Kataklysm - Prevail

Review

Zwei Jahre dauerte es, bis die vier Frankokanadier von KATAKLYSM nach dem tollen „In The Arms Of Devastation“ (2006) in diesen Tagen ein neues Studioalbum auf den Markt warfen. Meine Erwartungshaltung war hoch, keine Frage, denn im Gegensatz zu vielen anderen, mochte ich die Alben nach dem ultimativen KATAKLYSM-Meisterwerk „Shadows And Dust“ lieber, als die davor veröffentlichten. Was also ist nun in den letzten beiden Jahren passiert im Hause KATAKLYSM (abgesehen von dem Release der Live-DVD „Live In Deutschland – The Devastation Begins“ 2007)? Ganz ehrlich: Es wird wohl niemand ernsthaft erwartet haben, etwas vollkommen neues, etwas bahnbrechendes zu hören, etwas, das das Death-Metal-Rad komplett neu erfindet. Und so ist es: Auch im Jahre 2008 bleiben KATAKLYSM sich und ihrem Sound treu. Doch was ist mit den feineren Gefilden?

Um es endlich zu sagen: „Prevail“ ist meiner Meinung nach ein klasse Album. Punkt. Es bietet eine Vielzahl guter Songs mit Refrains, die schnell ins Ohr gehen, ohne jedoch das Brutalsein zu vergessen. Los geht’s mit dem Titelsong, der nach einem fünfsekündigen Sprachsample direkt auf die Fresse haut und sofort mit den Band-typischen Blasts, Gitarren, Gesängen und Lyrics aufwartet. Frontmann Maurizio Iacono klingt gnadenlos aggressiv, die Riffs sind fett, der Rhythmus lädt auf der Stelle zum Bewegen ein. Toller Start, und wäre die komplette Scheibe so ausgefallen, wie das titelgebende Liedchen, wäre die volle Punktzahl drin gewesen.
Doch leider kommt es, wie es kommen muss: Auch – und vielleicht gerade – bei einem langjährigen und bewährten Vertreter des Death Metals zeigen sich irgendwann Abnutzungserscheinungen. Der zweite Song „Taking The World By Storm“ kann nicht mit „Prevail“ mithalten, zu langsam präsentiert er sich, zu altbacken sind seine Riffs, als dass er mich euphorische Luftsprünge machen lassen könnte, wie sein Vorgänger. Viel besser – wenn auch wieder schneller – wird das allerdings nicht mit dem darauffolgenden Song „The Chains Of Power“. Nach der Hälfte des Albums ist Enttäuschung das vorherrschende Gefühl in mir: Zwar gibt es eine gewisse großartige Dynamik, die hier besser ausgearbeitet ist, als auf allen vorherigen KATAKLYSM-Releases, die mir bekannt sind, dafür scheinen die Lieder selbst einfach nicht so gut zu funktionieren – ich möchte fast soweit gehen, „The Chains Of Power“ einen der langweiligsten Songs der Bandkarriere zu nennen.
Dann jedoch geht es erst richtig los: „To The Throne Of Sorrow“ ist zwar wieder ein sehr langsamer Song, verfügt dabei aber über tolle Gitarrenarbeit und einen großartigen Refrain. Dasselbe gilt für „Breathe To Dominate“, bevor „Tear Down The Kingdom“ mit dem besten Riff seit dem Opener aufwartet und „The Vultures Are Watching“ endgültig klar macht: Das hier ist doch kein schlechtes Album – es ist nur nicht so gut, wie seine Vorgänger. Wieder recht langsam, dabei aber wundervoll stimmig und teilweise regelrecht sphärisch wird dann noch der instrumentale Rausschmeißer „The Last Effort“ präsentiert, womit eine knappe Dreiviertelstunde Death Metal aus dem oberen Mittelfeld zuende geht. Dieses Album ist – da wiederhole ich mich – klasse Death Metal. Punkt.

Denn „Prevail“ mag hinter älteren Releases aus dem Hause KATAKLYSM – zum Beispiel „Shadows And Dust“ (2002) oder „In The Arms Of Devastation“ – her hinken, aber trotzdem gibt es gute bis sehr gute Songs darauf, trotzdem tritt der Sound mächtig Arsch, trotzdem bilde ich mir ein, dass Maurizio Iacono selten so aggressiv wie anno 2008 geklungen hat. Und außerdem existieren immer noch genug Death-Metal-Bands, die sich auch von den schwächeren KATAKLYSM-Alben eine Scheibe abschneiden sollten.

24.05.2008
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