Pissed Jeans - Shallow

Review

PISSED JEANS: Wir reden hier nicht vom dezenten Salzrand, es geht hier nicht um drei nicht abgeschüttelte Tropfen. Wir reden hier vom ganzen Programm, von 4 Promille und Augenstillstand. Und trotzdem reden wir auch von Coolness, von Attitüde und Mittelfingern. Wir reden nicht von ranziger Unterhemd-Spießigkeit und erhobenen rechten Armen – die sind assoziatives Terrain der Pissed Jogginghosen.

Mit anderen Worten: Die jungen Herren PISSED JEANS aus Pennsylvania sind asozial mit Stil. Und „Shallow“ ist ein ekelhaftes Debüt-Album, das als Re-Release zu Sub Pop passt wie der pickelige Arsch auf den rostigen Eimer, der immer noch als Klo herhält, weil das eigentlich seit Tagen von irgendwas Komischem aus Bong-Bodensatz und fischigen Taschentüchern verstopft ist. FRANK BLACK beschließt nach Genuss seiner alten COWS-Tapes nur noch zu schreien und mit FLIPPER den frühen MUDHONEY nachzustellen – mit besudeltem Poster des JESUS LIZARD im Proberaum. Im Proberaum im Keller seiner Eltern wohlgemerkt, um den notwendigen Teenage-Nihilismus authentisch zu (v)erbrechen.

Das ist „Musik“, die man von jungen Männern erwartet, die sich das Label PISSED JEANS gegenseitig mit Kugelschreiber auf die stolz geschwellte Hühnerbrust tätowieren: Grunge-flavored Noise der offensiven und dreckigen Sorte. Und zwar guter! Denn während Menschen mit intaktem Wertesystem und Ästhetikverständnis längst über alle Berge sein müssen, erkennt das Fachpublikum die Brillanz dieses Klumpen Krachs. Unter der flächendeckenden Lasur aus Feedback und Distortion funkeln mitreißende Riffs galore, wie sie die Flagschiffe von Sub Pop oder auch AmRep in den glorreichen Neunzigern nicht hypnotischer hinbekommen hätten.

Und wenngleich sich Frontmann Matt Korvette mit beständig sich überschlagender Stimme und bedrohlich wummernder Schlagader erfolgreich anschickt, den sprechenden Songtiteln wie „I’m Sick“ oder „Ashamed Of My Cum“ psychopathisch gerecht zu werden, so wird doch deutlich: Diese Herren verstehen ihr Songwriting-Handwerk. Hier wird der klassische Rocksong einfach ein klitzekleines bisschen mit akustischer Pockenpest infiziert, dabei aber nicht vollkommen deformiert, sondern nur etwas entstellt. Und verdammt noch eins – das rockt wie Sau. Auch wenn man nach dieser Erkenntnis innerlich dem Psychiater begegnend lieber mal die Straßenseite wechselt. Nur zur Sicherheit.

Aber was soll’s: „I Forgot I Had Plans With Myself“…

Remastered und mit den beiden Songs der ersten Single angereichert. Leider geil.

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22.11.2014

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