Noblesse Oblige - In Exile

Review

Völlig an mir vorbei gegangen ist bisher die deutsch-französische Formation NOBLESSE OBLIGE, die 2004 vom deutschen Songwriter und Produzent Sebastian Lee Philipp und der französischen Schauspielerin Valerie Renay gegründet wurde. Es folgte 2006 das Debütalbum „Privilege Entails Responsibility“, mit „In Exile“ erscheint nun das zweite Album der Band.

So unbekannt mir NOBLESSE OBLIGE bisher waren, so überraschend positiv ist der Eindruck, den sie mit „In Exile“ hinterlassen haben. Schwer einzuordnen sind NOBLESSE OBLIGE ebenfalls, denn ihr musikalisches Schaffen entzieht sich jeglicher fest eingegrenzter Genres. „In Exile“ ist eigentlich kein Darkwave/Gothic, wie in der Genrebezeichnung dieser Rezension zu lesen ist. Doch leider gibt es kein Genre, dass diesen Mix aus Disko, Punk, französischem 60er Jahre-Chanson und akustischer Folklore treffend umschreiben könnte. Unheimlich entspannend und gleichzeitig beschwingt, präsentieren sich NOBLESSE OBLIGE auf „In Exile“. Interessante akustische Sounds (Flöte, Klavier) werden gepaart mit dezenten elektronischen Spielereien. Melancholisch auf der einen Seite, jedoch unglaublich leicht und relaxed plätschern die Songs vor sich hin – „plätschern“ sei hierbei im positiven Sinn zu verstehen. Die Texte sind dreisprachig (englisch, deutsch, französisch) gehalten und die leichten Melodien wirken in sich harmonisch, ohne dabei kitschig rüberzukommen. Regelmäßig auftretende Tribal-Elemente sorgen gleichzeitig dafür, dass keine einschläfernde Stimmung aufkommt, auch wenn diese Elemente vielleicht nicht jedermanns Sache sein könnten. Diese Momente werden jedoch immer wieder ausgeglichen, denn über allem schwebt stets ein leicht laszives Chanson- und Lounge-Feeling, das in Verbindung mit den anderen Elementen eine wahrlich außergewöhnliche Mischung bildet.

Vielleicht ist „In Exile“ das perfekte Album für den vor der Tür stehenden Herbst. Ein später Herbstabend, ungemütliches Wetter, flackerndes Kerzenlicht und dazu ein Gläschen wohl temperierten Rotwein in Kombination mit diesem sympathischen Album, werden nicht nur den stressigen Alltag vergessen lassen. Wenn man einem Album den Status „Geheimtipp“ verpassen könnte, so würde sich „In Exile“ auf jeden Fall dafür anbieten – antesten lohnt sich!