Marathonmann - Mein Leben Gehört Dir

Review

Innerhalb kürzester Zeit haben MARATHONMANN aus München dreierlei geschafft: Erstens etablierten die Jungs bereits mit ihrer Debüt-EP „Die Stadt gehört den Besten“ einen unverkennbaren Sound, den sie zweitens mit den nachfolgenden Veröffentlichungen weiter festigen konnten, welche drittens die Popularität der Band bei Fan und Kritiker gleichermaßen exponentiell wachsen ließen. MARATHONMANN gibt es erst seit 2011. Die Bilanz aus fünf Jahren, nunmehr drei Full-Length-Alben, zwei EPs und unzählige Live-Shows, liest sich beeindruckend – und der Fleiß scheint sich angesichts wachsender Schriftgröße auf den Festival-Flyern und immer kleineren Zahlen bei der Chartplatzierung auszuzahlen.

Anno 2016 legen MARATHONMANN Album Nummer drei nach „Holzschwert“ und „… und wir vergessen was vor uns liegt“ vor. Es hört auf den Namen „Mein Leben gehört Dir“ und es ist das wahrscheinlich düsterste bisher.

Vor fast zwei Jahren lobte die geschätzte Kollegin in ihrer Rezension zum Vorgänger des hier besprochenen Werkes die Stärke von MARATHONMANN „nicht im depressiven Sumpf zu versinken, sondern immer ein hoffnungsvolles Licht ans Ende des Tunnels (Songs) zu packen.“ Diese Aussage zerschmettern MARATHONMANN 2016 mit folgenden positiven Eröffnungsworten: 

„Von einem kleinen Fenster hoch oben sahen wir zu, wie der Wahnsinn alles verschluckte. So wie er unseren Verstand geschluckt hatte. Wir gaben auf und wurden zu dem, was jetzt hier in den Ruinen unserer Vergangenheit zurückgeblieben ist.“

„Das Leben der Anderen“ startet mit einer nihilistischen Vision vom Fortgang des Lebens nach dem eigenen Tod. Die Regentropfen sind „spitz wie Nadeln“ und nur der Schmerz erinnert noch an die eigene Existenz. Harter Tobak, direkt gefolgt von einem nicht minder niederschmetternden „Blick in die Zukunft“ und selbstverständlich „Konstante[n] Schmerzen“. „Keine Gezeiten mehr, nur graue Schleier“ – es war vermutlich niemals gerechtfertigter, MARATHONMANN neben dem Post Hardcore auch das Emo-Genre zuzuordnen. Leider zeigt sich dadurch diesmal umso deutlicher, dass auch Emotionen dann die stärkste Wirkung entfalten, wenn man ihnen einen Gegenpol gibt. Kein Licht ohne Dunkelheit, keine Dunkelheit ohne Hoffnungsschimmer. Auf „Mein Leben gehört Dir“ muss man ihn mit der Lupe suchen. Und obwohl Michael Lettners Texte die gröbsten Plattitüden gewohnt souverän umschiffen, wirkt diese Dauerdepression ermüdend. Da hilft auch kein Akzent-belegter englischer Part wie in „Du lässt die Farben gehen“.

Das ist schade, denn ansonsten stimmen sowohl das organische Post-Hardcore-Fundament als auch die gut geölte Kratzstimme Lettners. Die Trademarks sind da und nicht wegzubekommen. Diese Band hat sich eindeutig gefunden. Wenn doch nur die Produktion nicht das einzig Warme an diesem Album wäre. Highlights gibt es dennoch. „Der Himmel bricht ein“ kommt mit seine Punk-Schlagseite genau richtig, wirklich schwaches Songwriting sucht man auf „Mein Leben gehört dir“ aber ohnehin vergebens. Am gewöhnungsbedürftigsten mag für Fans noch der abschließende Titeltrack sein, der eher einer Spoken-Words-Performance ähnelt, das Album aber logisch abschließt. Der befremdliche Charakter, der diesen Track als Single-Auskopplung begleitete, ist dahin.
MARATHONMANN hängen 2016 düsteren Gedanken nach. Das ist legitim. Ein paar weniger Superlative der Niedergeschlagenheit hätten dem Album aber sicherlich gut getan.

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18.03.2016

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