Deep Purple - Now What?! (Gold Edition)

Review

DEEP PURPLE sind eine Band über die man klassischen Hard Rock definieren muss. Innerhalb ihres Spektrums schafften es die Briten aber immer auch andere Einflüsse in ihren Sound zu integrieren, so dass keine Platte einer anderen gleich war. Ein “Burn” mit Sänger David Coverdale lässt sich schwer mit einem Album wie “Perfect Strangers” oder aktuelleren Werken wie “Purpendicular” gleich setzen. Eines eint sie aber alle, sie klingen immer nach DEEP PURPLE. Gleiches gilt auch für das im April dieses Jahres erschienenen “Now What?!”, das es sogar auf Platz eins der deutschen Charts schaffte. Mit der Gold Edition gibt es nun einen Nachschlag, der es in sich hat.

“Now What?!” entpuppt sich als bestes Album der Band seit…ja, seit wann genau? Jedenfalls seit sehr langer Zeit. Die beiden direkten Vorgänger aus den Jahren 2003 (“Bananas”) und 2005 (“Rapture Of The Deep”) waren beileibe keine schlechten Alben, aber der Unterschied zum aktuellen Werk der Band ist kaum zu überhören. DEEP PURPLE befinden sich erneut auf einem Zenit ihres Schaffens, was gleich der Opener “A Simple Song” unter Beweis stellt. Nach dem gefühlvollen Einstieg läuft, dank Ian Gillan, noch die erste Gänsehaut über den Rücken, wenn sich die Nummer schon längst in ein Groovemonster, wie es nur DEEP PURPLE schreiben können, verwandelt hat. Man merkt sehr schnell, dass die Hard Rock Urgesteine mit sehr viel Spaß im Studio gearbeitet haben. Die Riffs und Soli (“Uncommon Man”) von Steve Morse klingen gleichermaßen entspannt, trotzdem auf den Punt gespielt und immer knackig und heavy. Auch Keyboarder Don Airy wirkt sehr relaxt und spielt sich beispielsweise in “Hell To Pay” die Bälle mit Morse ebenso gekonnt zu, wie ihre Vorgänger es in den Siebzigern taten. Über das Rhythmusdoppel Glover/Paice braucht man keine Worte verlieren. Die beiden gehören zum besten, dass die Hard Rock Szene noch immer zu bieten hat. Gleiches gilt für Sänger Ian Gillan, der mit beinahe siebzig Jahren noch immer zu den charismatischsten Sängern im Rockbereich zählt. Dieses Können plus die hörbare Spielfreude hieven Stücke wie “Blood From A Stone”, das aus zwei unterschiedlichen Teilen bestehende “Aprés Vous” (auch hier gibt es eine Reminiszenz an die Siebziger), das Gänsehaut erzeugende, völlig relaxt daher rockende “All The Time In The World” oder die gelungene Hommage “Vincent Price” auf ein Level, das viele Bands niemals erreichen werden. Mit “It’ll be me” und “First Sign Of Madness” befinden sich zwei Bonustracks auf der Gold Edition, wobei zumindest “It‘ll Be Me” schon als Zusatzsong auf der Vinylversion von “Now What?!” zu finden ist. Beide Songs reihen sich perfekt ins Album ein und gehen keinesfalls als Lückenfüller über die Ziellinie, denn die gibt es auf “Now What?!” nicht.

Die zweite Disk dieses Pakets enthält das auf der laufenden Tour aufgenommene Album “The Now What?! Live Tapes” (erscheint im Übrigen als Doppel-Vinyl), das den guten Eindruck des aktuellen Albums auch live unterstreicht. Eine Nummer wie “Vincent Price” klingt hier, als wäre sie schon etliche Jahre im Liveset der Band. Auch die Klassiker wie “Strange Kind Of Woman” lassen die Herzen der Rockfans immer noch höher schlagen. Auch hier beweisen die Briten, dass sie musikalisch weiterhin ein Wörtchen im Rockbereich mitzureden haben. DEEP PURPLE müssen schon lange nicht mehr die lauteste, progressivste oder beste Band des Planten sein. “Now What?!” zeigt fünf Musiker, die zusehends Lust auf ihren Job haben, was sich auch auf den Hörer überträgt. Wer sich “Now What?!” noch nicht zugelegt hat, dem sei die Gold Edition wärmstens empfohlen.

03.12.2013
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