Eisregen - Fleischfilm

Review

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Mit EISREGEN ist das ja so eine Sache, die Band polarisiert ganz einfach. Zum einen generell, weil viele mit der Musik der Thüringer überhaupt nichts anfangen können. Aber zum anderen auch innerhalb der eigenen Fangemeinde, wo die Meinungen der alten und neuen Anhänger aufeinander prallen. Und, um das schon mal vorweg zu nehmen, wer die letzten Scheiben nicht sonderlich mochte, der wird aller Voraussicht auch mit „Fleischfilm“ so seine Probleme haben.

Denn man könnte diese Veröffentlichung der einstigen Brachial-Romantiker durchaus als ihr ruhigstes Werk bis jetzt bezeichnen. Ob das genauso schon länger geplant war oder aber mit dem Abgang von Gitarrist Bursche Lenz zu tun hat, ist schwer zu sagen. Sein „Ersatz“ Martin Schirenc (u.a. PUNGENT STENCH und HOLLENTHON) macht auf alle Fälle einen verdammt guten Job an der Klampfe. Dennoch steht das Keyboard auf „Fleischfilm“ den Gitarren als gleichberechtigter Partner zu Seite und dient nicht länger überwiegend nur der begleitenden Untermalung.

Eisregen: Gewohnt morbide, dennoch anders als gewohnt

Das wird schon beim Eröffungsdoppel „Drei Mütter“ (inklusive mönchsartiger Chöre) und „Hauch des Todes“ (gesegnet mit einem Ohrwurm-Refrain) überdeutlich. Die Jungs servieren hier gleich mal zwei Songs, die einen irgendwie zum Tanzen animieren. Das mag jetzt  etwas seltsam klingen, wird aber sehr gelungen umgesetzt und ist alles unverkennbar absolut EISREGEN. Dafür sorgt natürlich auch Herr Roth mit seinem markanten Gesang, bei dem nach wie vor glücklicherweise die Blutkehle den Klargesang immer noch dominiert. Man kann es nach wie vor auch metallischer und flotter, nachzuhören beim Anfang von „Jenseits der Dunkelheit“. Doch auch hier übernehmen nach einer gewissen Zeit Hammond-Orgel und andere elektronische Spielereien mehr und mehr das Zepter, bevor es dann fast schon einschmeichelnd morbide wird. Auch das Ende von „Auf den Spuren der Säge“ bedient nochmal jene Fans, die von EISREGEN in erster Linie richtig Metal erwarten. Doch ansonsten verdichtet sich mehr und mehr der Eindruck, dass man es hier oft mehr mit einer Art Filmmusik als mit metallischen Songs im ursprünglichen Sinn zu tun hat. Die finstere Schwere kommt hier nicht durch meterdicke Gitarrenwände, sondern durch die absolut gelungene Atmosphäre an sich. Passt natürlich bestens zu einem Konzeptalbum, das“eine Verbeugung vor dem wilden, italienischen Kino der 1970er und frühen 1980er Jahre“ ist.

Beispiele für diesen etwas anderen EISREGEN-Sound wären „Tiefrot“, „Im Blutrausch“ oder aber als vielleicht extremste Variante „Syndikat des Schreckens“. Der Track hat mit Metal so gut wie gar nichts zu tun, sondern geht fast völlig als elektronische Musik durch. Er wirkt aber dennoch keinesfalls deplatziert und passt komischerweise doch zur Scheibe. „Fleischfilm“ ist insgesamt gesehen ein sehr dichtes und wirkungsvolles Album, das einen mehr und mehr zu fesseln weiß. Das liegt (bei aller Homogenität) aber natürlich auch an zwei ungewöhnlichen Highlights gegen Ende der Scheibe. „Menschenfresser“ startet „passend“ zum Titel regelrecht fröhlich und beschwingt, und ein recht stark Richtung RAMMSTEIN schielender Refrain verleiht dem Titel schließlich eine feine einschmeichelnde Eingängigkeit. Der Abschluss der eigentlichen Scheibe ist dann aber noch um einiges ungewöhnlicher, denn „Satan der Rache“ ist nichts anderes als ein Italo-Western-Song, umhüllt mit einem bandtypischen Gewand. Kann man nur schwer beschreiben, muss man sich ganz einfach anhören. Hier präsentieren sich EISREGEN nochmal definitiv anders, aber definitiv richtig stark!

Ist „Fleischfilm“ also das beste Album der Thüringer bis dato? Darüber kann man ganz sicher streiten, aber vermutlich eher nicht. Doch wenn man nach der ambitioniertesten und reifsten EISREGEN-Veröffentlichung sucht, dann wird man hier fündig. Diese Scheibe versprüht ihren morbiden Charme am besten, wenn man sie am Stück genießt. Die Band scheint irgendwie erwachsen zu werden, auch wenn das wiederum ganz bestimmt nicht für jeden Anhänger ein gutes Resümee ist.

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01.05.2017

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5 Kommentare zu Eisregen - Fleischfilm

  1. Mox sagt:

    Meiner Meinung nach ist es das schlechteste Album bisher. Nicht nur das, ich finde es sogar richtig beschissen.

    2/10
    1. Doktor von Pain sagt:

      Na ja, Eisregen haben eh noch nie ein gutes Album gemacht. Von daher…

  2. Bernd Kuppler sagt:

    Ich bin eigentlich ein großer Esregen Fan aber diese Scheibe ist einfach nur beschissen langweilig und ideenlos.Wie bei den Apokalyptischen Reiter auch.

    2/10
  3. Osiris sagt:

    Ich schließe mich zur Ausnahme mal dem Metal.de-Committee an und gebe dem Werk 8 der 10 möglichen Punkte. (Eine Ausnahme aus dem Grund, da ich bei Bewertungen von Eisregen-Alben eigentlich nie mit der Entscheidung von metal.de konform gehe.)
    Beim ersten hören wirkt die Platte ernüchternd, wenn man mit großen, insbesondere „harten“ Erwartungen herangeht, da man im Kopf das große Italo-Kino der 70er nicht mit ruihgen Orgelklängen verbindet.
    Doch gibt man der Band und der Platte ein wohlverdiente zweite Chance, so stellt man fest, dass die Musik einem passenden Tribut zum Filmkino entspricht und sie rundum doch gelungen ist. Ich muss gestehen, die von Metal.de als härtere und metallischere Songs beschriebenen Stücke bleiben auch mir eher im Kopf, doch besonders bei langen Autofahrten macht die ganze Platte einen heiden Spaß.

    Ich höre es gern und mir gefällt dieses Werk so, wie es ist. Wenn es auch nicht das Potenzial zum Meisterwerk oder Meilenstein besitzt, stemple ich es an diesem Punkt als sehr gelungen ab. Mein persönlicher Platz 1 wird jedoch weiterhin ein Album bleiben, was leider so schnell den Index für jugendgefährdende Medien so schnell nicht verlassen wird.

    8/10
  4. nili68 sagt:

    Die Band lebt eh nur von der Splatter-Thematik. Um erzkatholische Eltern zu schocken langt’s aber für die Kids noch, ansonsten einfach Nachrichten schauen, wenn man was Krasses will.

    4/10