Mötley Crüe - Too Fast For Love

Review

MÖTLEY CRÜE sind seit jeher der Inbegriff des Glam Metal und seit der Verfilmung ihrer Biografie „The Dirt“ wieder in aller Munde. Auf ihrer diesjährigen Comebacktour werden sie zahlreiche US-Stadien füllen. Doch der Weg dorthin beginnt für die Band verdammt steinig.

Anfang der 80er Jahre schwingt Nikki Sixx seinen Bass noch bei LONDON. Doch durch zahlreiche Besetzungswechsel gerät die Karriere der in Los Angeles ansässigen Band zunehmend ins Stocken. Sixx hat irgendwann die Schnauze voll und kehrt ihr den Rücken. Gemeinsam mit dem ehemaligen SUITE 19-Gitarristen Greg Leon will er eine neue Truppe zusammenstellen.

Die vier Rabauken

Der passende Drummer ist schnell gefunden. Leon steckt Sixx die Nummer seines früheren Mitmusikers Tommy Lee zu. Beim ersten Treffen funkt es direkt. Dafür ist Sixx zunehmend unzufrieden mit Leon. Der eifert zwar fleißig Eddie Van Halen nach, teilt die Begeisterung des Bassisten für Punkrock aber in keinster Weise.

Nach ein paar Fehlversuchen stoßen Lee und Sixx auf eine Anzeige mit den Worten: „Lauter, wilder und aggressiver Gitarrist sucht Band.“ Sie stammt von einem gewissen Mick Mars. Eine Probe später ist allen klar: Einen anderen Saitenhexer wird es bei MÖTLEY CRÜE nicht geben.

Die Suche nach einem Sänger gestaltet sich schwieriger. Die CRÜE bekommen über Umwege die Chance, ein Demo einzuspielen. Mit „Stick To Your Guns“ befindet schon ein Song des Debütalbums. Besagte Demo stecken sie Vince Neil zu, dem Sänger der lokalen Coverband Rock Candy. Da er mit seinen Bandkollegen zunehmend unzufrieden ist, lässt er sich zu einer Jamsession breitschlagen – und MÖTLEY CRÜE sind vollständig.

Niemand möchte MÖTLEY CRÜE

Nach zahlreichen erfolgreichen Clubgigs in Los Angeles nimmt die Band „Too Fast For Love“ 1981 in Eigenregie auf. Für den Vertrieb gründen die Musiker gleich noch ihr eigenes Label Leathür Records. Anfänglich interessiert sich keine Plattenfirma für die vier Rabauken.

Insgesamt 20.000 Exemplare des Albums verkaufen MÖTLEY CRÜE, bevor Elektra Records auf sie aufmerksam wird. 1982 erscheint „Too Fast For Love“ noch einmal in der heute gängigen Version, mit neuem Mix, veränderter Tracklist – „Stick To Your Guns“ fliegt raus – und weltweitem Vertrieb. Jetzt ist die Band nicht mehr zu stoppen.

Die Platte beginnt mit einem wahren Kracher. „Live Wire“ verbindet Lees druckvolles Schlagzeugspiel mit einem vorpeitschenden Riff und Neils charismatischen Vocals. Die Präzision des Heavy Metal trifft hier auf die Rotzigkeit des Punk. MÖTLEY CRÜE gelingt der erste Hit ihrer Karriere.

Nicht alles auf „Too Fast For Love“ überzeugt

Der Rest des Albums steht dem allerdings in jeglicher Hinsicht nach. Weitere Ohrwürmer dieser Art hat die Band in ihren Anfangstagen kaum parat. Einzig „Too Fast For Love“, „Piece Of Your Action“ und „Take Me To The Top“ entfalten in ihren Refrains noch größeres Mitsingpotential. Letzterer Track begeistert zudem mit einem der coolsten Riffs der MÖTLEY CRÜE-Historie.

Einem Song wie „Public Enemy #1“ hingegen fehlt es schlicht an Dampf, um wirklich zu zünden. Und „Merry-Go-Round“ dümpelt ziellos vor sich hin. Dafür zeigt Mars mit dissonanten Klängen in „Come On And Dance“, dass er das Versprechen der von ihm geschalteten Anzeige einlöst. Sein Gitarrenspiel, sei es im Bereich der Riffs oder Soli, lässt auch in den schwächeren Songs der Platte dank unkonventioneller Ideen aufhorchen.

Auf ihrem Debütalbum zeigen MÖTLEY CRÜE jede Menge Spielfreude und ungebändigte Energie. Die Band interessiert sich nicht für das, was um sie herum geschieht, sondern folgt ihren eigenen Regeln. Allerdings geht der Kurs abseits einer Hits nicht immer auf. Ein wenig Durchschnittsware trübt den Gesamteindruck dieser nichtsdestotrotz einflussreichen Platte.

19.02.2020

"Irgendeiner wartet immer."

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