Johan G. Winther - The Rupturing Sowle

Review

Musik ist sehr vielseitig und nimmt gerne unerwartete Richtungen ein. Nicht immer erschließt sich daraus der selbstdefinierte Konsens und das Schaffen des Künstlers bleibt für immer verborgen. Das neue Werk von JOHAN G. WINTHER, “The Rupturing Sowle“, ist eines dieser schon fast ominösen Alben, welche auf  rein instrumentale klangliche Erfahrungen setzen. Dabei nimmt die künstlerische Freiheit, genau wie das Album, verschiedene Züge an. Mit BARRENS tendiert er zu Post-Rock, mit SCRAPS OF TAPE zu Rock und mit BLESSINGS zu Blackend Hardcore. Alles Bands beziehungsweise Projekte, die Zeit und Ruhe in Anspruch nehmen. Auch das neuste Werk entstand so im tiefsten Nirgendwo in den isolierten Wäldern Schwedens.

“The Rupturing Sowle“ ist die schwere Trauer in Audioform

Auf keinen Fall ist “The Rupturing Sowle“ ein Album für jeden. Neben klassischen Instrumenten wie der Geige oder dem Piano, nahm JOHAN G. WINTHER auch Klänge aus der Umgebung auf und schaffte so einen sehr natürlichen Musikfluss. Der Sound hat etwas Verbindendes, etwas Bekanntes.

Das knacken des Feuers löst Wärme und Geborgenheit aus, dagegen stehen Töne wie das Knarzen von Stühlen und anderen Gegenständen, welche meist allein zurückbleiben, wobei eher Einsamkeit oder Verlorenheit in den Vordergrund rücken. Jeder Moment, jedes Geräusch erhielt einen Platz in dem Album. Fest verankert in einer melancholischen Atmosphäre.

Natürlich bekam das Werk seinen wohlverdienten Feinschliff im Studio, doch unvermeidbare mechanische Nachklänge, wie sie zum Beispiel beim Wechseln eines Akkords entstehen, sind ein Teil des großen Ganzen. “As Above, So Below“ bleibt somit sehr natürlich und trotz der düsteren Stimmung einladend, strahlt dabei jedoch eine unbeschreibliche Kälte aus, ohne abweisend zu wirken. Im Hintergrund manifestiert sich derweil ein undefinierbares hallendes Geräusch und begleitet den Song bis zur Hälfte.

Eigentlich absolute Gegensätze, die dennoch authentisch ins Muster passen. Im Wechseln stehen meist Akustik und pulsierende Synthesizer, die besonders starke Noise-Einflüsse integrieren. Eine klare Genreeinordnung ergibt sich jedoch nicht. “The Rupturing Sowle“ siedelt irgendwo zwischen Ambiente, Noise, Post-Rock und Shoegaze.

JOHAN G. WINTHER durchstreift die schmutzige Welt

An manchen Stellen übertreibt der Sound dermaßen. Der Titeltrack endet mit einer noisigen kratzenden Explosion. Auch “The Chastening Star“ schmerzt fast mir sehr hohen fiependen Tönen. Je nach dem können hier mal die Ohren leiden, auch weil die Lautstärken sehr ungleichmäßig aufeinandertreffen.

Obwohl kein Gesang vorhanden ist. gibt JOHAN G. WINTHER eine Art Anleitung raus, die die Melodien mit einer Geschichte unterstützt. Jeden der dreizehn Titel ordnete er so Bedeutungen zu, die jedoch sehr interpretationslastig ausfallen und mit wenigen Wörtern versuchen die Handlung zu erklären.

Diese Texte behandeln innere Konflikte und verzweifelte Situationen, die jeder Mensch irgendwann mal durchmachen muss. Etwas kommt und geht, doch JOHAN G. WINTHER schreibt dies sehr unkonkret. Selbst nach Jahren der Traurigkeit gibt es noch Hoffnung. Trotzdem sind auch problematische Situationen nötig, um zu wachsen. Das könnte ungefähr die Nachricht sein, denn Interpretationsmöglichkeiten wären wohl zu genüge vorhanden.

“The Rupturing Sowle“ soll klingen wie es klingt

JOHAN G. WINTHER bietet mit “The Rupturing Sowle“ ein einzigartiges Musikerlebnis. Trotzdem ist kein Hördurchgang eingängig. Doch die Atmosphäre ist sehr schön in Szene gesetzt und sollte nicht als einfache Hintergrundmusik Bezeichnung finden. Wer gerne einen Ausflug in unbekannte oder abstrakte Genres mag, der sollte sich “The Rupturing Sowle“ nicht entgehen lassen, unabhängig davon, ob der Stil zuträglich ist oder nicht.

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18.03.2021

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