Eluveitie - Ategnatos

Review

ELUVEITIE haben es im Laufe der Jahre geschafft, ihre eigene Nische im Metal-Universum einzunehmen. Mit ihrem recht originellen, eingängigen Mix aus Göteborg-Death, verspielter, traditioneller Folkmusik und epischem Schlachten-Soundtrack, sowie dem immer mal wieder mutigen Blick über den stilistischen Tellerrand hinaus, konnten die Eidgenossen ihre Fanbasis stetig erweitern und zählen mittlerweile zu den wichtigsten und erfolgreichsten Bands des Genres. Nun liegt mit „Ategnatos“ das neueste Album der neunköpfigen Schweizer Folk Metal-Truppe um Fronter Christian „Chrigel“ Glanzmann vor.

ELUVEITIE setzen auf „Ategnatos“ auf bewährte Stärken

Um es vorneweg zu nehmen: Im ELUVEITIE-Lager hat sich an der stilistischen Ausrichtung nichts Grundlegendes geändert. Inhaltlich beschäftigen sich die neun perfekt aufeinander eingespielten Musiker noch immer mit der keltischen Mythologie und gallischen Geschichte, der Kultur dieser längst vergangenen Zeiten. Einfache Runen-verzierte Klischees und alberne Trinklieder sind nicht ihre Sache. Der Ansatz ist deutlich ernsthafter, was dem typischen Pagan-Klang von ELUVEITIE auch zu Gute kommt. Daran konnten auch die recht häufigen Line-Up-Wechsel nichts ändern. Keine Frage, ELUVEITIE wissen ganz genau, wie sie klingen müssen und was man von ihnen erwartet, riesige Überraschungen gibt es nicht. Dabei sind sie aber solche Profis, dass man bei aller stilistischen Vorhersehbarkeit, nach wie vor bestehen die Klangwelten aus einem Mix aus modernem Melodic Death Metal und melodisch-verspieltem Folkpassagen, dennoch nicht von Stagnation sprechen kann. Dafür passiert einfach innerhalb der bekannten Bandbreite zu viel, gibt es doch hier und da dezente Neuerungen. So arbeiteten ELUVEITIE zum ersten Mal für „Ategnatos“ mit einem echten Streichquartett zusammen, was den Sound nochmals erweitert, und gewährten gleichzeitig der Harfe von Fabienne Erni mehr Raum, um sich zu entfalten. Herausgekommen ist ein Werk, das sich stilistisch bewegt zwischen dem super eingängigen, tanzbaren, fast schon poppigen Hitsong „Ambriamus“, dem mindestens ebenso einprägsamen, zum Mitsingen einladendem „The Raven Hill“, in welchem die Stimme von Fabienne im Vordergrund steht und der von IN EXTREMO („Ai Vis Lo Lop“) bekannten traditionellen Melodielinie, dem sehr aggressiven, düsteren „Worship“ mit Gastgesang von Randy Blythe von LAMB OF GOD, welches ein klein wenig in Richtung Metalcore tönt, oder das besonders epische „Black Water Down“ mit dem Duett zwischen Chrigel und Fabienne. Der opulent-pathetische Titelsong selbst im Midtempo gehalten im typischen ELUVEITIE-Stil, ist dabei bei aller Kraft doch leider eine Spur zu überladen und bombastisch geraten. Inhaltlich beschäftigt sich „Ategnatos“, das gallische Wort für „wiedergeboren“, mit den Archetypen in uns Menschen, mit der Prophezeiung des jüngsten Tages, ein düsteres Bild, jedoch mit dem Versprechen der Erneuerung. Das spiegelt sich in der Atmosphäre von „Ategnatos“, die Stimmung ist dunkel, monumental, ein Stück weit melancholisch. Hervorzuheben ist, dass bei aller stilistischen Vielfalt die Übergänge fließend sind und es keine Brüche gibt. Und kitschig klingt hier glücklicherweise auch nichts. Verglichen mit den bisherigen Alben ist bei „Ategnatos“ der Anteil des Frauen-Gesangs etwas höher, gleichzeitig hat aber auch die Dichte der melodischen Death Metal-Riffs ein wenig zugenommen.

Mit ihrer ureigenen, abwechslungsreichen Mischung aller Zutaten schaffen es ELUVEITIE auch mit „Ategnatos“, ein in sich stimmiges und unterhaltsames Werk abzuliefern, das deutlich über dem Durchschnitt des Genres rangiert. Fans der Folk Metal-Formation, insbesondere Anhänger von „Helvetios“ und „Origins“, dürften gebührend aus dem Häuschen sein.

29.03.2019

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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