Eisregen - Satan liebt dich

Review

Wie fängt man ein Review über EISREGEN an, wenn man sich die letzten zehn Jahre kaum noch mit der Band beschäftigt hat? Man hat jeweils kurz in die Alben reingehört und sie als belanglos abgetan. Schreibt man etwas über die Vergangenheit der Band, wie man sie als Teenager entdeckt hat und das Böse in der Stimme, in der Musik und in den Texten vor Ekel geliebt hat? Sollte man etwas über die Wechsel in der Band und über die „Elektrohexe“ schreiben, die alles verändert hat? Oder sollte man sich vielleicht einfach auf das neue Werk konzentrieren und alles Gewesene vergessen? Geht das denn, denn eigentlich hat jeder Leser sowieso seine eigene Meinung zu den Thüringern? Oder vielleicht ja gerade deswegen.

Dann bringen EISREGEN 2018 aber eine EP mit dem Titel „Satan liebt dich“ heraus und mit der Aussage im Hinterkopf, dass es plakativer ja eigentlich gar nicht mehr geht, macht man sich daran einen ordentlichen Verriss zu schreiben. Doch irgendwas kommt immer dazwischen und dieses Mal der Inhalt der EP, denn der ist gar nicht so schlimm wie erwartet.

„Satan Liebt dich“ – Plakativer geht es ja wohl nicht

„Satan Liebt Dich“ startet mit drei neuen Songs, wobei der Titeltrack schon als Video bei Youtube und Konsorten veröffentlicht worden ist. Dieses ist der ruhigste Track der EP und überzeugt mit schauriger Stimmung und M. Roths garstiger Stimme. EISREGEN trifft auf EWIGHEIM, aber irgendwie passiert in den vier Minuten nicht sehr viel und der Songs zieht sich zu sehr in die Länge.

Der Opener „Fahlmondmörder“ geht nach einem kurzen Outro in die Richtung der alten EISREGEN zu Zeiten der Indizierung. Das Stück könnte man sogar dem Genre des Black Metals zuordnen, Raserei und Gekeife dominieren das Geschehen, bis dann eine zweite Stimme eingesetzt wird. Sehr feines Teil. Den dritten neuen Song hätte ich anders erwartet, denn über den Hannoveraner Serienmörder Fritz Haarmann gibt es sogar ein Kinderlied, das schon von MACABRE verwurstet worden ist. Auch die Hamburger RICHTHOFEN haben sich dem Metzger schon angenommen und die Fans von Hannover 96 haben eine Haarmann-Fahne. EISREGEN hingegen machen einen normalen für die Band repräsentativen Song daraus, Michael Roth keift, der Refrain kommt mit Klargesang und das Tempo ist relativ hoch. Nicht schlecht. Danach darf sich Yantit alleine an dem Thema versuchen wie er es für seinen TRANSILVANIAN BEAT CLUB gemacht hätte. Musikalisch nicht weit entfernt von der ersten Version, nur mit kompletten Klargesang und anderem Text. Die beiden Songs wirken dadurch wie zwei Kapitel einer Geschichte und passen wunderbar zusammen.

„For god your soul“ ist natürlich eine PUNGENT STENCH-Coverversion und sehr nah am Original. „Mein Eichensarg“ spielt und singt PUNGENT STENCHs Martin Schirenc dann ein. Er hat schließlich schon auf beiden TRANSILVANIAN BEAT CLUB-Alben mitgewirkt und auf dem letzten EISREGEN-Album „Fleischfilm“ die Gitarren eingespielt. „13 russische Krebsschweine“ ist dann natürlich ein Medley aus den indizierten Songs. Mal schauen, ob es deswegen noch Probleme geben wird.

Können EISREGEN vielleicht sogar Fans zurückgewinnen?

„Satan Liebt Dich“ ist endlich mal wieder ein Output von EISREGEN, den man sich anhören kann ohne sich fremdschämen zu müssen. Er ist sogar relativ gut geworden, so dass die Thüringer, wenn sie auf diesem Niveau weitermachen, verlorene Fans zurückholen können. Hoffen wir auf ein neues Album mit diesem Niveau und legen uns bis dahin die EP als Digipack, limitiertes Vinyl, limitiertes durchsichtiges Vinyl oder 7”-Split mit den beiden Coversongs zu.

08.06.2018
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