Nightwish - Once

Review

Dass Mädchenmetal spätestens mit Within Temptation auch im Mainstream, sprich den Charts, salonfähig geworden ist, pfeifen die Spatzen ja schon seit längerem von den Dächern. „Ausverkauf!!“ pfeifen sie angesichts der zahlreichen Bands, die jetzt auf den fahrenden Zug aufspringen und sich ihrerseits auf den nächsten Bravo Hits Sampler drängeln wollen. Nightwish allerdings trendgesteuerte Kommerzanbiederung vorzuwerfen wäre fehl am Platze, da die Finnen zwar schon seit Jahren in ihrem Heimatland äußerst erfolgreich sind, hierzulande aber nie bedeutend über die hohe Einstiegswochenplatzierung hinauskamen (Dimmu Borgir Syndrom). Den offiziellen Sommerhit 2004 wird man auf „Once“, dem mittlerweile sechsten regulären Album, dennoch vergeblich suchen, da das Material dazu trotzdem immer noch zu heftig daherkommt. Man könnte fast den Eindruck erhalten, Nightwish hätten mit einem gesteigerten Härtegrad solchen Anfeindungen vorbauen wollen, denn „Once“ schlägt deutlich tighter und gitarrenlastiger ein als seine Vorgänger. Aber vielleicht ist die Zeit ja einfach reif für rauere Winde? Denn im Gegensatz zu ihren früheren Veröffentlichungen, legt „Once“ einige Briketts nach und zieht alle Register: deutlich dominantere Gitarren, heftiges Riffing (das Uffta-Rammstein-Gestampfe in „Wish I Had An Angel“ gehört zum härtesten, was man je von Nightwish gehört hat!), gesteigerter Anteil männlicher Vocals und die bombastische Orchestrierung mit dem London Session Orchestra („Lord Of The Rings III“ O.S.T.) gekrönt von einer fetten Produktion, blasen wirklich mit einigen Sturmstärken! Trotzdem klingt das Resultat unverkennbar nach Nightwish, und das nicht nur aufgrund Tarjas charakteristischer Stimme. Schon der Opener „Dark Chest Of Wonders“ lässt mit seinem absolut ohrwurmtauglichen Chorus jeden Anhänger sofort heimisch fühlen. Die orchestrale Begleitung, die wohlbedacht eingesetzt wird, fügt sich prächtig in die Songs ein, ohne sie zum Filmsoundtrack werden zu lassen oder ihnen den Raum zum Atmen zu nehmen, „Creek Mary’s Blood“, das stellenweise schon sehr trieft, einmal ausgeklammert. Wenn allerdings Streicher und vor allem die majestätischen Bläser (fett in „Planet Hell“ oder „Siren“!) einsetzen, ist einfach Kinotag! Insgesamt fährt die Scheibe ein Großkaliber nach dem anderen auf, jedoch lässt die zweite Hälfte im Vergleich zum fulminanten Anfang ein kleines bisschen nach, was jedoch daran liegen mag, dass die ersten vier, fünf Songs alles potentielle Singleauskopplungen darstellen, die es den restlichen Tracks nicht gerade leicht machen. Anyway! Man mag von Nightwish und ihrem kommerziellen Erfolg denken, was man will, dass hier jedoch hochwertige Musik geboten wird, wird niemand, der ehrlich zu sich ist, leugnen können.

06.07.2004
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