Potergeist - Crocodile Tears

„Crocodile Tears“: Die Griechen von POTERGEIST legen nach dem erst vor Monaten veröffentlichten „Swampires“ nach. Und ja: Sie können Kopfkino. Dröhnt der Titelsong als Einstieg von „Crocodile Tears“ aus den Boxen, findet man sich umgehend in schwüler Sumpflandschaft wieder – wobei die heiße Wüste nur einen schweren Schritt entfernt ist.

POTERGEIST wuchten einen vergleichsweise flotten Brocken Musik mittels glühender, auf Kniehöhe baumelnder Saiten aus ihrer Sludge-Oase, wälzen ihn im Stoner-Sand und sind’s zufrieden. Die Stücke drücken über die gesamte Distanz des Albums ziemlich amtlich; als Tipp sei „The Preacher And The Witch“ angeführt, bei welchem letztere auch zu Wort kommt und so für einen melodischen Farbtupfer sorgt.

In der Wiederholung verliert „Crocodile Tears“ bei prinzipiell gleich bleibender Rezeptur allerdings etwas an Durchschlagskraft. Alles in allem mangelt es POTERGEIST letzten Endes wie vielen anderen des Genres im Vergleich zu den Großen an griffigem Songwriting und eigener Note. CORROSION OF CONFORMITY Mitte/Ende der 90er hatten die packenderen Hooklines, DOWN waren bzw. sind insgesamt mächtiger und abwechslungsreicher, MONSTER MAGNET sowohl poppiger als auch abgefahrener.

Für Freudentränen besteht angesichts POTERGEISTs Neuer somit kein Anlass; abseits der genannten und vielleicht auch nicht ganz gerechten Vergleiche muss man indes auch nicht in Heulen und Zähneklappern verfallen. Wobei Zähneklappern bei angedeuteten virtuellen feucht-schwülen Temperaturen von 40 Grad aufwärts ohnehin abwegig erscheint.

Und wenn man unter einem Breitkrempigen zu einem ordentlichen Bourbon die Augen schließt und sich der Musik der Griechen bei voller Lautstärke hingibt, dann kann man ihn auch vage spüren, den sumpfigen (POTER-)Geist des amerikanischen Südens, wenngleich unter Umständen nur als Fata Morgana rockiger Großtaten der Musikgeschichte. Und doch: Irgendetwas fehlt, irgendein Detail…