Kataklysm - Goliath

Review

KATAKLYSM sind in vielerlei Hinsicht eine Instanz. Wer ein Album der kanadischen Death-Metal-Band hört, wird immer ungefähr wissen, was er oder sie bekommt. Mit einem zuverlässigen Zwei- bis Dreijahresrhytmus bringt die Gruppe um Frontröhre Maurizio Iacono Alben unters Volk, die mal mehr, mal weniger nachhaltig hängen bleiben. Zuletzt attestierten wir der Band mit „Unconquered“ Stagnation auf hohem Niveau. Und auch auf „Goliath“ werden wir sicherlich alle Trademarks der Band wiederfinden. Doch reicht das aus, um die Existenzberechtigung von Album Nummer 15 zu rechtfertigen?

KATAKLYSM – Ist das neue Album David oder Goliath?

Eine kleine Tradition im KATAKLYSM-Kosmos ist es ja, dass die Alben mit einem Filmzitat beginnen. Auch „Dark Wings Of Deception“ beehrt uns damit und lässt darauf einen fiesen Drumbeat folgen, wie man ihn von der Band in dieser Intensität schon lange nicht mehr gehört hat. Kritiker, die bemängeln, dass die Band seit „Heaven’s Venom“ nur noch im Midtempo unterwegs sind, straft der Opener jedenfalls direkt ab.

Der Titeltrack folgt auf flottem Fuße und braucht keine drei Minuten, um alles zu zeigen, was KATAKLYSM 2023 ausmacht: Präzise Riffs von Saitenhexer Jean-François Dagenais treffen auf pointiertes Drumming von James Payne. Sänger Iacono ist ohnehin eine verlässliche Konstante. Er lässt zwar seine fiesen, hohen Screams nicht mehr so oft raus wie früher, doch wir werden schließlich alle älter.

Wer Blastbeats liebt, der wird spätestens bei „Die As A King“ glücklich. Zwischen den hart groovenden Strophen wird das Gaspedal hier ordentlich durchgetreten. Und auch ihr Händchen für prägnante Single-Hits haben KATAKLYSM nicht verloren – „Bringer Of Vengeance“ ist ein Mid-Tempo-Groover, dessen Refrain ordentlich Ohrwurmpotential hat.

Zwischen Groove, Blast und Eingängkeit – „Goliath“

KATAKLYSM wissen genau, wie sie ein Album aufbauen müssen und lehnen sich auf keiner Seite zu weit aus dem Fenster. Die Songs nach einzelnen Schemata á la „der groovt“ oder „der knallt“ zu unterteilen würde vielen der zehn Tracks auf dem Album nicht gerecht werden. „Combustion“ beispielsweise hat von allem etwas, ist damit aber nicht alleine und genau dieser Mix innerhalb der Songstruktur sorgt dafür, dass es sich nicht so anhört, als wären der „Northern Hyperblast“-Truppe die Ideen ausgegangen.

Beim Vorgänger bemängelten wir noch, dass die zweite Hälfte des Albums ideenarmer sei als die erste. Bei „Goliath“ ist dies nicht der Fall, mit „From The Land Of The Living To The Land Of The Dead“ wird sie sogar mit einem der schnellsten Tracks, den man seit langem von KATAKLYSM gehört hat, eingeleitet. Gut, Songs wie „The Redeemer“ oder „Heroes To Villains“ bieten dann im Vergleich zu den ersten sechs Songs nichts Neues mehr, sind aber auch weit entfernt vom B-Waren-Status.

„Goliath“ wirkt frisch und vielseitig

KATAKLYSM haben mit „Goliath“ wieder mehr Abwechslung reingebracht als in vergangene Alben und das hört man. Wer die Band als Midtempo-Schlaftablette abgeschrieben hat, sollte sich von dem neuen Album eines Besseren belehren lassen. Das stimmige Artwork von Eliran Kantor setzt dem ganzen dann die Krone auf. So kann es gerne nochmal 15 Alben weitergehen.

04.08.2023

Redakteur für alle Genres, außer Grindcore, und zuständig für das Premieren-Ressort.

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