
PRESS CLUB senden mit „To All The Ones That I Love“ eine musikalische Liebeserklärung raus in die Welt. Dabei öffnet die australische Band nicht nur ihre Herzen, sondern auch ihren Sound. Dieser hat sich auf dem vierten Album ein Stück weit von den Punk-Wurzeln der Truppe aus Melbourne entfernt, ohne aber ganz darauf zu verzichten.
PRESS CLUB brechen Herzen statt Fensterscheiben
Böse Zungen würden ja behaupten, dass die meisten Sachen die sich heutzutage Punk schimpfen, eigentlich meistens Indie Rock sind. Und tatsächlich trifft diese Bezeichnung auf PRESS CLUB heuer besser zu, was aber keinesfalls negativ zu werten ist. Das Punk-Korsett ist PRESS CLUB inzwischen einfach zu eng geworden, während das breite Feld an Subgenres, welches sich unter dem Oberbegriff Indie Rock versammelt, der Band viel besser gerecht wird. Drei-Akkord-Geschrammel oder wilde Pogo-Nummern sollte man jedenfalls nicht erwarten und auch lyrisch brechen PRESS CLUB eher Herzen als Fensterscheiben.
Tatsächlich beginnt das Album mit „I Am Everything“ überaus ruhig. Die Nummer wird von einem simplen Akustikgitarren-Riff über einem entspannten Drumbeat dominiert, die Fronterin Natalie Foster viel Raum für ihren leicht melancholischen Gesang lassen und zum Einstieg erstmal ein wenig Lagerfeuer-Stimmung verbreiten. Etwas schwungvoller geht es dann mit „Wilt“ weiter, das mit seiner Mischung aus New-Wave-lastigen Gitarrenmelodien, hemdsärmeliger Rock-Musik und einer auch hier stets mitschwingenden Melancholie nicht unerheblich an die ersten beiden Alben von THE GASLIGHT ANTHEM erinnert.
Erstmals richtig Zähne zeigen PRESS CLUB mit dem von einer treibenden Bassline dominierten „Champagne & Nikes“, das neben dem energisch rockenden „Tightrope“ wohl am ehesten den Punk-Wurzeln der Band Tribut zollt. Natalie Foster gibt sich hier sowohl lyrisch als auch in der Intonation bissig und überhaupt präsentiert sich die Sängerin mal wieder als Aushängeschild der Band, da sie ein breites Feld an Emotionen von sanft über introspektiv bis hin zu kratzbürstig und angepisst glaubhaft abzudecken weiß.
„To All The Ones That I Love“ ist sowohl musikalisch als auch emotional vielseitig
Womit man das Licht der restlichen Musiker keinesfalls unter den Scheffel stellen sollte, denn Iain Macrae (Bass) und Frank Lees (Drums) sorgen stets für ein solide groovendes Fundament, zu dem Greg Rietwyk verspielte Gitarrenmelodien zwischen JOY DIVISION, THE CURE und NEW ORDER zaubert. Tatsächlich stehen die einzelnen Bandmitglieder auf „To All The Ones That I Love“ wohl so gleichberechtigt nebeneinander wie selten zuvor.
Ein gutes Beispiel dafür ist das freche „No Pressure“, dessen leicht hyperaktiver Groove einen sofort mitnimmt, während man von Natalie Fosters rotziger Gesangsdarbietung förmlich angesprungen wird. Eine Nummer wie „Wasted Days“ wiederum verbreitet trotz Selbstfindungs-Lyrik eine Art sorglose Strandbar-Atmosphäre, wohingegen sich „Vacate“ mit erneut sehr Wave-lastigen Gitarren und einem ergreifenden Refrain schnell zur Post-Punk-Hymne steigert. In eine ähnliche Kerbe schlägt auch der mitreißende aber ungleich melancholischere Titeltrack.
Vielseitigkeit scheint auf „To All The Ones That I Love“ das Credo von PRESS CLUB zu sein, sowohl musikalisch auch als emotional. Fosters Texte wirken mal nachdenklich, mal wütend und immer sehr persönlich, während auch die Musik zwischen Introspektion, Vorwärtstrieb und Tanzbarkeit schwingt. Ein paar Ecken und Kanten hat die Band dabei sicherlich abgeschliffen und auch der Sound wirkt insgesamt aufgeräumter und differenzierter als bisher, das schadet aber überhaupt nicht. „To All The Ones That I Love“ ist ein schönes Indie-Punk-Album für grüblerische Sommernächte von einer Band, die sich gut gereift präsentiert.
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Very good and versatile Album