Hexperos - The Garden Of The Hesperides

Review

Equilibrium Music entwickelt sich langsam zur mediterranen Version von Cold Meat Industry, dem schwedischen Referenzlabel für Industrial und Neoklassik. Das portugiesische Label beherbergt nämlich nicht nur qualitativ ebenbürtige und hochinteressante Künstler wie die Nordlichter, sondern wird auch manchmal zur zweiten Heimat der CMI-Alumni. So geschehen auch bei den Italienern von HEXPEROS. Das Duo besteht aus zwei Künstlern mit jahrelanger Erfahrung, namentlich Francesco Forgione, der sich als Bassist und Keyboarder für die instrumentale Seite verantwortlich zeichnet, und Sopranistin Alessandra Santovito, die auf CMI mit ihrer vormaligen Band GOTHICA zwei Alben veröffentlicht hat.

„The Garden Of The Hesperides“ hat eine lange Schaffensphase hinter sich, die im Jahr 2004 begann und an dessen Ende nun ein beeindruckendes Neo-Klassik-Werk steht. Die verträumt, melancholische Atmosphäre wird getragen durch eine größtenteils zurückhaltende Instrumentierung. Gerade durch die minimalen Arrangements entfalten die einzelnen Stücke eine unglaubliche Intensität, und leben durch die Balance zwischen der wundervollen Stimme Santovitos und den instrumentalen Zwischenspielen.

Neben behutsamer Perkussion, dem tiefen Murmeln des Basses, Keyboardflächen und Pianopassagen, Holzblasinstrumenten und akustischen Gitarren befinden sich auch zwei Violinen und eine Harfe im ‚Kammerorchester‘ von HEXPEROS. Solch ein Ensemble eignet sich am besten für die Musik, die den Hörer auf „The Garden Of The Hesperides“ erwartet, und die das mythologische Thema m.E. nach treffend interpretiert. Hera’s Garten, in der die goldenen, Unsterblichkeit verleihenden Äpfel gedeihen, die ihr Gaia als Hochzeitsgeschenk vermachte, umsorgt durch Nymphen, die Hesperiden. In Kunst und Literatur steht dieser Garten für einen Ort der Glückseligkeit, einem Ort der Träume und sicherlich auch innerer Ruhe. All das strahlt die Musik von HEXPEROS aus, diese nächtliche Stimmung von Nachdenklichkeit, innerer Reflektion und Gelassenheit.

Nahtlos gehen die Stücke ineinander über, pausenlos geht die Reise, bis sie nach einer Dreiviertelstunde schon wieder vorbei ist. Ähnlich berührt hat mich auch die Musik von OPHELIA’s DREAM und dem leider nur Wenigen bekannten Projekt VESPERTINA, Kenner und Liebhaber solcher Klänge können hier bedenkenlos zugreifen.