenauen Drums und kernigen Saitenakzenten, dazu eine minimalistische, aber umso wirkungsvollere Basslinie sowie ein Schicht um Schicht anschwellendes Gitarrenheer. Sicherlich – es ist kein Hexenwerk, welches die Schweizer DARIUS im hier exemplarisch beschriebenen Opener ihres Debüts „Grain“ veranstalten. Im Gegenteil: Über weite Strecken des Albums agiert der Fünfer nach absolut gängigem Post-Rock-Schema. Nur die Tatsache, wie es die Schweizer tun, macht die Platte am Ende so stark.

Eine wesentliche und gewinnbringende Charakteristik ist die ausgeprägte Rifflastigkeit des Materials. So reihen DARIUS nicht nur – wie der Großteil ihrer Artgenossen – behutsam und beharrlich Ton an Ton, sondern lancieren immer wieder überraschend vehemente, fast schon metallisch anmutende Passagen – wobei in den langsameren Momenten durchaus auch einmal der Name CULT OF LUNA im Hinterkopf herumspukt. Dabei kommt den Schweizern auch zugute, dass sie mit drei Gitarristen natürlich über entsprechend mehr Möglichkeiten verfügen, einem Song Nachdruck und Tiefe zu verleihen.

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Dennoch gibt es auf der Platte auch die „klassischen“ Post-Rock-Stücke. Songs wie beispielsweise das zu Beginn luftig aufgaloppierende „Samantha“ und das eindringliche „Sane“ besitzen die genretypische, stringente Dramaturgie, erklimmen Stufe um Stufe hin zum Höhepunkt, um schließlich in einem krachenden Finale zu kulminieren. Auf der anderen Seite stehen Kompositionen wie das anfangs fast schon sakral anmutende „Quasar“ sowie das durchgängig aggressive und mit intensivem Groove ausgestattete „Panzer Am Gesicht“ (Was für ein Bild!), die ihre bemerkenswerten Amplituden wesentlich stürmischer und unvorhersehbarer setzen. Weiterhin überzeugt „Rør“ mit seinem großartigen Drive, während der elfminütige Schlusstrack „Used“ – der einzige Song der Platte mit Gesang – mit flächigen Chören zum Abschluss vor allem in atmosphärischer Hinsicht gefällt.

Zum organisch-konvergenten Klangbild trägt natürlich auch die Tatsache bei, dass die Schweizer „Grain“ live und innerhalb von fünf Tagen im altehrwürdigen Bikini Test in La Chaux-de-Fonds aufs Band gebracht haben. Sowohl Aufnahmeleiter Christoph Noth als auch der für das Mastering verantwortliche Magnus Lindberg (u.a. CULT OF LUNA, AMALTHEA, EF, PG.LOST) haben dabei hervorragende Arbeit geleistet: Die Songs klingen naturbelassen und roh, verbreiten zudem ein ausgeprägtes Live-Flair – besonders spürbar wird das in den rhythmisch geprägten Passagen, welche in puncto Sauberkeit und Tightness fraglos hinter vielen „herkömmlichen“ Studioproduktionen anstehen. So manchen Puristen wird’s freuen, für den einen oder anderen Genre-Freund dürfte es unter Umständen aber auch ein wesentlicher Makel sein. Im Info Sheet heißt es dazu nur: „Diese Typen klingen auf Platte genau so, wie sie im wahren Leben sind – warm und aufrichtig, laut und lustig.“ In diesem Sinne: Ihr steht auf intensiven Post-Rock? Dann solltet ihr diese Party nicht verpassen!

01.05.2015

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