Mötley Crüe - Dr. Feelgood

Review

Unter "Blast From The Past" erscheinen jeden Mittwoch Reviews zu Alben, die wir bislang nicht ausreichend gewürdigt haben. Hier gibt es alle bisher erschienenen Blast-From-The-Past-Reviews.

Ausverkaufte Stadion-Tourneen, Millionen verkaufte Platten, reihenweise Top-10-Platzierungen und ein Video, für das MTV neue Regeln aufstellen musste, um es aus der Rotation zu bekommen. 1989 haben MÖTLEY CRÜE alles erreicht, was eine Rockband nur erreichen kann. Doch eine Sache fehlt noch: der erste Platz in den Billboard-Charts. „Girls Girls Girls“ muss sich zwei Jahre zuvor noch Whitney Houstons „Whitney“ geschlagen geben. Beim fünften Anlauf soll es mit „Dr. Feelgood“ endlich klappen.

MÖTLEY CRÜE wollen es wissen

Um das zu bewerkstelligen, heuert die Band Produzent Bob Rock an, der zuvor bereits mit KINGDOM COME und THE CULT gearbeitet hat. Unter seiner Führung soll ein Sound entstehen, der MÖTLEY CRÜE endgültig zur größten Band der Welt macht. Die ständig anhaltenden Konflikte innerhalb der Gruppe reduziert Rock auf ein Minimum, indem er alle Musikern einzeln ins Studio holt.

Doch nicht nur der Produzent sorgt für eine bislang ungeahnte Disziplin im Hause MÖTLEY CRÜE. Zum ersten Mal in ihrer Karriere geht die Band vollkommen Clean an das Songwriting heran. Kein Alkohol, keine anderen Drogen vernebeln den Verstand der Musiker. Dank dieser neuen Klarheit mixt die Band einen Glam-Metal-Cocktail zusammen, der es in sich hat.

Die Nikki-Sixx-Formel

Dabei ändert sich am grundsätzlichen Vorgang des Schreibens wenig. Nikki Sixx übernimmt wie gewohnt die Führung. Allerdings komponiert er diesmal nur zwei Stücke im Alleingang: das Intro „T.N.T. (Terror ’n Tinseltown)“ sowie die Up-Tempo-Nummer „Kickstart My Heart“. Dafür darf Gitarrist Mick Mars bei insgesamt sechs Songs ran, um die Skizzen von Sixx zu verfeinern. Dadurch entsteht ein für CRÜE-Verhältnisse sehr druckvolles Album, das in erster Linie von Mars‘ markantem Riffing angetrieben wird.

Exemplarisch dafür steht der eröffnende Titelsong. In dem treffen wuchtige Gitarrenriffs auf ein treibendes Schlagzeug, während der Bass die Magengegend massiert. Währenddessen gibt Vince Neil mit seinem typischem Gesang auf der Schwelle zum Kreischen eine Drogendealer-Geschichte wieder. Nie zuvor haben MÖTLEY CRÜE ihr Glam-Image nicht nur authentisch, sondern auch mit solcher musikalischer Klasse inszeniert.

Keine Durchhänger auf „Dr. Feelgood“

Dieses Niveau hält die Band über die gesamte Spielzeit. Egal ob das funkige „Slice Of Your Pie“, der Ohrwurm-Refrain von „Rattlesnake Shake“ oder das zum mitgrölen prädestinierte „Same Ol‘ Situation (S.O.S.)“ – MÖTLEY CRÜE ziehen auf „Dr. Feelgood“ alle Register. Jeder Song ist bis ins kleinste Detail perfekt durchkomponiert. Neben massenweise Party-Krachern gibt es mit „Without You“ und „Time For Change“ auch zwei bandtypische Balladen, um die Frauenherzen zu schmelzen.

Noch dazu zimmert Bob Rock der Band einen immens druckvollen Sound. Die rotzigen Zeiten von „Too Fast For Love“ und „Shout At The Devil“ sind endgültig vorbei. Insbesondere das Schlagzeug knallt dafür richtig rein, während jeder Gitarrenton perfekt zu hören ist. „Dr. Feelgood“ besticht durch einen aufgeräumten Mix und eine klare Produktion, die jedem noch so kleinen Detail seinen Platz gibt.

Weitreichender Einfluss

Gemessen an der Qualität von „Dr. Feelgood“ ist es kein Wunder, dass MÖTLEY CRÜE ihr Ziel bereits in der ersten Verkaufswoche erreichen. Das Album rast konkurrenzlos auf Platz eins der Billboard-Charts. Die anschließende Tournee führt die CRÜE in die größten Arenen weltweit. Die Band erreicht hiermit ihren absoluten Karrierehöhepunkt.

Doch als wäre das noch nicht genug, befeuern MÖTLEY CRÜE damit indirekt den größten Erfolg von METALLICA. Die Thrasher sind vom „Dr. Feelgood“-Sound nämlich so beeindruckt, dass sie sich Bob Rock als Produzenten für ihr „Black Album“ sichern. Ohne „Dr. Feelgood“ wäre die Geschichte der heute größten Metal-Band der Welt vielleicht ganz anders verlaufen.

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1 Kommentar zu Mötley Crüe - Dr. Feelgood

  1. BlindeGardine sagt:

    Einige Songs von Mötley Crüe finde ich ja ganz spaßig und „Shout At The Devil“ kann wohl jeder mitgrölen, ob man will oder nicht. Aber ob irgendein Album von denen 10 Punkte, also absoluten Klassikerstatus, verdient hat….ich weiß nicht. Ich gebe aber zu, dazu kenne ich den Backkatalog der Band auch zu schlecht.
    Den Herren den späteren Karriereverlauf von Metallica anzukreiden grenzt aber schon an übler Nachrede ;).