Dementia Ad Vitam - De Gaia, Le Poison...

Review

Ich habe den – nicht ganz unbegründeten – Verdacht, dass mir „De Gaia, Le Poison…“, das zweite Album der Franzosen DEMENTIA AD VITAM, einfach zu hoch ist. Einerseits gründet sich dieser Verdacht darauf, dass ich der französischen Sprache einfach zu wenig mächtig bin, um die Songtitel und –texte zu verstehen, geschweige denn zu würdigen; andererseits scheint das Album bei vielen Kritikern sehr gut anzukommen – ich kann mich diesem positiven Grundtenor jedoch nicht so richtig anschließen.

Daher zunächst ein Blick auf die eher objektiv zugänglichen Aspekte des vorliegenden Werkes: DEMENTIA AD VITAM bewegen sich musikalisch hauptsächlich im weiten Feld der Neoklassik, verarbeiten aber auch Elemente aus (Dark) Ambient (was sowohl vom Label als auch von DEMENTIA AD VITAM selbst als Hauptgenre angegeben wird), Folk, Industrial und Dark Wave. Dominierende Instrumente sind Klavier, Keyboard-Streicher und verwandte -Instrumente (es gibt aber zwischendurch auch eine echte Geige zu hören), akustische Gitarre und – sofern man hier von „Instrument“ sprechen will – die Stimmen der Protagonisten. Die Darbietungen reichen von Flüstern über fast meditativ gesprochene Passagen bis hin zu schwarzmetallischem Geschrei, Abwechslung wird hier also groß geschrieben. Die Musik der fünfzehn Songs, die auf vier Kapitel verteilt sind, ist ebenfalls facettenreich und gekonnt arrangiert – jedoch nicht ganz so gekonnt produziert: Da kommen sich eine Menge Instrumente ins Gehege und hinterlassen bei mir den Eindruck, dass die drei jungen Männer die Stücke instrumental streckenweise arg überladen haben. Das ist jedoch nicht das größte Problem, das ich mit „De Gaia, Le Poison…“ habe.

Was mir schon weitaus größere Schwierigkeiten bereitet, ist die Tatsache, dass mir „De Gaia, Le Poison…“ nach spätestens zwei Dritteln der Spielzeit tierisch auf den Senkel geht. Was aber noch schlimmer ist: Ich kann nicht einmal mit letzter Bestimmtheit sagen, woran das liegt! Eigentlich müssten mich DEMENTIA AD VITAM mit ihrem Gespür für Abwechslung, Dynamik sowie wechselnde Klang- und Stimmfarben nämlich restlos begeistern. Am ehesten bin ich aber ENTgeistert – angesichts der fehlenden Atmosphäre, angesichts meiner zunehmend genervten Stimmung. Ich habe das vage Gefühl, dass diese Schilderungen auf das nahezu omnipräsente Klavier zurückzuführen sind: Erstens klingt dieses weitgehend künstlich und undynamisch (ich würde fast wetten, dass die meisten Passagen auf einem Keyboard mit schlechter Anschlagsdynamik eingespielt wurden), zweitens bewegt es sich in viel zu hohen Tonlagen, drittens beinhalten die Klavierfiguren kaum prägnante Motive und viertens sind diese deutlich zu schnell gespielt. Vielleicht wird das Album interessanter, wenn man es mit halbem Tempo abspielt. Dann klingt der Song „L’Epilogue Funèbre“ (den Titel habe sogar ICH verstanden!) vielleicht auch nicht mehr nach YANN TIERSEN meets „Harry Potter“-Soundtrack, und „Nuit Eternelle“ (ja, auch das habe ich verstanden!) weniger nach tanzbarem Synthesizer-Potpourri.

Wie schon am Anfang erwähnt: Ich schätze, dass ich einfach nicht den richtigen Zugang zu „De Gaia, Le Poison…“ finde. Fans neoklassischer Musik sollten aber auf jeden Fall mal reinhören, denn DEMENTIA AD VITAM haben sich ohne Zweifel sehr viel Mühe gegeben, ein spannendes und vielschichtiges Album zu erschaffen. Bei mir will der sprichwörtliche Funke aber nicht überspringen.

04.08.2010

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