Dieflower - Paragora

Review

Mit den vier Herrschaften von DIEFLOWER macht sich ein weiteres Kind des umtriebigen sächsischen Undergrounds daran, sich auch überregional Gehör zu verschaffen. Auf ihrem in Eigenregie produzierten Zweitwerk bieten die Dresdner sieben Kompositionen im Schnittfeld Post-Hardcore, Experimental und Noise. Konkret könnte man sagen: Die wütende Urgewalt von REFUSED und die Soundchaotik von SONIC YOUTH treffen auf ARCTIC MONKEYS’sche Naivität und die Progressivität von Bands wie THE OCEAN oder CULT OF LUNA. Ansprechend ist außerdem auch die rein physische Aufmachung der DIY-Produktion, die im in Handarbeit gefertigten Digipack samt einlaminierter, gepresster Blüte (Art unklar – habe gerade mein Pflanzenbestimmungsbuch verlegt) daherkommt. Mal was anderes – und schon einmal Indiz dafür, wie viel Herzblut in diesem Langeisen steckt.

Der musikalische Start auf „Paragora“ ist dann allerdings ein wenig holprig geraten. Der Opener „To Those Wait“ versprüht nach prägnantem Gitarren-Intro zwar sofort ein charismatisch-blechernes Noise-Flair, einige Übergänge wirken allerdings noch ein wenig verkrampft – zumal der Track insgesamt auch nicht die ganz große Abwechslung bietet. Insgesamt steigert sich die Platte im Anschluss aber mit dem energetischen „Allocated“, das vor allem in der zweiten Hälfte einige wirklich markante Riffs und abgedrehtes Experimental-Flair bereit hält. Erstes wirkliches Highlight ist aber das folgende „Eversince“, welches eine Spur mehr in Richtung Post-Metal schielt und auch melodisch der bislang zugänglichste Track der Platte ist. Hervorzuheben ist zudem die Performance von Sänger Thomas Stoppe, der von aggressivem Screams bis hin zum mehr als passabel klingenden Clean-Gesang das gesamte Spektrum nicht nur abdeckt, sondern davon auch wohlüberlegt Gebrauch macht. Starke Stimme, Hut ab.

Danach geht es bei „Even The Score“ anfangs ziemlich vertrackt zu Werke, der Song wandelt sich in der Folge allerdings zur fiesen Riffwalze und kann nicht zuletzt mit seinem überraschenden Ende gefallen. Mit „Divelower“ schließt sich der vielleicht stärkste Track der Platte an, auch weil hier die Noise-Elemente etwas in den Hintergrund treten und vor allem melodisch viel geboten wird. „Paragora“ endet schließlich mit dem buchstäblich konfus beginnenden „Full Time Confusion“ und dem abwechslungsreichen „Head.Boiler.Freeze“, das vor allem rhythmisch sehr interessant daherkommt und viele gute Ideen enthält.

Insgesamt gesehen ist DIEFLOWER ein individuelles und ambitioniertes Album gelungen, das vor allem in seinen strukturierten, zugänglicheren Momenten zu überzeugen weiß. Immer dann, wenn es etwas progressiver wird, offenbaren die Songs allerdings ab und an einige Schwächen – insbesondere die rhythmisch anspruchsvolleren Passagen entwickeln sich – der offensichtlichen Trash-Attitütde zum Trotz – hier und da zur Stolperfalle. Unabhängig davon ist „Paragora“ aber ein frisches, grundsympathisches Release von beachtlicher Eigenständigkeit, das bei einer etwas überzeugenderen technischen Umsetzung locker ein, zwei Pünktchen mehr ergattert hätte. Man darf jedenfalls gespannt sein, was DIEFLOWER in Zukunft noch so vom Stapel lassen.

Wenn ihr die Jungs antesten wollt: „Paragora“ kann man kostenlos auf der DIEFLOWER-Website herunterladen.

16.09.2013

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