Gamma Ray - Somewhere Out In Space

Review

Gamma Ray sind alte Hasen in der Power Metal Szene, und das nicht nur durch die ehemalige Mitarbeit Kai Hansens in Helloween, die dem Power Metal mit den beiden Keeper Alben zu neuen Dimensionen verhalfen. Mit seiner eigenen Band Gamma Ray setzte er diesen Weg fort, nur divergierte der Stil beider Formationen in den weiteren Jahren um Nuancen auseinander, was bei mir reichte, um Gamma Ray jedem folgenden Helloween Album den Vorzug zu geben. Auch konnte die Band durch den Wechsel des Sängers zusätzliche Pluspunkte bei mir sammeln, denn Kai Hansen, der nun selbst den Gesang übernahm, gefällt mir wesentlich besser als sein Vorgänger Ralf Scheepers. So lieferten sie 1995 schon mit „Land of the Free“ einen Hammer vor dem Herrn ab, doch „Somewhere out in Space“ schaffte es dieses Album zu toppen. Die Rhythmussektion wurde ausgewechselt, Thomas Nack wurde an den Drums durch Dan Zimmermann ersetzt, Jan Rubach am Bass durch Dirk Schlächter, der von der Gitarre zum Bass wechselte und dafür übernahm Henjo Richter die zweite Gitarre und die Keys. Diese superbe Besetzung schuf beste Vorraussetzungen, ein Album aufzunehmen, welches man nicht so schnell vergisst. Was besonders auffällt, ist, dass dieses das bis dato schnellste Gamma Ray Album ist, was ich aber als großen Vorteil werte, denn selten habe ich so geniale melodische Speedgranaten erlebt. Von einer knallenden Doublebass unaufhörlich angetrieben, entfachen die Herren Hansen, Richter, Zimmermann und Schlächter ein Feuerwerk an genialen Gitarrenmelodien und Gesängen, weswegen man die einzelnen Lieder einfach nicht mehr aus dem Kopf bekommt. Schon der Opener „Beyond the Black Hole“ ist ein Musterbeispiel für schnellen melodischen Metal und jeder, der sich Power Metal Fan „schimpft“ sollte dieses Lied vergöttern. Weitere Granaten sind die geniale Single-Auskopplung „Valley of the Kings“, „Guardians of Mankind“ oder „Somewhere out in Space“, die alle mit geilem Gesang, super Melodien und extrem eingängigen Gitarrenleads glänzen. Doch Gamma Ray beweisen auf diesem Album auch, dass sie nicht nur bolzen können, was der Abwechslung sehr zugute kommt: „Men, Martians and Machine“ ist ein stampfendes Midtempostück, dass abermals durch starke Gesangslinien und einen fantastischen Chorus besticht; „Pray“ ist eine schöne Ballade, wobei Gamma Ray auch schon bessere geschrieben haben (als Beispiel nehme man „The Silence“); „The Winged Horse“ ist keyboardlastiger und geht mit seinem gemäßigteren Tempo mehr in Richtung Rainbow/Malmsteen. Als Ausfall muss man „Lost in Space“ bezeichnen, denn bei diesem Stück findet man kein Merkmal, welches fast alle anderen Lieder auszeichnet. Gefolgt von „Watcher in the Sky“, das von Piet Sielck für Iron Savior (Kai Hansen wirkt ja bekanntlich mit) geschrieben wurde, aber extra von Kai Hansen für sein eigenes Album eingesungen wurde, steigern sich die Röntgenstrahlen wieder, wobei das Niveau der richtigen Gamma Ray Lieder nicht erreicht wird. Aber mit den letzten drei Liedern servieren uns Gamma Ray einen Traumschluss des Albums. Das von „Rising Star“ eingleitete „Shine On“ stellt eine Hymne par excellence dar, denn ein speediger Anfang geht über in einen ruhigen Part um in einem grandiosen Finale mit starken Chören zu gipfeln. Als Bonustrack findet man das von Uriah Heep gecoverte „Return to Fantasy“ vor, das einen wahrlich gelungenen Abschluss markiert. Die Produktion ist mit einem klaren, druckvollen Sound erwartungsgemäß auch fantastisch, so dass man den vier Herrren nur gratulieren kann. Nach dieser Beschreibung fragt man sich, warum ich nur 9 Punkte vergeben habe: Der Grund ist, dass drei Lieder nicht das Level des gesamten Albums halten können. Nichtsdestotrotz haben wir es hier mit einem sehr starken Album von einer der führenden Melodic Speed Metal Bands Deutschlands (und vielleicht auch der Welt) zu tun, dass jeden Fan dieser Stilrichtung restlos begeistern sein wird. Deshalb meine Empfehlung: KAUFEN! KAUFEN! KAUFEN!

08.06.2002
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