



ICED EARTH, ein Name der einer großen Menge von Metal-Fans in aller Welt bekannt ist. Sind es neben METALLICA, MAIDEN und HAMMERFALL eben auch diese nicht-sonnigen Jungs aus dem sonnigen Florida, die viele Menschen für den Metal begeistern können, und somit den (leicht verpönten) Status „Metal-Einsteigerband“ tragen dürfen. Nun haben die ständig wechselnden Bandmitglieder rund um Oberzicke John Schaffer eine Band vorzuweisen, welche seit gut 20 Jahren existiert, und einige beachtliche Alben gezaubert hat. Eines davon ist das 1992 veröffentlichte „Night Of The Stormrider“, welchem ein gewisser Kult-Status nicht abgesprochen wird. 2002 war dieser Silberling Teil einer kleinen Remix-Aktion, welche sich auf die ersten drei Alben bezog. So wurde an der Klangqualität gefeilt, und die CD-Cover ausgewechselt. Letzteres wäre meiner Meinung nach wirklich nicht nötig gewesen, denn leider versprühen die neuen Cover-Versionen so rein gar nicht den Charme und dunklen Esprit der ursprünglichen. Aber was sich nicht ändern lässt… lauschen wir lieber gebannt der Musik.
Und so trifft uns ein Auszug aus der „Carmina Burana“ bis ins Mark, war das doch so ganz und gar nicht das, was wir eigentlich erwartet hatten. Ist etwa Zeit für eine Oper? Aber das legt sich auch schnell, wandelt sich das ganze doch ein erstklassiges ICED-EARTH-Stück, in dem die wirklich tollen, Gänsehaut fabrizierenden Chöre immer wieder mal auftauchen, und zusammen mit der gut platzierten Akustik-Passage dieses Lied zu einem einzigartigen Kult-Track sondergleichen machen, den jeder Fan im Schlaf summen kann. Und nach kurzem Regenprasseln geht man auch über zum Titeltrack, „Night Of The Stormrider“, genauso bösartig und gut wie sein Vorgänger, und eben diese musikalische Klasse und Einzigartigkeit geht ihren Weg durch das ganze Album bis zum abschließenden Kracher „Travel Ins Stygnian“, der nochmal alle klassischen Trademarks vereint.
ICED EARTH spielen von Geburt an Power Metal auf ihre wirklich eigene Art, ohne fröhliches Geträller oder aufmunternde Texte. Jede ihrer Platten beherbergt eine gewisse Kälte und Melancholie, was die Frage aufwirft, warum zum Teufel nur Black-Metal-Bands das Recht auf solch eine Atmosphäre gepachtet haben sollen. Und so ist es vor allem das Gitarrenspiel, welches einem den kalten Schnee ins Gesicht pfeffert. Von mir liebevoll „Epileptic-Jonny-Thrashing“ genannt, begeistert das in den meisten IE-Songs verpackte, stotternde, gallopierende und einfach nur saucoole Gitarrenspiel von Schaffer jedes Mal aufs Neue, und ist auch bis heute noch DAS Hauptmerkmal der Band. Unterstützt wird das Ganze noch von den straighten Drums, gezielt platzierten Doublebass-Einsätzen, und dem neuen Sänger, welcher seinen Vorgänger mit herbem, gefühlvollem, kraftvollem und manchmal hoch kreischendem Gesang locker in die Tasche steckt.
Die Lyrics beschäftigen sich wie in den darauf folgenden Scheiben ausgiebig mit der Thematik Sünde, Leid, gefallenen Engeln, und all dem kitschigen Areal an „dunklem Zeug“. Das mag zwar etwas einfältig und schlecht gewählt sein, fügt sich aber mehr als hervorragend in die Musik ein. Leider hatte Herr Schaffer für Balladen zu jener Zeit nicht sonderlich viel übrig, so finden sich nur zwei halbgare, langsame Halb-Songs auf der CD, die auf drei bis vier Minuten gestreckt wirklich eine gute Figur gemacht hätten. Aber alles in allem ein gutes, anständiges Album, welches zwar nicht die Klasse von „Something Wicked…“ oder „Glorious Burden“ erreicht, aber aufgrund phänomenaler Eigenständigkeit und der wirklich vorhandenen Atmosphäre den Titel „Kult“ wahrlich verdient. Um es scherzhaft auszudrücken, die „Pure Holocaust“-Platte des Power Metal.
Hm, mit den neueren Werken würde ich NotS nicht vergleichen. Die sind viel aufwändiger in Szene gesetzt. Generell finde ich die Scheibe sehr gelungen. Die Songs haben – für diesen Musikstil – eine dunkle Aura. Das Originalcover hat das noch verstärkt. Kaufinteressenten sollten sich die alte Version bei Ebay o.ä. schießen. 9/10
finde das album viel besser als die neueren strophe-refrain sachen (ab dark saga… ein paar ausnahmen wie gettysburg, damien und dracula mal ausgenommen, meisterwerke!), da die lieder eine höhere halbwertszeit und mehr eigenen charakter haben. womit ich meine, dass sie sich mehr von den anderen iced earth werken unterscheiden. z.b. violate und disciples of the lie, oder when the eagle cries und ghost of freedom sind vom charakter her doch sehr ähnlich. vor allem ist die stimmung in den songs starr und unflexibel. eingängiger halt.
Bei Night Of The Stormrider handelt es sich mMn um das in Sachen Songwriting stärkste Album der Band. Zwar mögen einzelne Stücke (wie z.B. die Somethin Wicked Trilogy oder die Suffering Trilogy) die Platte später noch überflügelt haben, aber auf die gesamte Länge gesehen kam keiner der Nachfolger mehr an diese Qualität heran. Hier hat jeder Song einen einzigartigen Charakter (bestes Beispiel: der Stimmungsaufbau in "Desert Rain"). Obwohl ich ein absoluter Barlow-Jünger bin, kann selbst Mr. Greely auf dieser Platte überzeugen (die Barlow-Abwesenheit dürfte das einzige wirkliche Manko der Scheibe darstellen, läßt sich aber durch genuß der später erschienenen Remix-Platte "Days Of Purgatory" (die alte Songs mit Barlowschen Gesangslinien enthält) oder noch besser die geniale Live-CD "Alive In Athens" kompensieren ;)) und zeigt gleichzeitig, dass IE auch mit dem Ripper wirklich klasse sein könnten, würde Herr Schaffer sich endlich wieder auf seine wirklichen Qualitäten besinnen… (Und vielleicht Herrn Shawver und Hernn Abell wieder einladen?) In diesem Sinn: "Fight On | Grab On | Stormrider | Stormrider"