Iced Earth - Festivals Of The Wicked

Review

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Erste Gerüchte über die geplante „Festivals Of The Wicked“-DVD kursierten bereits Ende 2008. In der Zwischenzeit hatte man als Fan jedoch kaum noch an deren Veröffentlichung geglaubt, denn der Umfang der ICED-EARTH-Aktivitäten in den letzten Jahren war ziemlich überschaubar. Umso erfreulicher also, dass für diesen Sommer endlich wieder eine ganze Reihe an Festival-Auftritten auf dem Programm steht. Und mit „Festivals Of The Wicked“ kann man sich jetzt auch perfekt auf diese Shows einstimmen.

Mastermind Jon Schaffer bezeichnet „Festivals Of The Wicked“ nicht ganz zu unrecht als die „erste richtige ICED EARTH-DVD“. Sicher, da war die mit dem gleichnamigen Mammut-Song musikalisch untermalte und auf ihre Art auch sehr sehenswerte Geschichts-Doku „Gettysburg (1863)“, die jedoch keine Live-Songs enthielt. Und dann war da noch die DVD-Ausgabe des großartigen „Alive In Athens“-Albums, deren Veröffentlichung Jon Schaffer aufgrund der minderwertigen Bildqualität am liebsten verhindert hätte. Dagegen ist „Festivals Of The Wicked“ von einem ganz anderen Kaliber.

Die erste der beiden DVDs beginnt mit einer knapp einstündigen Doku. Wer sich hier einen umfassenden Einblick in die Band-History erhofft, wird aber enttäuscht. Im wesentlichen handelt es sich um kurze Einzel-Interviews mit Schaffer und seinen aktuellen Mitstreitern, die einen Einblick in Details des Bandgefüges geben, jedoch größere Zusammenhänge vermissen lassen. Der Schwerpunkt liegt auf der Zeit nach der Rückkehr von Matt Barlow Ende 2007 bis hin zu den Sommerfestivals 2008. Zugegeben, in der Zwischenzeit gab es nicht allzu viel über ICED EARTH zu berichten, Barlows angekündigter Wieder-Ausstieg nach den Festival-Shows im Sommer hätte jedoch zwingend Erwähnung finden müssen, selbst wenn dies einen kurzen Nachtrag zur bereits fertigen Dokumentation bedeutet hätte.

Die Interview-Sequenzen springen scheinbar willkürlich zwischen den unterschiedlichen Themen hin und her. Da werden die einzelnen Mitmusiker charakterisiert, über die bespielten Festivals und die frenetischen Fans in Griechenland diskutiert und auch kurz die Ereignisse des 11. Septembers 2001 und ihre Auswirkungen auf die Bandaktivitäten angesprochen, ohne dabei jedoch die Gelegenheit zu nutzen auch einmal die Zeit mit Tim „Ripper“ Owen näher zu beleuchten. Doch obwohl man einen roten Faden vermisst und sich hinterher nicht umfassend informiert fühlt, ist die Dokumentation eine unterhaltsame und kurzweilige Angelegenheit, die einige persönliche Einblicke in das Bandgefüge erlaubt. Aufgelockert werden die Interview-Passagen von Backstage-Sequenzen und drei Live-Stücken („Dark Saga“, „Pure Evil“ und „Iced Earth“), die aus verschiedenen Festival-Shows zusammengeschnitten wurden, in den Setlists der Live-Shows jedoch allesamt noch mehrmal auftauchen.

Für die meisten Fans dürfte die Dokumentation aber eher ein netter Bonus darstellen, das wichtigste Kaufargument stellen wohl die drei Live-Shows dar. Die 2008er-Auftritte auf dem „Metal Camp“ in Slowenien und dem „Rock Hard Festival“ in Gelsenkirchen weisen eine nahezu identische Setlist auf (in Gelsenkirchen wurde auf „I Died For You“ verzichtet). Macht es dennoch Sinn, diese beiden Shows in einem DVD-Set zu veröffentlichen? Meiner Meinung nach ja, denn die Stimmung der beiden Shows unterscheidet sich deutlich.

In Slowenien spielt man auf einer deutlich größeren Bühne, die Kameras sind weniger nahe an der Band dran und die Lichtstimmung wirkt wesentlich düsterer. Auf dem „Rock Hard Festival“ wirkt das Ganze hingegen auf der kleineren Bühne etwas intimer und die Kamera geht mit Musikern und Fans direkt auf Tuchfühlung, während sie von der besseren Ausleuchtung profitiert. Auch soundtechnisch wirkt die Gelsenkirchener Show etwas erdiger und weniger auf Hochglanz poliert wie die auf dem „Metal Camp“. Sauber und authentisch abgemischt sind aber beide, so dass sowohl Bild als auch Ton im Prinzip zwei unterschiedliche Varianten von praktisch derselben genialen Show bieten.

Die dritte Show stammt hingegen nicht aus dem Jahre 2008, sondern wurde bereits im Jahr zuvor auf dem „Wacken Open Air“ aufgezeichnet. Somit steht hier auch nicht Matt Barlow, sondern Tim Owens am Mikrofon. Auch die Setlist weicht deutlich ab, bietet indes aber hinreichend große Parallelen, um einen direkten Vergleich zwischen dem „Ripper“ und seinem Vorgänger/Nachfolger zu ermöglichen. Dieser bestätigt indes die Erwartungen: Tim Owens ist ein großartiger Sänger und liefert eine starke Leistung ab, für ICED EARTH war Matt Barlow aber immer der einzig wahre Sänger, der die wichtige Extra-Portion Schmutz in den Songs wesentlich glaubwürdiger und ausdrucksstärker transportieren kann.

Bild- und Tonqualität sind beim Wacken-Auftritt noch eine Spur besser als bei den beiden Matt-Barlow-Shows. Außerdem greift die Band hier auf ein paar Pyro-Effekte und eine wesnetlich oppulentere Lichtshow zurück. Und auch mit dem „Ripper“ waren ICED EARTH zweifellos eine herausragende Live-Band. Als Bonus-Material finden sich die vier offiziellen Musikvideos der Band (übrigens alle mit Tim „Ripper“ Owens als Sänger), eine halbminütiger TV-Werbe-Spot und zwei Diashows der Fotografen Ross Halfin und Rudy De Doncker auf DVD 2. Diese runden ein wertiges Doppel-DVD-Paket ab, dass sich kein ICED-EARTH-Fan entgehen lassen sollte, wenngleich man aus der Band-Dokumentation eindeutig noch mehr hätte herausholen können.

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13.06.2011

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