Deep Purple - Singles & E.P. Anthology '68-'80

Review

Wenn Anhänger der britischen Hardrockveteranen DEEP PURPLE mittlerweile den Überblick verloren haben, ist das angesichts der immensen Anzahl unveröffentlichter Songs und Versionen verständlich. Denn auch wenn die Briten mittlerweile fast alle Studioalben der Sechziger und Siebziger neu aufgelegt und mit allerlei seltenen Bonustracks aufgewertet oder durch fast vergessene Quadrophonie-Abmischungen ergänzt haben, nennt der Fan damit noch lange nicht alle Raritäten sein Eigen. Offensichtlich unergründlich sind die Archive, in denen ungehobene Schätze schlummern, Prachtstücke, Kleinodien, Devotionalien für jeden PURPLE-Verrückten. Diese Fülle an Tondokumenten ermöglicht es den Labels, immer neue Compilations auf den Markt zu bringen, die aber trotzdem mit einem Alleinstellungsmerkmal aufwarten können.

Die neueste Zusammenstellung „Singles & E.P. Anthology ’68-’80“ bildet da gar keine Ausnahme, auch wenn sie streng genommen kein neues Material ans Tageslicht befördert: Vielmehr enthält der Doppeldecker sämtliche Songs der Singles, die in den EMI-Jahren von 1968 bis 1980 (also aus einer Zeit, wo DEEP PURPLE zwischenzeitlich Geschichte waren) auf den Markt geworfen wurden. Neu ist somit lediglich die Veröffentlichung einiger dieser Songs auf CD – und gegenüber der erstmals 1993 erschienenen „The Deep Purple Singles As & Bs“ ist diese Zusammenstellung nun vollständig. Für den Fan, der bereits alles der Briten besitzt, ist „Singles & E.P. Anthology ’68-’80“ somit kein Muss. Und für Einsteiger dürften die Lieddoppelungen etwas verwirrend sein: Zweimal „Smoke On The Water“ in Folge zu hören, ist halt doch eher was für wahre Kenner.

Dennoch bietet diese Doppel-CD einen guten Überblick über das Wirken der Briten. Denn eine Sache ist bemerkenswert: Da die Zusammenstellung die ersten Jahre zusammenfasst, steht Material der Besetzungen Mark I bis IV in trauter Eintracht nebeneinander – also Material der psychedelischen Anfangsphase über den brachialen Rock der frühen Siebziger bis hin zu den funkigen Klängen kurz vor der zwischenzeitlichen Auflösung. Und so wechselt sich das stimmungvolle, in einer Kurzversion vertretene „April“ mit der Pianoversion von „Speed King“ ab, eine Liveversion von „Black Night“ mit dem Singleedit von „Might Just Take Your Life“ und das funky „Gettin‘ Tighter“ mit dem Livemitschnitt des epischen „Child In Time“. Und es funktioniert dennoch. Zu den raren Tracks gehört der Studio-Outtake „Painted Horse“ aus den „Who Do We Think We Are“-Sessions und die beiden BBC-Aufnahmen „The Bird Has Flown“ (1969 – in der Mark-II-Besetzung) und „Grabsplatter“ (1970).

Das zeigt nicht notwendigerweise DEEP PURPLE in Höchstform, aber interessant ist die Zusammenstellung allemal. Und egal, welche Besetzung man nun favorisiert: Bei insgesamt 35 Tracks und einer Spielzeit von über 150 Minuten wird jede Bandphase ausreichend abgedeckt. Abgerundet wird das Package mit einem netten, mit acht Seiten nicht übermäßig dicken Booklet, das aber Linernotes und die Abbildungen aller Singles der fraglichen Zeit enthält. Ob das und die genannten raren Track als Kaufanreiz reichen, muss jeder selbst entscheiden – abhängig vom Umfang der eigenen DEEP-PURPLE-Sammlung.

19.04.2010

- Dreaming in Red -

Exit mobile version