Iced Earth - Plagues Of Babylon

Review

Anfang des Jahres beglücken uns ICED EARTH pünktlich zum Start ihrer Europatournee mit ihrem zehnten Studioalbum „Plagues Of Babylon“.

Während Sänger Stu Block, der auf dem 2011er Vorgänger „Dystopia“ erstmals das Mikro übernahm, weiterhin mit von der Partie ist, hat sich das Besetzungskarussell dieses Mal auf zwei Positionen gedreht:

Bassist Luke Appleton (ex-FURY UK) sprang bereits zum Ende der „Dystopia World Tour“ für Freddie Vidales (nunmehr zusammen mit Block-Vorgänger Matt Barlow bei ASHES OF ARES) ein, Drummer Brent Smedley verließ die Band hingegen erst kurz vor den Aufnahmen zu „Plagues Of Babylon“ und wurde durch Raphael Saini (u.a. ex-CHAOSWAVE) ersetzt.

Eine weitere Neuerung ist, das „Plagues Of Babylon“ nicht in den Morrisound Studios in Florida gemixt wurde – ein Novum in der Bandgeschichte! Da sich ICED EARTH zum Zeitpunkt der Aufnahmen im Sommer eh in Deutschland befanden, wurden die Tracks in den Principal Studios in NRW aufgenommen und in Berlin gemixt, produziert wurde das Ganze dieses Mal von Bandkopf Jon Schaffer.

Ein schöner Nebeneffekt der Tatsache, das die Scheibe in hiesigen Gefilden entstand, ist das Schaffer-Kumpel Hansi Kürsch (BLIND GUARDIAN), mit dem Jon ja bereits auf zwei DEMONS & WIZARDS-Alben kollaborierte, auf gleich fünf Tracks Backing Vocals beisteuerte. Hansi ist allerdings nicht der einzige Überraschungsgast auf der Platte, aber dazu später mehr.

Der bereits vorab veröffentlichte Titelsong „Plagues Of Babylon“ eröffnet die Platte mit einem epischen Intro, es dauert gut ein Viertel seiner fast acht Minuten bevor ICED EARTH richtig loslegen – hier wäre es vielleicht besser gewesen, das Intro als separaten Track zu nehmen. Was stellenweise an die eher mittelmäßigen und überlangen Songs der zwei „Something Wicked“-Alben erinnert, wird durch einen Hauch der Frische, die schon „Dystopia“ umwehte, zu einem ordentlichen Einstieg gewandelt. Vor allem Stu kann überzeugen und zeigt, das er seine eigene Identität als ICED EARTH-Sänger gefunden hat, nachdem er auf seinem persönlichen Debütalbum doch recht oft nach Matt Barlow oder Ripper Owens klang.

Weiter geht es mit „Democide“, das ebenfalls eher schleppend in die Gänge kommt, sich dann aber zu einem echten Nackenbrecher entwickelt, der auch hervorragend auf „Dystopia“ gepasst hätte. Mit „Among The Living Dead“ hauen ICED EARTH nochmal in dieselbe Kerbe und liefern einen melodischen Thrasher, bei dem vor allem der Gesang von Stucifer die Zombie-Apokalypse vorm inneren Auge lebendig werden lässt!

„The End?“ bildet den Abschluß der sechs Songs starken „Something Wicked“-Storyline auf „Plagues Of Babylon“ und zelebriert nochmal alle Trademarks, die ICED EARTH ausmachen: das Riffing, melodische Leads, großartiger Gesang und diverse Dynamikwechsel innerhalb des Songs – einfach richtig gut!

Die zweite Hälfte von „Plagues Of Babylon“ besteht aus sechs nicht zusammenhängenden Tracks und deckt die komplette ICED EARTH-Palette ab:

Mit „If I Could See You“ gibt es eine Ballade, das treibende „Cthulhu“mit seinem an „Dark City“ erinnernden Refrain ist eine melodische Midtempohymne, „Peacemaker“ bedient sich für sein Hauptriff bei „A Question Of Heaven“ und mit „Parasite“ folgt noch ein fetter Groover, erneut mit sackstarkem Gesang von Mister Block und einigen richtig geilen Fills von Drummer Rapahel Saini.

Zum Abschluß spendieren ICED EARTH noch zwei Coversongs, da wäre zum Einen das im Original von Jons Soloprojekt SONS OF LIBERTY stammende „Spirit Of The Times“, welches ziemlich nahe an der Originalversion bleibt. Danach sorgen die Nordamerikaner noch für eine faustdicke Überraschung:

Mit „Highwayman“ wird nämlich nicht nur ein Country-Song gecovert (der in seiner bekanntesten Version von Johnny Cash, Kris Kristofferson, Waylon Jennings und Willie Nelson eingespielt wurde), sondern mit Russell Allen (SYMPHONY X) und Michael Poulsen (VOLBEAT) geben sich zwei Freunde der Band die Ehre, um sich zusammen mit Stu und Jon originalgetreu die Strophen des Songs zu teilen. Das funktioniert erstaunlicherweise ziemlich gut und rundet ein Album ab, das sowohl alle ICED EARTH-Trademarks vereint als auch einige neue Elemente in den Sound der Band integriert.

Mit „Plagues Of Babylon“ schaffen es ICED EARTH, das Niveau von „Dystopia“ zu halten und bringen gleich zum Anfang des Jahres ein echtes Highlight raus! Wem „Dystopia“ gefallen hat, der sollte sich die Scheibe auf jeden Fall zulegen, wer sich noch unschlüssig ist dem empfehle ich folgende

Anspieltips: „Among The Living Dead“, „The End?“, „If I Could See You“, „Highwayman“

20.12.2013
Exit mobile version